Empfehlung Fachbuch

Der Kalte Krieg

Bernd Stöver: Der Kalte Krieg. Beck Verlag München 2006. 7,90 Euro.

In der Reihe Wissen des C.H.Beck Verlags erscheinen handliche, allgemeinverständliche Überblickswerke zu verschiedenen Themen aus unterschiedlichen Wissenschaftsbereichen. Bernd Stöver, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam hat ein schmales Bändchen von gut 100 Seiten zum Kalten Krieg verfasst, das dem Leser einen Überblick über Ursachen, Verlauf, Schauplätze, Ausprägungen, Denkweisen und Zerfall des weltpolitischen Systemgegensatzes gibt.

Stöver verdeutlicht in einer Einführung die Unschärfe des Begriffes und bedient sich einer Definition, die den Kalten Krieg als „eine Auseinandersetzung zwischen zwei unvereinbar erscheinenden Weltanschauungen mit jeweils konkurrierenden Gesellschaftsentwürfen“ (S. 7) beschreibt. Dementsprechend gestalten sich auch seine Ausführungen: Er konzentriert sich weitestgehend auf die politischen und militärischen Konflikte als Ausdruck dieser Auseinandersetzung und verdeutlicht die interne Logik der Systemkonfrontation und die globalen Zusammenhänge.

Stöver konstatiert das Fehlen einer allgemein anerkannten Periodisierung des Kalten Krieges und baut konsequenterweise auch sein Buch nicht ausschließlich chronologisch auf. Er identifiziert unterschiedliche Phasen von Konflikt und Entspannung, die sich teils zeitlich überschneiden und sich auch in der Struktur der Publikation widerspiegeln: Neben chronologischen Kapiteln, die vom Beginn des Kalten Krieges, über die Herausbildung der Teilung der Welt und verschiedene Phasen der Eskalation, Stilllegung, Entspannung und Rückkehr zur Konfrontation zum Zerfall des Ostblocks 1991 führen, gibt es auch zeitübergreifende Themen. Ein Kapitel übertitelt Stöver mit „Mentalitäten im Kalten Krieg“, die von der Taktik der nuklearen Abschreckung, zum so genannten Kalten Bürgerkrieg und dem Kalten Krieg in den Medien reichen. Ein anderes Kapitel ist den Stellvertreterkriegen in der so genannten Dritten Welt gewidmet, ein weiteres stellt verschiedene Entspannungsphasen zwischen 1953 bis 1980 nebeneinander.

Der Autor schreibt dabei keine umfassende Geschichte der Nachkriegszeit, sondern konzentriert sich auf vorrangig politische und militärische Ereignisse, die sich unter dem Primat der Konfrontation zweier gegensätzlicher Systeme ereigneten. Soziale Entwicklungen oder etwa die Bedeutung der Blockkonfrontation für das Leben des Einzelnen bleiben dabei unbeachtet. Den Schwerpunkt der Darstellung bilden die politischen und militärischen Kontakte und Konfrontationen und es gelingt Stöver, die zeitgenössischen Denkweisen der Blockkonfrontation, die Funktionsweisen der Auseinandersetzung auf verschiedenen Ebenen und die globalen Verflechtungen deutlich zu machen. Die Logik des Kalten Krieges in anderen Bereichen wird leider nur am Rande gestreift, etwa in dem Kapitel über den Kalten Krieg in den Medien, hier umfassend verstanden als die Gesamtheit der Kulturproduktion unter den Vorzeichen der Polarisierung. Wünschenswert wäre außerdem eine Einführung in die einander gegenüber stehenden Ideologien und Gesellschaftsentwürfe gewesen, die nun mal die Grundlage für die Zweiteilung der Welt bildeten und in einem Standardwerk über den Kalten Krieg nicht fehlen sollten.

Alles in allem ist Stövers Publikation ein faktenreicher Überblick, der auf schmalen 100 Seiten eine Einführung in Denkweisen, Logik und Ereignisse der Blockkonfrontation im 20. Jahrhundert bietet. Kleinere Einschränkungen sind wohl der knappen Darstellungsweise geschuldet. Pädagoginnen und Pädagogen kann das Buch als rasch zu lesende, aber auch dichte Zusammenstellung der wichtigsten Fakten, Schlagworte und Dimensionen des Kalten Krieges dienen. Die Publikation ist allgemeinverständlich geschrieben, klar strukturiert, wird durch eine Zeittafel, Literaturhinweise, ein Personenregister und einige Karten ergänzt und ist für den geringen Preis von knapp 8 Euro eine lohnenswerte Einführung und ein hilfreiches Nachschlagewerk.

Für alle die sich eingehender mit der Thematik befassen wollen, liegt im selben Verlag eine ausführlichere und broschierte Ausgabe des Buches von Bernd Stöver mit dem Titel „Der Kalte Krieg. Geschichte eines radikalen Zeitalters“ vor. Diese 528 Seiten umfassende Ausgabe nimmt in zwei Kapiteln auch soziale Entwicklungen und die Mentalitäten im Kalten Krieg in den Blick.

 

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