Die Ausgaben der Zeitschrift „Praxis Geschichte“ bieten stets zu einem Thema ausgearbeitete, kopierfertige Unterrichtsmaterialien für unterschiedliche Jahrgangsstufen. Die Ausgabe 3/2011 der Zeitschrift widmet sich dem Kalten Krieg.
Die bewährte Aufteilung der Praxis-Geschichte-Hefte findt sich auch in dieser Ausgabe. Den Großteil des Heftes machen die „Praxis-Beiträge“ aus. Der Basisbeitrag von Rolf Steininger gibt eine inhaltliche Einführung in den Kalten Krieg; der Text kann als Sachtext für die Sek. II dienen. Sodann folgt ein Beitrag von Martin Schnackenberg mit Überlegungen zur Didaktisierung des Themas. Zentrales Anliegen des Lernens über den Kalten Krieg sei es, den großen Systemkonflikt als Motor der Auseinandersetzung zu verstehen (ein Schaubild verdeutlicht diesen Zusammenhang). Dabei ist diese Praxis-Geschichte-Ausgabe so konzipiert, dass die Lernenden am Beispiel des Kalten Krieges sich historisch wiederholende Strukturen erkennen und den Konflikt nicht als losgelöstes Kuriosum empfinden. Schnackenberg identifiziert unterschiedliche Erkenntnis- und Lernziele sowie zu erlernende Kompetenzen und ordnet diesen die einzelnen Unterrichtsmaterialien aus dem vorliegenden Heft zu.
Unterrichtsmaterialien
Die Unterrichtsmaterialien zu sechs verschiedenen Themen machen den Großteil des Heftes aus. Jedes Thema wird kurz eingeführt, eine farblich abgesetzter Kasten gibt einen Überblick über didaktische Überlegungen, Unterrichtsplanung, Zeitrahmen, Unterrichtsverlauf und ggf. Hinweise zur Differenzierung und schließlich stehen kopierfertige Arbeitsblätter mit Quellen und Arbeitsanweisungen zur Verfügung. Bereits aus der Auflistung im Inhaltsverzeichnis ist die Eignung für die jeweiligen Jahrgangsstufen ersichtlich; zwei der Materialien dieser Ausgabe sind für Sek II gedacht, die anderen vier für Sek. I und Sek. II. Die Autorinnen und Autoren der Unterrichtsmaterialien sind selbst Lehrkräfte an unterschiedlichen Schulen.
Das erste Material „Die „bipolare“ Welt“ führt in das Thema ein. Die wichtigsten Begriffe, Daten und Fakten sind differenziert aufbereitet für verschiedene Klassenstufen. Fünf weitere Unterrichtsmaterialien vertiefen unterschiedliche Aspekte des Kalten Krieges.
„Keinen Pfennig mehr für Ulbricht“
Das Material „Keinen Pfennig mehr für Ulbricht“ thematisiert anhand des S-Bahn-Boykott in Berlin 1961 den Alltag im geteilten Berlin. Der S-Bahn-Boykott unmittelbar nach dem Mauerbau ist ein Beispiel dafür, wie der Kalte Krieg den Alltag der Westberliner bestimmte. Die S-Bahn galt – von der Reichsbahn der DDR betrieben – als Fünfte Kolonne des Ostens. Lernende können an diesem Beispiel die politische Stimmung anlässlich des Mauerbaus analysieren. Die Behandlung des Themas ist für 2-4 Unterrichtsstunden angesetzt und ab den Klassenstufen 9/10 verwendbar. Das im Rahmen der Arbeitsblätter zur Verfügung gestellte Material besteht aus historischen Fotos, kurzen Sachtexten, Ausschnitten aus Meldungen der Reichsbahn, aus Aktenvermerken der Rechtsabteilung der Reichsbahndirektion Berlin, zeitgenössischen Zeitungsartikeln, Statistiken und einer Meinungsumfrage. Abschließend sollen die Schülerinnen und Schüler über Funktion und Erfolg oder Nichterfolg entscheiden und sich in einer Diskussion ein eigenes Urteil bilden.
„In geheimer Mission“
Ein weiteres Material mit dem Titel „In geheimer Mission“ ermöglicht die Beschäftigung mit den Ost- und West-Geheimdiensten und ihren globalen Dimensionen. Der Kalte Krieg als ein Krieg (unter anderem) der Diplomaten und Geheimdienste wird hier am Beispiel der Einmischung der CIA und des KGB in die chilenischen Präsidentschaftswahlen Anfang der 1970er Jahre verdeutlicht. Auch für dieses Thema sind 2-4 Stunden in der 9 bis 13 Klasse anberaumt. Auf vier Arbeitsblättern beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit geheimdienstlichen Einflussmöglichkeiten, mit der Interessenlage der Weltmächte in Chile und den konkreten Interventionen in den 1970er Jahren. Naturgemäß ist die Arbeit der Geheimdienste schlecht dokumentiert (da Quellen nur Vorliegen, wenn Fehler in der Geheimhaltung begangen wurden), eine Bewertung des Eingreifens der USA also nicht eindeutig. Fakten und die Erinnerungen des ehemaligen US-Sicherheitsberaters und Außenministers Henry Kissinger sollen abschließend die Lernenden zu einer kontroversen Diskussion darüber anregen, welche Mittel zur Wahrung der außenpolitischen Interessen einer Demokratie legitim sind. Als Quellen dienen in diesem Material historische Fotos, Infotexte, Deklarationen der US-amerikanischen Regierung, Zeitungsartikel, Urteile von Historikern über die Intervention sowie ein Auszug aus den Memoiren Kissingers. Der Autor gibt außerdem Hinweise zur möglichen Differenzierung nach Jahrgangsstufe und Leistungsstand.
Weitere Unterrichtsmaterialien beschäftigen sich mit dem Kalten Krieg im Film, ein englischsprachiges Material für den bilingualen Unterricht thematisiert die Kubakrise und ein weiteres Material ermöglicht die Beschäftigung mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sowie den Ursachen und Folgen des Endes des Kalten Krieges.
In der Rubrik „In der Heftmitte“ wird – unabhängig vom jeweiligen Heftthema - stets ein theoretisches Konzept erläutert, in dieser Ausgabe das Diagnostizieren. „Praxis Rubriken“ bieten auf das jeweilige Thema bezogen einen Hinweis auf eine gegenständliche Quelle, stellen einen Lernort vor, geben Internet- und Medientipps sowie Hinweise auf Ausstellungen. Eine Posterbeilage visualisiert die Welt im Zeitalter des Kalten Krieges.
Fazit
Die Ausgabe von Praxis Geschichte zum Kalten Krieg bietet umfangreiche Materialien und Aufgabenstellungen, die im Geschichtsunterricht der Sek. I und II direkt eingesetzt werden können. Sie ist eine wertvolle Hilfestellung für Geschichtslehrerinnen und -lehrer, die hier kopierfertige Materialien zum Einsatz im Unterricht finden. Das Heft ist direkt über den Westermann Verlag zu beziehen und kostet 12,50 Euro. Es gibt auch die Möglichkeit die Zeitschrift im Abo zu beziehen. Abonnenten haben zudem Zugriff auf das Online-Archiv der Zeitschrift.
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- 18 Apr 2012 - 07:23