LaG-Magazin vom 22. April 2009 (Nr.8/09)

Pädagogische Fragen an das vergleichende historische Lernen über Genozid

Liebe Leserinnen und Leser,

am 7. April wurde auf der zentralen Gedenkfeier auf dem Nyanza-Hügel in Kigali, Ruanda der mehr als 800.000 Menschen gedacht, die während des Genozids zwischen April und Juni 1994 ermordet worden waren. Auf dem Hügel ermordeten Hutu-Extremisten rund 5.000 Tutsi, nachdem die zu ihrem Schutz bestimmten belgischen UN-Soldaten am 11. April 1994 abgezogen waren. 

Der Jahrestag hat in den westlichen Medien wenig Aufsehen erregt. Noch immer scheint es schwierig zu beschreiben, warum die internationale Gemeinschaft, obwohl sie über die Pläne informiert war, weder vor den Massakern die UN-Truppen verstärkte noch während der Massaker intervenierte. Massaker können realisiert werden, so der Politologe Jacques Sémelin, wenn und weil die internationale Gemeinschaft wegschaut und diese zulässt. 

Der 15. Jahrestag des Genozids in Ruanda ist für uns Anlass auch für die pädagogische Praxis für ein Hinschauen zu plädieren. Deshalb haben wir diesen Newsletter zu pädagogischen Fragen an das vergleichende Lernen über Genozide konzipiert.

Annegret Ehmann bezieht in ihrem Diskussionsbeitrag Stellung für ein vergleichendes Erarbeiten und gegen die Verordnung einer „Einzigartigkeit“ und „Präzedenzlosigkeit“ des Holocaust. In Hinweisen für Praktiker/innen stellen wir Ihnen vier Filme über den Genozid in Ruanda vor und problematisieren ihren Einsatz im Unterricht. Mit dem Projekt „Model International Criminal Court“ stellen wir ein Jugendprojekt vor, das sich mit der juristischen Aufarbeitung und der Erinnerung an Genozide beschäftigt. Zudem haben wir verschiedene Internetressourcen mit weiteren Hintergrundinformationen und pädagogischen Ansätzen zur Arbeit mit dem Thema „Genozide“ zusammengestellt.

Unser nächster Newsletter erscheint am 06. Mai und widmet sich anlässlich des 60. Jahrestages des Grundgesetzes Fragestellungen an die Verbindung von historischem Lernen und Demokratiebildung. 

Die Redaktion

Beiträge

Zur Diskussion

Annegret Ehmann fordert, den Holocaust nicht aus dem Kontext der Völkermorde und staatlichen Gewaltverbrechen im 20. Jahrhundert auszuklammern.

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Empfehlung Fachbuch

Eine Studie zu Massenverbrechen in vergleichender Perspektive.

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Empfehlung Film

Hinweise für die pädagogische Praxis anhand der Filme "Shake Hands with the Devil", "Hotel Rwanda", "Sometimes in April" und "Shooting Dogs".

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Genocide Watch koordiniert die „internationale Kampagne zur Beendigung von Völkermord“, die sich auf die Vorhersage, Verhinderung und Beendigung von Völkermord und andere FormMehr

Posting

This Encyclopedia Project aims to create a regularly updated electronic database focusing on massacres and genocides of the 20th century.Mehr

Empfehlung Web

Wissenschaft als Podcast: Ein Vortrag des Soziologen Bernhard Giesen zum kollektiven Trauma der deutschen Täter-Gesellschaft.

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Projekt

Jugendliche simulieren den Internationalen Strafgerichtshof und setzen sich mit  Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen auseinander.

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Posting

Verschiedene englischsprachige Ressourcen für Lehrer/innen zum Thema, u.a. zum Genozid an den Armeniern, in Ruanda und Darfur/ Sudan.

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Lernort

Die MICC School simuliert in länderübergreifenden Schülerprojekten Verhandlungen des Internationalen Strafgerichtshofes.

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Lernort

Die Ausstellung "Crimes Against Humanity - An Exploration of Genocide and Ethnic Violence" thematisiert Ursachen und Folgen von Genoziden im 20. Jahrhundert.

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Empfehlung Unterrichtsmaterial

Hintergrundinformationen, Begriffsgeschichten, Beispiele und Debatten zum Thema Genozid, herausgegeben vom Landesinstitut für Schule und Medien Brandenburg.

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