Methode

Wie recherchiert man eigentlich (mit Kindern und Jugendlichen) im Internet?

Steffi Winkler, (M. A. Medien und Bildung), medienpädagogische Referentin im BITS 21 | WeTeK Berlin gGmbH und Projektkoordinatorin der Arbeitsgemeinschaft comp@ss – Kinder- und Jugendführerschein.

Von Steffi Winkler

Die Recherche im Internet gehört heute zum Lebensalltag von Schulkindern dazu. Für sie ist es selbstverständlich: alles was sie suchen, finden sie im Internet. Vor allem ist das Internet eine nicht mehr wegzudenkende Hilfe für das Lösen von Hausaufgaben.
Laut der KIM-Studie 2010 [1]. ist die am häufigsten genutzte Internetseite bei Kindern die Suchmaschine Google. Ebenso geht aus der Studie hervor, dass die Kinder ihre eigene Recherchekompetenz als ganz gut einschätzen und nur ab und zu mal Hilfe benötigen. Die Selbstauskunft der Kinder sagt natürlich wenig aus, wie es nun wirklich um ihre Recherchestrategien bestellt ist. Aber eines steht fest – für gezieltes Suchen und Finden sowie einen kritischen Umgang mit den "unendlichen" Angeboten müssen Kompetenzen erworben werden, welche im Lernkontext gefördert werden können. So besteht eine Aufgabe für die Medienpädagogik darin, Kinder und Jugendliche medienkompetent zu machen, damit sie sich sicherer in einer von Medien durchdrungenen Welt bewegen können.

Auf der ganzen Welt sind Menschen damit beschäftigt, das Internet mit Informationen zu versorgen, täglich entstehen Millionen von neuen Inhalten in Form von Texten, Videos, Bildern und vielem mehr. Somit ist das Internet praktisch unüberschaubar. Suchmaschinen sind ein Werkzeug der digitalen Welt, um diese Milliarden von Informationen, die sich auf Websites befinden, nach Schlagworten zu durchsuchen. Je nachdem, wie konkret eine Suchanfrage gestellt wird, erhält der Suchende Ergebnisvorschläge, die sich auf verschiedenste Websites beziehen. Dennoch, die Suche im Internet kann der Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleichen.

Suchmaschinen

Gerade wegen der Weitläufigkeit des Internets sind Suchmaschinen die am häufigsten genutzte Anwendung. Im Wesentlichen unterscheidet man zwei Arten von Suchmaschinen: Volltextsuchmaschinen und Metasuchmaschinen.
Um das Internet nach den Suchbegriffen zu durchsuchen, benutzt die Volltextsuchmaschine einen Index. Der Index ist ein Verzeichnis, welches wichtige Begriffe und die Internetadresse auf der die Begriffe vorkommen, enthält.
Indexe werden von Programmen, so genannten "Robots" automatisch erstellt. Die Programme durchsuchen das Internet und bestimmen die Stichwörter für den Index automatisch.

Die Suchmaschine ordnet nun die gefundenen Informationen nach bestimmten Kategorien und Schlüsselbegriffen. Damit Ergebnisse der gestarteten Suchanfrage entsprechen, werden die gefundenen Informationen mit den Suchbegriffen verglichen und ausgewertet. Die Auswertung der Suchergebnisse erfolgt ebenfalls automatisch und wird von verschiedenen Aspekten beeinflusst, zum Beispiel von der Häufigkeit des Suchbegriffs oder den Hyperlinks auf anderen Internetseiten.

Meta-Suchmaschinen sind, wie der Name schon sagt, Suchmaschinen auf einer höheren Ebene. Sie haben keinen eigenen Index, sondern leiten die Suchanfrage an mehrere Suchmaschinen weiter. Die Meta-Suchmaschine sammelt die Ergebnisse und stellt diese in der Trefferliste dar. Bei der Suche nach einem ausgefallenen Begriff kann eine Metasuchmaschine sehr hilfreich sein. So durchsucht beispielsweise die älteste deutsche Meta-Suchmaschine Metager 30 deutsche Suchmaschinen.

Volltextsuchmaschinen Meta-Suchmaschinen Kindersuchmaschinen

Für die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Suchmaschinen bietet das Informationsportal www.suchfibel.de ausreichend Lesestoff. Google ist wohl die bekannteste und am meisten genutzte Suchmaschine. Aber nicht immer eignen sich die populären Suchmaschinen für die erfolgreiche Nachforschung; nicht zuletzt verdienen sie ihr Geld mit Werbung. Die Anzeigen auf den Internetseiten sind zwar sichtbar vom Inhalt getrennt, aber nicht immer auf den ersten Blick erkennbar und zudem schalten Suchmaschinen ihre Anzeigen im Kontext zu dem eingegebenen Suchbegriff. Ebenso können Kinder auf Inhalte stoßen, die eindeutig nicht für ihr Alter geeignet sind. Um Kindern das Suchen zu vereinfachen und sie zu unterstützen gibt es spezielle Suchmaschinen für Kinder. Dazu gehören z.B. www.blinde-kuh.de, www.fragfinn.de und www.helles-koepfchen.de. Diese Suchmaschinen funktionieren oft nach dem "White-List"-Prinzip. Websites, die hier gefunden werden sollen, müssen in eine nach bestimmten Kriterien geprüfte Liste aufgenommen worden sein. Diese Suchmaschinen eignen sich vor allem für Grundschüler, die hier bei einer Suche gefundenen Ergebnisse sind sowohl vom Inhalt als auch von der Darstellung her altersgerecht.

Gesucht – gefunden?

Jede Suchmaschine braucht Suchbegriffe, um Suchanfragen bearbeiten zu können. Je genauer diese festgelegt sind, desto sicherer führt die Suche zum Ziel. Hierfür ist es hilfreich, sich vor der Suche über das Rechercheziel im Klaren zu sein. Was weiß ich schon über das Thema? Was möchte ich noch herausbekommen? Welche konkreten Fragen kann ich stellen? Wenn z.B. Informationen zur historischen Entwicklung einer Stadt gesucht werden, ist es oft nicht ausreichend nur den Namen der Stadt als Suchbegriff zu bestimmen. Das Internet filtert so alles heraus, wo der Name der Stadt vorkommt, ungeachtet dessen, ob diese Information für mich hilfreich ist oder nicht. Wird aber bei der Suche eingegrenzt, welche Informationen man genau zu der Stadt haben möchte, wird der Suchbereich eingegrenzt. Des Weiteren verfälschen Rechtschreibfehler das Suchergebnis, ein Problem häufig gerade jüngerer Schüler/innen, deren Rechtschreibung noch wenig Sicherheit unterliegt.

Für das Suchen mit mehreren Suchbegriffen gibt es Verknüpfungsregeln, die die Suche unterstützen können:

Was werden für Suchbegriffe eingegeben? Wie sucht die Suchmaschine

  • Berlin der einzelne Begriff wird gesucht
  • Berlin Geschichte nach beiden Begriffen wird einzeln gesucht
  • Berlin + Geschichte es wird nur nach Informationen gesucht, in denen beide Begriffe vorkommen
  • "Geschichte Berlins" Die Anführungszeichen geben an, dass nur nach dem exakten Ausdruck gesucht wird (bietet sich an bei der Namenssuche)
  • Berlin…Geschichte die Pünktchen sorgen dafür, dass in der vorgegebenen Reihenfolge gesucht wird
  • Ber* das Sternchen zeigt an, dass nach allen Begriffen gesucht wird, die mit dem Wortstamm "Ber" beginnen

Bei der Auswertung der gefundenen Informationen muss immer auch die Glaubwürdigkeit der Inhalte in Frage gestellt werden. Viele Internetseiten spiegeln das wider, was Menschen wissen, unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Informationen. Der kompetente Umgang mit Ergebnissen von Suchmaschinen setzt das Wissen voraus, dass viele Anbieter von Internetseiten ein starkes Interesse daran haben, ihre Angebote in den Ergebnislisten der Suchmaschinen möglichst weit oben platziert zu sehen. Deshalb sind die ersten Treffer nicht immer die besten oder die richtigen. An dieser Stelle sollte auch auf die "gekauften" Suchergebnisse an den ersten Stellen hingewiesen werden, die bei Google farbig hinterlegt sind, d.h. dass z.B. Firmen Zahlungen an das Unternehmen Google vornehmen, um bei der Suche ganz oben in der Ergebnisliste zu erscheinen.

Es bietet sich an, einen Suchbegriff mit Hilfe verschiedener Suchmaschinen zu suchen und die gefundenen Ergebnisse zu vergleichen. Dabei wird man feststellen, dass zwar Google mit Abstand die meisten Treffer landet, aber dass das nichts über die Qualität der Ergebnisse aussagt.

Checkliste: Regeln für die Recherche

Vorbereitung der Suche
  1. Zunächst überlegen, welche Begriffe zentral für die Suche sind, um die Suche einzugrenzen
  2. Hierfür kann es hilfreich sein, alle Worte, die mit dem Suchbegriff in Zusammenhang stehen, aufzuschreiben, um sinnvolle Verknüpfungen zu erkennen
Durchführung der Suche
  1. Rechtschreibung der Suchbegriffe beachten
  2. Suchbegriffe kombinieren
  3. Möglichkeiten der Verknüpfungsregeln nutzen
  4. Nach Synonymen (nach ähnlichen Begriffen) suchen
  5. Überprüfung gefundener Informationen bzw. Webadressen Seiten genauer ansehen und zunächst querlesen, nicht auf ausnahmslos richtige Treffer vertrauen
  6. Daten z.B. im Lexikon oder mit Hilfe anderer Internetseiten nachprüfen, denn im Internet werden nicht alle Inhalte auf Richtigkeit geprüft
Verwendung von Inhalten aus dem Internet in eigenen Dokumenten
  1. Das Urheberrecht gilt auch hier, unabhängig von der Form des Inhaltes
  2. Quellen müssen immer angegeben werden (Verfasser – Titel des Artikels – genaue Domainadresse – Datum des Abrufes. Beispiel: Die Gründung Berlins, http://www.chronik-berlin.de/, 08.08.2012)

Um das gezielte Suchen mit Suchmaschinen zu üben, kann man mit den Kindern und Jugendlichen auch eine Internetrallye durchführen. Aufgabe ist es, mit Hilfe einer Suchmaschine Antworten auf verschiedene Fragen zu finden. Bei der Suche nach den Antworten üben Schüler/innen auf spielerische Art und Weise, die richtigen Suchbegriffe zu benutzen und die richtigen Internetseiten zu finden.
Fachliche Unterstützung bieten spezielle Internetportale, die Kindern und Erwachsenen Hilfestellung ermöglichen, um gerade jüngeren Nutzer/innen einen kompetenten Umgang mit dem Internet zu ermöglichen. Zu empfehlen sind www.surfen-ohne-risiko.net, www.internet-abc.de und www.klick-tipps.net. Zudem bieten die Portale einen geschützten Surfraum im Internet, in dem man sich ausprobieren und frei bewegen kann.

Literatur

[1] KIM Studie 2010, Basisuntersuchung zum Medienumgang 6-13-Jähriger in Deutschland, Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, S. 28ff.

 

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