LaG-Magazin vom 26. April 2023 (04/2023)

Der 17. Juni 1953 – historische und aktuelle Narrative

Liebe Leser*innen,

wird anlässlich runder Jubiläen an den 17. Juni 1953 er­innert, wird er in schöner Regelmäßigkeit als „Aufstand für demokratische Werte“ gezeichnet, vorgetragen als beharr­liche Mahnung, dass Freiheit stets erkämpft werden müs­se, und mit der Aufforderung versehen, kritische Korrektive gegen Geschichtsklitterung zu setzen.

„Über nur wenige Tage der deutschen Geschichte wur­de so viel geredet, wie über den 17. Juni 1953, und über kaum einen anderen Tag wurde mehr geschwiegen und gelogen.“ Mit diesen Worten beginnt Stefan Wolle seinen Text im vorliegenden LaG-Magazin Der 17. Juni 1953 – his­torische und aktuelle Narrative. Und wer das Datum und dessen geschichtspolitisch motivierte Deutungen in der Gesamtschau betrachtet, ist geneigt, seiner Aussage beizu­pflichten. Denn die Perspektiven auf den 17. Juni sind, je nachdem, welche Akteur*innen sie zu welchem Zeitpunkt einnehmen, sehr unterschiedlich; und sie sind es auch in diesem Heft.

Zur Einführung erläutert Michael Gehler überblicksartig die Ereignisse rund um den 17. Juni. Dieser Text legt die Grundlage für die weiteren Beiträge und sei allen ans Herz gelegt, die noch einmal die Ereignisse nachlesen und sich darüber hinaus mit deren Einordnung in die Dynamik des Kalten Krieges befassen möchten. Thomas Flemming spannt im Anschluss einen größeren Rahmen auf, indem er den Aufstand in der DDR in seinen (ost)europäischen Kontext einbettet.

Niklas Poppe für Halle und Jochen Voit zusammen mit Enno Holloch für Erfurt gewähren Einblicke in die lokale Perspektive und rücken Protagonist*innen der Proteste vor Ort in den Fokus. Eine besondere Freude ist es für uns, dass uns Wolfgang Jähnichen und Lutz Rackow als Zeit­zeugen an ihren persönlichen Erlebnissen rund um den 17. Juni in Dresden und Berlin teilhaben lassen.  

Stefan Wolle beleuchtet den Alltag des Jahres 1953 – und zwar nach den Aufständen. Erfahrbar wird, wie das Leben weiterging und wie die staatlichen Reaktionen jenseits von Verhaftungen und Sanktionen aussahen.

Christoph Kleßmann diskutiert gebündelt die unterschied­lichen Narrative und geschichtspolitischen Kampflinien, die bis heute mit dem 17. Juni verknüpft sind. Gerade im Jubiläumsjahr 2023 ist die politische Rahmung des Jahres­tages eine besondere. Im Gespräch mit Ilko-Sascha Ko­walczuk haben wir diskutiert, welche aktuellen Bezüge das diesjährige Jubiläum bietet und welche Fragen es aufwirft.

Unterschiedliche Möglichkeiten, den 17. Juni heute als Gegenstand der historisch-politischen Bildung zu vermit­teln und zu diskutieren, stellt zunächst Clara Marz mit der Ausstellung „17. Juni kompakt“ vor. Daran anschließend bietet der Wegweiser von Sabrina Pfefferle eine Orientie­rung über die Schwerpunkte der wichtigsten Themendos­siers zum 17. Juni, die online verfügbar sind.

Alle Interessierten weisen wir zudem darauf hin, dass wir am 23. Mai 2023 in Kooperation mit dem Lernort Keibel­straße ein Web-Seminar zu den Lernpotenzialen des um­kämpften Gedenktages anbieten, für das wir Saskia Han­dro als Referentin gewinnen konnten.

Wir bedanken uns außerdem herzlich bei der Bundesstif­tung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur für die Förderung dieser Ausgabe.

Das nächste LaG-Magazin erscheint voraussichtlich am 28. Juni und widmet sich der Frage, ob sich die im Zuge der Wende erfolgten sozialen, politischen und ökonomischen Verwerfungen als Formen einer Kolonisierung (im Sinne einer westdeutschen Dominanz) verstehen lassen.

Und nun wünschen wir allen Leser*innen eine anregende und vielleicht stellenweise auch kontroverse Lektüre!

Ihre LaG-Redaktion

Beiträge

Zur Diskussion

Katharina Hochmuth stellt die Förderlinie Protest und Aufstände gegen autoritäre Herrschaft und Diktaturen der Bundesstiftung Aufarbeitung zur SED-Diktatur vor und verortet die Ereignisse rund um den 17. Juni 1953 in diesem Kontext.

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Prof. Michael Gehler erläutert überblicksartig die Ereignisse rund um den 17. Juni und diskutiert dessen Konsequenzen und Lehren.

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Dr. Thomas Flemming analysiert den 17. Juni 1953 im Kontext osteuropäischer Freiheitsbestrebungen, insbesondere mit Blick auf die Tschechoslowakei.

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Mit dem Fokus auf Halle (Saale) betrachtet Niklas Poppe den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 aus lokaler Perspektive.

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Dr. Jochen Voit und Enno Holloch erzählen die Geschichte von Marilene Bornemann und Richard Stumpf, die sich im Kontext des 17. Juni 1953 in Erfurt politisch engagiert haben.

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Das LaG-Magazin hat mit den Zeitzeugen Wolfgang Jähnichen und Lutz Rackow über ihre Erlebnisse vor, während und nach dem 17. Juni 1953 gesprochen.  

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Dr. Stefan Wolle blickt auf den Alltag der Menschen in der DDR nach dem Volksaufstand.

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Prof. Christoph Kleßmann gibt einen Überblick über die verschiedenen Deutungen des 17. Juni und die Phasen der Erinnerung an dieses Datum. 

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Das LaG-Magazin hat mit Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk über die Erforschung, Einordnung und Erinnerung an den 17. Juni 1953 gesprochen.

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Empfehlung Fachdidaktik

Clara Marz stellt die Ausstellung „17. Juni kompakt“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur vor.

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Empfehlung Web

Sabrina Pfefferle bietet einen Überblick über ausgewählte Web-Portale rund um die Ereignisse des 17. Juni 1953.

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