Liebe Leserinnen und Leser,
an der Frage, ob und, wenn ja - wie die Vermittlung der Geschichte des Nationalsozialismus eine Aufgabe für die Grundschule ist, können sich die Geister scheiden und Gemüter erhitzen. In der Regel wird diese Frage durch das praktische Handeln derjenigen, die in der schulischen und außerschulischen historisch-politischen Bildung tätig sind, beantwortet.
Die titelgebende Frage des vorliegenden Magazins geht gedanklich von den regionalen Besonderheiten der Bundesländer Berlin und Brandenburg aus, meint mit Grundschule also auch die Klassenstufen fünf und sechs. Kinder dieser Altersgruppe dürften wohl mehrheitlich die jüngste Zielgruppe für schulische und außerschulische Angebote sein, die sich auf die Themen Nationalsozialismus, Holocaust und andere NS-Massenverbrechen in verschiedener Form beziehen.
Bei der altersangemessenen Vermittlung der entsprechenden Inhalte stellen sich verschiedene Fragen. Es geht zunächst darum, ob und wie weit Kinder überhaupt mit den Gräueln des Holocaust konfrontiert werden sollten, ohne sie zu überfordern. Wie weit lassen sich Herrschaftsmechanismen vermitteln, oder ist es notwendig bzw. überhaupt legitim, eine Art Geschichte light zu erzählen? In welchem Verhältnis stehen affektive zu eher kognitiven Lehr-/Lernansätzen? Schließlich fragt sich, welche Anforderungen an die Lehrenden zu stellen sind. Das Spektrum der Fragen ließe sich noch weiter ausdehnen.
Die Autorinnen unserer aktuellen Ausgabe widmen sich unterschiedlichen Aspekten der Thematik. Sie eint, dass sie sowohl praktische als auch akademische Herangehensweisen in verschiedenen Ausprägungen repräsentieren. Trotz unterschiedlicher Nuancierungen innerhalb der Essays plädieren sie einhellig für eine kindgemäße Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit im historischen Lernen.
Wir bedanken uns bei Isabel Enzenbach, Michaela Illner, Monica Kingreen und Veronika Nahm für ebenso engagierte, wie profunde Beiträge. Außerdem freuen wir uns über den Beitrag von Heidi Schulze und Jan Krebs, der das neue Ausstellungsprojekt 7x jung vorstellt.
Wir möchten Sie, unsere Leserinnen und Leser, ermuntern, sich mit eigenen Kommentaren und Beiträgen an der Fortführung der Debatte um Nationalsozialismus als Thema für die Grundschule zu beteiligen.
Das nächste LaG-Magazin erscheint am 10. März und trägt den Titel „Homophobe Traditionen – Verfolgung von Lesben und Schwulen im NS“.
Ihre Redaktion