LaG_Magazin vom 26. Januar 2022 (01/22)

Gesellschaftlicher Umgang mit Täterschaft

Liebe Leser*innen,

wir begrüßen Sie zur ersten Ausgabe des LaG-Magazins im neuen Jahr. Das den kurzen Titel prägende Thema von Täterschaft verweist in erster Linie auf den Nationalsozialismus und seine Nachwirkungen. Es ist nicht erst der 80. Jahrestag der Wannsee-Konferenz, der uns veranlasst hat, das Täterthema und den gesellschaftlichen Umgang mit ihm aufzugreifen. Im LaG-Magazin wurde der Komplex bereits 2009 und 2016 angesprochen. Zu selten, angesichts der Zentralität, die ihm in der Auseinandersetzung der postnationalsozialistischen Gesellschaft auch in der Gegenwart zukommen sollte.

Oliver Plessow führt mit seinem Beitrag in die Ausgabe ein. Aus einer geschichtsdidaktischen Perspektive schreibt er über den Umgang mit Täterschaft und zur Verantwortung Einzelner, die sich über Konzepte von Agency nachvollziehen lässt.

Auf Kriegsgräberstätten sind häufig nationalsozialistische Täter neben den Opfern begraben. Sebastian Fehnl diskutiert die Problematik anhand von Grabfeldern auf dem Weimarer Hauptfriedhof.

An der Auseinandersetzung mit Lebensläufen von Tätern aus den Gestapo-Dienststellen lässt sich über das ambivalente Verhalten dieser Männer lernen, auch bei subalternen Beamten, und die behördliche Funktionsweise verstehen, so Akim Jah. Der Autor zeigt dies am Beispiel von Walter Dobberke auf. 

Flavia Citrigno und Christoph Kreutzmülller befassen sich mit der Liste noch lebender Jüdinnen*Juden in Europa auf Seite sechs des Protokolls der Wannsee-Konferenz als einer Möglichkeit der Annäherung an das Geschehen.

Wie gehen Menschen damit um, dass sie einen NS-Täter in der Familie haben? Der Frage widmet sich Ingolf Seidel exemplarisch an den Beispielen von Niklas Frank und Alexandra Senfft.

Wir danken herzlich den Autor*innen, die zu dieser Ausgabe beigetragen haben.

Das nächste LaG-Magazin erscheint am 23. Februar 2022. Die Ausgabe setzt sich mit Verschwörungsmythen auseinander.

Ihre LaG-Redaktion 

Beiträge

Zur Diskussion

Oliver Plessow stellt geschichtsdidaktische Überlegungen zum Umgang mit Täterschaft und Massenverbrechen an.

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Auf Kriegsgräberstätten sind häufig nationalsozialistische Täter neben den Opfern begraben. Sebastian Fehnl diskutiert  die Problematik.

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Akim Jah zeigt anhand von Walter Dobberke, Angehöriger des "Judenreferats" und von 1941 bis 1945 an Deportationen beteilligt, die Entscheidungsmöglichkeiten von NS-Tätern auf.

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Flavia Citrigno und Christoph Kreutzmüller befassen sich mit der Liste noch lebender Jüdinnen*Juden in Europa auf Seite sechs des Protokolls der Wannsee-Konferenz als einer Möglichkeit der Annäherung an das Geschehen.

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Wie gehen Menschen damit um, dass sie einen NS-Täter in der Familie haben? Der Frage geht Ingolf Seidel an zwei Beispielen nach.

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Empfehlung Fachbuch

Der vorliegende Sammelband nähert sich der Frage, was die Idee der Volksgemeinschaft und den Antisemitismus für die Menschen im NS so attraktiv machte. Aus einer psychoanalytisch-sozialpsychologischen und geschlechtertheoretischen Perspektive setzen sich die Aufsätze mit den psychodynamischen Mechanismen der nationalsozialistischen Weltanschauung und Gewalt sowie mit den Versuchen ihrer psychischen Verarbeitung in der Nachkriegszeit auseinander.

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Empfehlung Lebensbericht

Niklas Frank gibt einen intimen Einblick in seine Familie. Der Briefverkehr zwischen der Gefängniszelle 15 in Nürnberg und den „Lieben daheim“ veranschaulicht auf eine besondere Art wie die Taten des „Schlächters von Polen“ und die Grausamkeiten der Deutschen insgesamt umgelogen und beschönigt wurden, damit sie der eigenen Familiengeschichte gerecht werden.

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Empfehlung Fachdidaktik

Lernort Kriegsgräberstätte ist eine Handreichung zur pädagogischen Erschließung von Kriegsgräberstätten als historische Lernorte.

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Empfehlung Fachdidaktik

In seiner Studie Täterschaft in der Gedenkstättenpädagogik untersucht Karl-Hermann Rechberg die Lernprozesse von Schüler*innen an „Täterorten“ am Beispiel des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes der NSDAP in Nürnberg.

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Empfehlung Film

Malte Ludin konfrontiert seine Schwestern mit den Akten ihres Vaters, dem bevollmächtigten Minister der Slowakei. Obwohl die Akten dessen Beteiligung an der Deportation und damit an der Ermordung der slowakischen Jüdinnen*Juden beweisen, finden die Schwestern Wege die Geschichte ihres Vaters zu beschönigen und seine Taten zu leugnen. 2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß ist exemplarisch für den Umgang mit Schuld und Verantwortung in der deutschen Nachkriegsgesellschaft.

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Bildungsträger

Die Ausstellung „Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ des United States Holocaust Memorial Museums befasst sich mit der Rolle gewöhnlicher Menschen während der Shoah.

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