Liebe Leserinnen und Leser,
am 7. April wurde auf der zentralen Gedenkfeier auf dem Nyanza-Hügel in Kigali, Ruanda der mehr als 800.000 Menschen gedacht, die während des Genozids zwischen April und Juni 1994 ermordet worden waren. Auf dem Hügel ermordeten Hutu-Extremisten rund 5.000 Tutsi, nachdem die zu ihrem Schutz bestimmten belgischen UN-Soldaten am 11. April 1994 abgezogen waren.
Der Jahrestag hat in den westlichen Medien wenig Aufsehen erregt. Noch immer scheint es schwierig zu beschreiben, warum die internationale Gemeinschaft, obwohl sie über die Pläne informiert war, weder vor den Massakern die UN-Truppen verstärkte noch während der Massaker intervenierte. Massaker können realisiert werden, so der Politologe Jacques Sémelin, wenn und weil die internationale Gemeinschaft wegschaut und diese zulässt.
Der 15. Jahrestag des Genozids in Ruanda ist für uns Anlass auch für die pädagogische Praxis für ein Hinschauen zu plädieren. Deshalb haben wir diesen Newsletter zu pädagogischen Fragen an das vergleichende Lernen über Genozide konzipiert.
Annegret Ehmann bezieht in ihrem Diskussionsbeitrag Stellung für ein vergleichendes Erarbeiten und gegen die Verordnung einer „Einzigartigkeit“ und „Präzedenzlosigkeit“ des Holocaust. In Hinweisen für Praktiker/innen stellen wir Ihnen vier Filme über den Genozid in Ruanda vor und problematisieren ihren Einsatz im Unterricht. Mit dem Projekt „Model International Criminal Court“ stellen wir ein Jugendprojekt vor, das sich mit der juristischen Aufarbeitung und der Erinnerung an Genozide beschäftigt. Zudem haben wir verschiedene Internetressourcen mit weiteren Hintergrundinformationen und pädagogischen Ansätzen zur Arbeit mit dem Thema „Genozide“ zusammengestellt.
Unser nächster Newsletter erscheint am 06. Mai und widmet sich anlässlich des 60. Jahrestages des Grundgesetzes Fragestellungen an die Verbindung von historischem Lernen und Demokratiebildung.
Die Redaktion