Liebe Leserinnen und Leser,
zum Start des Spielfilmes "John Rabe" in den deutschen Kinos ist viel Gutes und auch durchaus Kritisches über den Film geschrieben worden. Kaum ein Beitrag kommt dabei ohne die Bezugnahme auf Oskar Schindler aus. Beide waren (mehr oder weniger) überzeugte Nationalsozialisten, die mit der Politik ihres Landes übereinstimmten und mit den politischen Strukturen und Funktionären kooperierten. An einem bestimmten Punkt trafen sie eine andere Wahl. Sie blieben nicht Profiteure und Zuschauer sondern halfen den Bedrohten und Verfolgten. Dabei legten sie nicht zwangsläufig ihre Überzeugungen ab. Mit welcher Motivation unterstützten und retteten sie? Welche Strukturen unterstützen ihre Aktivitäten?
Die Beschäftigung mit den sog. Retter/innen und Helfer/innen ermöglicht es Jugendlichen zu verstehen, welche Spielräume für individuelle Entscheidungen und Handlungen bestanden. Notwendigerweise fokussiert sie deshalb auch das Lernen über die historischen Strukturen, welche bestimmte Handlungen ermöglichen bzw. nahe legen und andere eben nicht. Die Beschäftigung mit den "stillen Heldinnen und Helden" legt damit nicht nur Fragen an das eigene Handeln in der Gegenwart nahe, sondern schärft auch den Blick für die gegenwärtigen Verhältnisse.
In ihrem Diskussionsbeitrag betont Verena Haug die Bedeutung von Rettungsgeschichten für die pädagogische Arbeit. Für die Vorbereitung der Arbeit mit den Spielfilmen "Schindlers Liste" und "John Rabe" finden sie sowohl kommentierte Ressourcen als auch den Hinweis auf einen Materialband.
Zahlreiche Publikations- und Linktipps verweisen auf weiterführende Informationen, wie eine sozialpsychologische Untersuchung zu "Retterpersönlichkeiten" oder ein Forschungsprojekt des Zentrums für Antisemitismusforschung.
Unser nächster Newsletter erscheint am 22. April und widmet sich anlässlich des 15. Jahrestages des Völkermords in Ruanda pädagogischen Fragen an das vergleichende historische Lernen über Genozide.
Die Redaktion