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Die Geschichte der Afrikanischen Diaspora in Berlin

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Beitrags-Autor: Ingolf Seidel

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Paulette Reed-Andersohn: Menschen Orte Themen. Zur Geschichte und Kultur der Afrikanischen Diaspora in Berlin. Joliba. Interkulturelles Netzwerk Berlin e.V., Berlin (2013) 95 S. 

Von Ingolf Seidel

Die Auseinandersetzung der Mehrheitsgesellschaft mit dem deutschen Kolonialismus und seinen Folgen steht bestenfalls noch an ihrem Anfang. Berliner Straßennahmen wie „Mohrenstraße“, „Togostraße“, „Lüderitzstraße“ usw. zeigen, wie wenig Sensibilität im Umgang mit Imperialismus und Kolonialerbe besteht. Auch die Geschichte(n) von Schwarzen während des Nationalsozialismus ist bisher einer breiteren Öffentlichkeit wenig bekannt. 

Im Rahmen des Berliner Themenjahres „Zerstörte Vielfalt“ hat der Verein Joliba. Interkulturelles Netzwerk e.V. nun eine Broschüre in der Autorenschaft von Paulette Reed-Andersohn veröffentlicht, die es sich zum Anliegen gemacht hat, „die Präsenz von Schwarzen in Deutschland im historischen Kontext“ (S.7) darzustellen. Der Band ist in eine Einleitung und drei weitere Kapitel gegliedert. Eingangs wird die Geschichte des transantlantischen Sklavenhandels zwischen 1682 und 1857 und dessen Verhältnis zu den preußischen Staaten am Beispiel der preußischen Gesetzgebung aufgegriffen. Es folgen im nächsten Kapitel „Imperialismus, Handel, Wirtschaft und das deutsche Kaiserreich 1871 – 1918“ Schlaglichter auf die internationale Berlin West Africa Conference von 1884/1885 mit der Berlin „zum Machtzentrum der deutschen Kolonialpolitik“ (S. 25) wurde und ein wichtiger Aufsatz zum Widerstand gegen die deutsche Kolonialpolitik. Das abschließende Kapitel greift „Ausgrenzung und Überleben während der Nationalsozialistischen Diktatur 1933 – 1945“ anhand der biographischen Beispiele von Juliana, James und Theodor Wonja Michael auf, deren Vater Afrikaner war und die bis zum Tod der Eltern im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg lebten. Ergänzt werden die Zeitzeugenberichte von Juliana und James Michael um biographische Anmerkungen zu Bayume Mohamed Husen, die von Theodor Michael stammen. Der Deutsch-Afrikaner Husen, der sich gegen die 1933 auf dem kalten Verwaltungsweg erfolgte Ausbürgerung wehrte, wurde unter dem Vorwurf der „Rassenschande“ verhaftet und 1941 der Gestapo überstellt. Unter nicht geklärten Umständen starb er 1944 im Konzentrationslager Sachsenhausen.

Der vorliegende Band zeichnet sich dadurch aus, dass alle Kapitel jeweils durch Chronologien und Bildmaterial reichhaltig ergänzt werden. Den Kapiteln zum deutschen Kolonialismus und zum Nationalsozialismus ist darüber hinaus vielfältiges Quellenmaterial hinzugefügt, das sowohl aufzeigt wie selbstverständlich der deutsche Handel des Kaiserreichs vom Kolonialismus profitiert hat als auch mit welchen propagandistischen und administrativen Maßnahmen die nach 1933 im Deutschen Reich lebenden Afrikaner/innen diskriminiert und verfolgt wurden. Jedes Kapitel wird darüber hinaus durch ein ausführliches Literaturverzeichnis ergänzt. Rund 20 % der Texte sind in englischer Sprache, wobei diejenigen im Zusammenhang mit der Familie Michael und Mohamed Husen zweisprachig abgedruckt wurden. Im Überblick wird deutlich, dass bis zur Machtübergabe an die Nationalsozialisten Schwarze ein Teil des Alltags in Berlin waren. 

Dem Band im A4-Format ist eine ausführliche Rezeption und ein praktischer Einsatz durchaus zu wünschen. Die Chronologien und die abgedruckten Quellen ermöglichen die Verwendung im Geschichtsunterricht und sind hierfür ausdrücklich zu empfehlen. 

„Menschen Orte Themen“ kann gegen eine Gebühr von 6 € zzgl. Porto über die Webseite des Vereins Joliba (www.joliba.de) oder per E-Mail (joliba [at] snafu [dot] de) bestellt werden.  

 

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