Empfehlung Film

Bewegende Aufnahmen – Aufklärung durch Filmemachen und Gruppenarbeiten

Auf der Homepage des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. findet sich eine Mediathek, die unter anderem zahlreiche von Jugendlichen und Schulklassen angefertigte Videos beinhaltet. Während mehrtägiger Exkursionen, Aufenthalten in Tagungshäusern des Volksbundes oder internationalen Begegnungsstätten wurden sie dazu animiert, sich am Filmemachen auszuprobieren. Thematisch an der Kriegsgräberfürsorge orientiert, entstanden so unterschiedliche Perspektiven einer Generation, die sich selbst nicht in einem Krieg befunden, durch ihre Dokumentationen aber eine eigene Form der Erinnerung gefunden hat.

„Versuchen Sie, nicht zu vergessen.“

Die Dokumentation „Train to Freedom“ ist aus dem Wettbewerb „Zeitensprünge“ der Stiftung Demokratische Jugend hervorgegangen, an dem sich die Schüler/innen unter Anleitung des Volksbundes 2011 beteiligten. Auch bei weiteren Filmen in der Mediathek, etwa dem Projekt „Durch die Linse der Erinnerung“, waren hier Jugendliche selbst am Werk. Die Projektgruppe des internationalen Gymnasiums Barleben hat mit dem Film gewonnen. In dem achtminütigen Kurzfilm wird László Ungvári vorgestellt, der als ungarischer Jude in das Konzentrationslager Bergen-Belsen verschleppt wurde. Nachdem das Lager im April 1945 durch die sowjetische Armee aufgelöst wird, durchlebt er als Siebenjähriger kräftezehrende Zugfahrten und wird schließlich mit seiner und drei anderen Familien in einer Kaserne untergebracht. Wenige Tage später verstirbt sein Vater wie viele andere ungarische Juden an den Folgen des Konzentrationslagers. Insgesamt sind über 560.000 ungarische Jüdinnen und Juden in oder aufgrund der Haft in Konzentrationslagern verstorben. László Ungváris Vater wurde auf einem Friedhof vor den Kasernen beerdigt. Dieser wurde aber bereits in den 1950er Jahren von der lokalen Regierung zerstört und zu einem Sportplatz umfunktioniert. Erst 1997 wird an dieser Stelle wieder ein Friedhof errichtet, wo László Ungvári seinen Vater betrauern kann.

Der Film präsentiert László Ungvári im Gespräch mit einer generationenübergreifenden Gruppe. Der Schwerpunkt liegt damit auf einem Austausch zwischen unterschiedlichen Altersgruppen und einem internationalen historischen Dialog. Am Ende wird die Botschaft des Kurzfilms und der Erzählung des Zeitzeugen hervorgehoben: „Versuchen Sie, nicht zu vergessen.“ Die Arbeit an Kriegsgräbern wird damit als ein Teil geschichtlicher Aufarbeitung und des Gedenkens aufgezeigt, der sich neben Soldatengräbern auch jenen Ruhestätten widmet, in welchen Verfolgte des Nationalsozialismus begraben sind.

Interkulturelle Begegnungen

Einen allgemeineren Einblick in die Jugendarbeit des Volksbundes bietet Yoann Tallés Kurzfilm über eine trinationale Jugendbegegnung des Landesverbandes Berlin in Belgrad. Dort trafen französische, serbische und deutsche Schüler/innen aufeinander, um ihren Alltag miteinander zu verbringen und an einem vielfältigen Programm teilzunehmen. Beispielsweise Workshops zu Vorurteilen, gemeinsamen Besuchen von Gedenkstätten und Rallyes an historischen Orten.

Zu einem Highlight gehörte für die Jugendlichen die Produktion und gemeinsame Analyse eigener Kurzfilme zu Gedenkstätten und Kriegsgräbern. In der Arbeit, die Tallés Kurzfilm als spannende gemeinsame Beschäftigung aufbereitet, lernten sich die Schüler/innen kennen und eigneten sich in der Gruppe einen eigenen, einprägsamen Blick auf die europäische Geschichte von Krieg- und Gewaltherrschaft an.

Lust am Filmen – Möglichkeiten des Lernens

Die Kurzfilme in der Mediathek des Volksbundes können Jugendlichen eine Form der geschichtlichen Aufarbeitung vermitteln, die nicht ausschließlich auf Lesen und Schreiben basiert. Die als pädagogisches Mittel nahegelegte Produktion von Filmen kann eine sinnvolle Alternative sein, um aktiv Geschichte aufzuarbeiten und Anderen das eigene erworbene Wissen zu vermitteln.

Die Dokumentationen selbst schaffen Lust auf das Produzieren eigener Werke und zeigen den Volksbund gleichzeitig als einen Verein, der sich für die historische Arbeit mit Jugendlichen eignet. Insbesondere Tallés Film bewirbt nicht nur Veranstaltungen des Volksbundes, sondern zeigt zahlreiche methodische Optionen für die pädagogische Arbeit auf.

Die Mediathek des Volksbundes bietet viele weitere Videoclips und Kurzfilme. Sie bietet sich entsprechend für selbstständige Rechercheaufgaben in Schulklassen an.

Das Video „Train to Freedom“ findet sich hier. Zum Kurzfilm von Yoan Tallé.

 

 

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