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Informationen zur politischen Bildung – Nationalsozialismus: Aufstieg und Herrschaft

Von Mara Puškarević

Das Heft behandelt die verschiedenen Ereignisse und Faktoren, die schließlich dazu führten, dass die junge Demokratie der Weimarer Republik sich in eine nationalsozialistische Diktatur verwandelte

Die Zeitschrift „Informationen zur politischen Bildung" widmet sich im Heft Nr. 314 dem Thema „Nationalsozialismus: Aufstieg und Herrschaft“. Das Magazin geht der Frage nach, wie es in der Weimarer Republik zur Machtübergabe an die NSDAP kommen konnte. Des Weiteren wird besprochen, wie es das Regime schaffte, eine solch große Anerkennung von der Bevölkerung zu gewinnen. Schließlich soll das Heft auch dazu dienen, einen Gegenwartsbezug herzustellen: rechte Ideologien sollen als solche enttarnbar sein. Dazu müssen Möglichkeiten geschaffen werden, ihnen rechtzeitig entgegen zu wirken.

Aufstiegsjahre der NSDAP

In diesem Kapitel beschreibt das Magazin die Anfänge und die ersten Erfolge der nationalsozialistischen Partei in Deutschland. Das Gelingen der Partei ist dabei bereits in den Jahren des Ersten Weltkrieges und besonders in den unmittelbaren Jahren danach zu suchen. Verschiedene Ereignisse, wie zum Beispiel das Unterschreiben des Versailler Vertrages durch einen sozialdemokratischen Ministerpräsidenten oder die schlechte soziale Lage der Bevölkerung nach dem Ersten Weltkrieg, wirken mobilisierend zugunsten der Rechten in der Republik. So wird dargestellt, wie mit Hilfe der Dolchstoßlegende die Sozialdemokratie für die schlechte Situation der Bürger/innen verantwortlich gemacht wurde.
Auch die Gründung und das Bekanntwerden der DAP im Jahre 1919, die sich 1920 in die NSDAP umbenannt hatte, wird in diesem Kapitel genauer betrachtet. So machte sich in Deutschland ein Antisemitismus mit neuer Qualität breit. Die antimarxistischen und antisemitischen Parolen waren zwar nicht ungewohnt, neu war jedoch der Aufruf zur tätlichen Gewalt. Der Konjunkturrückgang in der Weimarer Republik spielte laut Magazin den Nationalsozialisten in die Hände. Ab 1929 ließen sich bei den Landtagswahlen die ersten ernst zu nehmenden Wahlsiege verbuchen. Bei den Wahlen im Jahr 1930 war die NSDAP zweitstärkste Partei.
Hier erläutert das Heft die interessante und notwendige Frage, wie die Wählerschaft der NSDAP zusammengesetzt war. Es werden dabei folgende Gruppen vorgestellt. Die NSDAP konnte besonders Nichtwähler/innen vom Land mobilisieren. Das bürgerliche Lager und Protestant/innen schenkten ihre Stimme ebenso der Partei. Während Frauen und Arbeiter/innen kaum für die Nationalsozialist/innen gestimmt haben, gehörte die Mittelschicht zu der wichtigsten Wählergruppe. Auch das Beamtentum war anfällig für die Rhetorik der Nationalsozialisten. Die Mitgliederzahl stieg in den darauf folgenden Jahren bis 1933 an. Dabei waren Oberschicht, Student/innen und Akademiker/innen überrepräsentiert. Durch ihr jugendfreundliches Auftreten konnte die NSDAP des Weiteren vor allem junge Mitglieder für sich gewinnen.
1932 wird von der Zeitschrift als heftigster Wahlkampf in der Weimarer Republik dargestellt. Hitler ließ sich in verschiedene Deutsche Städte einfliegen und wurde dort millionenfach gehört, SA-Schergen wüteten und mordeten auf den Straßen. Die Waffe der Sozialdemokrat/innen und der Gewerkschaften, der Generalstreik, wurde aufgrund der Befürchtung, die ohnehin schon schlechte ökonomischen Lage noch weiter zu verschärfen, nicht eingesetzt. So wurde kein ernst zu nehmender Widerstand geleistet. Schließlich gewann die NSDAP die Wahlen.
Vor allem die herrschenden politischen, wirtschaftlichen und militärischen Eliten waren am Ende für den Erfolg der NSDAP ausschlaggebend. Sie können somit für die Machtübergabe mitverantwortlich gemacht werden. Dazu heißt es im Magazin (S. 27): „Vielmehr setzen sie [die Eliten] auf einen autoritären Staat unter Einschluss der Nationalsozialisten, die sie hofften, zähmen zu können. Im Vertrauen auf die Herrschaft über die wichtigsten institutionellen Machtapparate wie das Heer, die Bürokratie und die Justiz sowie die Unterstützung seitens der Wirtschaft glaubten sie, die nationalsozialistische Massenbewegung als Mehrheitsbeschafferin einbinden und zugleich von den tatsächlichen Entscheidungen fernhalten zu können.“. Insgesamt wird in dem Abschnitt über den Aufstieg der NSDAP gut verdeutlicht, wie sehr sich die parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik in den Kinderschuhen befand.

Machtübernahme

In Kapitel zur Machtübernahme werden die Veränderungen, die nach der Machtübernahme stattfanden veranschaulicht. Zu den wichtigsten Veränderungen werden das Gesetz zur Gleichschaltung, das Ermächtigungsgesetz, der Aprilboykott, das Gesetz zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, die Auflösung der Gewerkschaften sowie der Einschnitt in die Medien- und künstlerischen Freiheit durch die Bücherverbrennungen identifiziert.

Die Idee der „Volksgemeinschaft“

Durch verschiedene Aktionen der NSDAP und ihrer Organisationen sollten verschiedene gesellschaftlich weniger angesehene Gruppen angesprochen werden. Im Heft erfährt man wie die „Volksgemeinschaft“ von den Nationalsozialist/innen mit verschiedenen Aktionen, wie etwa Spendenaktionen, geschaffen wurde. Mit einer Rhetorik von Einheit und Solidarität wurde das Gemeinschaftsgefühl hergestellt. Damit wurde unter den Deutschen eine soziale Gleichheit empfunden.
Die in dem Heft vorgestellten Zielgruppen der NSDAP sind Arbeiter/innen, die Jugend und Frauen. Um diese Gruppen bemüht sich die Partei in besonderem Maße. Auch wenn die Arbeiter/innen den Nationalsozialist/innen vorerst skeptisch gegenüber standen, konnten sie durch die „Deutsche Arbeiterfront“ (DAF) für die Politik der NSDAP gewonnen werden.

Verfolgung

Schließlich resümiert das Magazin, wer zu den verfolgten Gruppen gehörte. Während zu Anfang der Machtübernahme gegen Kommunist/innen und andere Oppositionelle vorgegangen wurde, sollte es in den folgenden Jahren zu einer „rassistischen Generalprävention“ durch die SS und einer rassistisch gewordenen Polizei kommen. Dafür wurde der Ausbau der Konzentrationslager vorangetrieben. Die Zeitschrift stellt in diesem Abschnitt die bisher nicht erwähnten verschiedenen verfolgten Gruppen wie „Asoziale“, Homosexuelle sowie Roma und Sinti vor. Auch das Mittel der Zwangssterilisation mit dem Ziel der Ausrottung dieser Gruppen wird hier verdeutlicht.
Der längste Teil dieses Kapitels ist der Verfolgung der Jüdinnen und Juden gewidmet. Darin finden auch Erklärungen zur Enteignung und den Nürnberger Gesetzen Erwähnung. Die Zeitung endet mit Erläuterungen zu den Novemberpogromen.

Fazit

Das Magazin verdeutlicht auf umfangreiche Art und Weise, welche Faktoren und Ereignisse die Machtübernahme der Nationalsozialisten begünstigt haben. Lehrer/innen und Multiplikator/innen erfahren hier wichtige Daten und Fakten über den langwierigen Prozess der Machtübernahme Dabei endet das Heft nicht, wie so oft bei diesem Thema, in den Jahren 1933 oder 1934, sonder betrachtet den Prozess bis zum Jahre 1938. Interessant ist, dass unterschiedliche Gruppen vorgestellt werden: nicht nur die verschiedenen Gruppen, die von der Verfolgung betroffen waren werden behandelt, sondern auch diejenigen, die von Anfang an als Wähler/innenschaft die NSDAP unterstützt haben. Auf welche Art und Weise Gruppen, die sich nicht von Anfang an von der nationalsozialistischen Ideologie begeistern ließen, wie zum Beispiel Arbeiter/innen, Jugendliche und Frauen im allgemeinen, für die Partei gewonnen werden konnten, wird im Magazin ebenso deutlich.
Informationen zur politischen Bildung (Heft 314) kann kostenlos bestellt werden oder hier heruntergeladen werden.

 

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