Am 10. Juni 1942 löschten die deutschen Nationalsozialisten das böhmische Dorf Lidice samt seiner Bewhner/innen aus. Die 172 Männer des Ortes wurden sofort erschossen, die Frauen und Kinder interniert und das Dorf niedergebrannt und gezielt eingeebnet. Die Zerstörung war Teil der Racheaktionen nach dem Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich in Prag. Nach dem Krieg wurde 300m vom alten Lidice ein neues Dorf aufgebaut; an der Stelle des früheren Lidice befindet sich heute eine Gedenkstätte.

Die Kinder von Lidice

Die 195 Frauen des Dorfes wurden in das Konzentrationslager Ravensbrück bei Fürstenberg/Havel deportiert, wo 52 von ihnen ermordet wurden. Die 98 Kinder kamen in das Lager der „Umwandererzentrale Litzmannstadt“ im polnischen Łódź. Nach der Aussonderung nach rassischen Kriterien wurden 85 von ihnen im Vernichtungslager Kulmhof vergast, 13 von ihnen zur „Germanisierung“ in ein so genanntes Lebensborn-Heim gebracht und nach dem Krieg in Bayern wieder gefunden.

Das Schicksal der Kinder von Lidice sollte stellvertretend für die Leiden der Kinder im Krieg stehen. Ab 1969 arbeitete die Bildhauerin Marie Uchytilová an einer bronzenen Statuengruppe der Lidicer Kinder, die unter dem Namen „Denkmal für die Kinderopfer des Krieges“ 1995 aufgestellt werden konnte. Bis zum Jahr 2000 kamen weitere Kinderstatuen hinzu, so dass das Denkmal nun aus den 42 ermordeten Mädchen und 40 ermordeten Jungen besteht.

Das Gedenken an Lidice

Nachdem die Zerstörung des Dorfes und die Ermordung seiner Bewohner bekannt wurden, benannten sich mehrere Gemeinden in der ganzen Welt in Lidice um. Der Ort wurde zudem Gegenstand unterschiedlicher künstlerischer Gedenkformen, so entstand ab 1967 eine Kunstsammlung mit Exponaten deutscher Künstler unter dem Namen Pro Lidice, Heinrich Mann widmet ihm sein Buch „Lidice“, das Lidicehaus in Bremen bietet unterschiedliche Formen internationaler Jugendarbeit an und viele Projekte haben das Gedenken an die Auslöschung des Dorfes zum Gegenstand (ein Projekt mit dem Namen „Rosen für Lidice“ wurde auf Lernen aus der Geschichte vorgestellt). Unter den zahlreichen filmischen Umsetzungen der Tragödie ist die ZDF-Dokumentation „Die Kinder von Lidice“ sowie der im Jahr 2011 entstandene tschechische Spielfilm „Lidice“ hervorzuheben. Auf der tschechischen Internetseite „Zaniklé Obce / Verschwundene Orte“ umfasst der Eintrag zu Lidice zahlreiche historische und aktuelle Fotos und Karten, weiterführende Links sowie Biografien früherer Bewohner (letztere allerdings nur auf Tschechisch).

Die Gedenkstätte und das Museum

Bereits unmittelbar nach dem Krieg wurde das Gebiet auf dem sich Lidice befunden hatte mit der Einweihung eines ersten Denkmals im Juni 1945 zu einem Gedenkort. Bereits Anfang der fünfziger Jahre wurde das erste Museum eröffnet.
Die heutige Gedenkstätte Lidice umfasst ein großes Areal, in dem sich die Fundamente der zerstörten Ortschaft nachvollziehen lassen und das aus einem Bildungszentrum, einem Museum, einer Galerie, einem Rosengarten und zahlreichen Gedenkorten besteht. Unmittelbar an die Gedenkstätte schließt sich eine Allee an, entlang der das neue Lidice ab Mai 1947 wieder aufgebaut wurde. Den Umgang der Ortschaft mit dieser schweren Hinterlassenschaft thematisiert ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Das pädagogische Angebot der Gedenkstätte umfasst sowohl Lehrer/innenfortbildungen als auch Seminare für Schülerinnen und Schüler. Zudem richtet die Gedenkstätte einen internationalen Malwettbewerb aus, aus dem die „Internationale Kinderausstellung der bildenden Kunst“ entsteht sowie den Wissens- und Literaturwettbewerb „Lidice für das 21. Jahrhundert“. Zudem publiziert die Gedenkstätte verschiedene Bücher, die vor allem das Schicksal der Kinder behandeln, so die Publikation „Kinderschicksale aus Lidice“ oder auch die Erinnerungen des überlebenden Mädchens Jaroslava Skleničková. Die Bücher können per Nachnahme in der Gedenkstätte bestellt werden.

Podcasts

Im Internet finden sich unzählige Podcasts, die sich dem Schicksal Lidices widmen. Hinweisen möchten wir an dieser Stelle auf zwei Beiträge, die Berichte von Überlebenden Kindern des Massakers enthalten: In dem Beitrag „Lidice, ein Dorf, das in einer Nacht aufhörte zu existieren“ berichtet Jaroslava Skleničková Radio Praha von ihren Erlebnissen, der Bericht von Anna Nesporová steht leider nur noch als Textversion zur Verfügung. Ein weiterer Beitrag von Radio Praha stellt das Projekt „Rozeznění – Lidice 2012“ vor. Mithilfe eines Audiodramas, bei dem die Zuhörer selbst Regie führen, wollen sie an das Dorf Lidice erinnern. Ein bereits auf Lernen aus der Geschichte vorgestellter Podcast stellt den Spielfilm über Lidice von 2011 vor.

 

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