LaG-Magazin vom 20. März 2024 (03/2024)

Mehr als Faktencheck! Perspektiven auf historische Forschung von Schüler:innen

Liebe Leser:innen,

Welchen Beitrag können Kinder und Jugendliche für die Entwicklung lokaler Geschichtskulturen leisten? Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben sie durch eigene historische oder biografische Forschungen? Und inwiefern geraten Prozesse des forschend-entdeckenden Lernens im Zeitalter ‚fragiler Fakten‘ unter Druck?

Auf dem 54. Deutschen Historikertag, der im September 2023 in Leipzig unter dem Motto „Fragile Fakten“ stattfand, organisierten Kirsten Pörschke (Körber-Stiftung) und Prof. Saskia Handro (Universität Münster) das Panel „Mehr als Faktencheck! Historische Forschung von Schüler:innen als geschichtskulturelles Kapital“. Hier wurde ausgehend vom Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, den die Körber-Stiftung ausrichtet, darüber diskutiert, welche gesellschaftliche Funktion und welche Potenziale historische Forschungen von Schüler:innen in Zeiten ‚fragiler Fakten‘ haben.

Im Anschluss an die Diskussionen des Panels entstand die Idee, den Fokus zu weiten, die Beiträge in einer LaG-Ausgabe zu dokumentieren und in eine multiperspektivische Gesamtschau einzubetten, die den Geschichtswettbewerb, die Herausforderungen der Digitalisierung für das forschend-entdeckende Lernen und die Möglichkeiten der Partizipation an historischer Forschung und Geschichtskultur im Rahmen des Wettbewerbs abbildet.

Unter welchen Gesichtspunkten dies geschieht, erläutern Kirsten Pörschke und Saskia Handro im Vorwort.

Fachwissenschaftler:innen skizzieren den theoretischen Rahmen des Wettbewerbs und diskutieren Potenziale und Grenzen von Schüler:innenforschung vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und medialer Veränderungsprozesse.

Saskia Handro greift dabei das Thema des Historikertags auf und ordnet die Schüler:innenforschung ins Zeitalter der ‚fragilen Fakten‘ ein.

Dorothee Wierling blickt auf die Geschichte des Wettbewerbs und zeigt auf, inwiefern er von Beginn an in einer fruchtbaren Wechselwirkung mit der Geschichtswissenschaft als Disziplin stand.

Aus der Perspektive der Geschichtsdidaktik fragt Sebastian Barsch nach dem Beitrag, den der Wettbewerb zu einer inklusiven Geschichtskultur zu leisten vermag.

Anke John schlägt in diesem Zusammenhang vor, Impulse der Citizen Science für die Schüler:innenforschung aufzugreifen, um noch mehr Partizipation zu ermöglichen.

Christian Bunnenberg fragt aus der Perspektive der Public History nach Gegenwart und Zukunft des Geschichtswettbewerbs in einer Kultur der Digitalität.

Der Wissenschaftsjournalist Armin Himmelrath führt die mediale Resonanz vor Augen, die Wettbewerbsbeiträge mitunter hervorgerufen haben, und verdeutlicht damit, dass der Wettbewerb bei Schüler:innen nicht nur geschichtswissenschaftliche Kompetenzen fördert, sondern sie auch im Umgang mit Medien schult und sie dazu ermächtigt, die regionale Geschichtskultur aktiv mitzugestalten.

Im zweiten Teil kommen die Akteur:innen selbst zu Wort:

Der Geschichtswettbewerb lebt davon, dass Teilnehmende zum Teil bislang unbekannte Quellen recherchieren und auswerten. Dabei werden sie von Archivar:innen unterstützt. Diese leisten jedoch oftmals mehr als das; sie sorgen eigeninitiativ für eine lokale Sichtbarkeit der Beiträge und gestalten so Geschichtskultur vor Ort, wie Annekatrin Schaller und Philipp Erdmann zeigen.

Die Tutor:innen Janine Körner, Uta Knobloch und Matthias Meyer, die mit ihren Lerngruppen am Wettbewerb teilgenommen haben, berichten im Gespräch von ihren Erfahrungen und geben Hinweise, was eine Teilnahme für ihre Schüler:innen und für sie als Lehrkräfte bedeutet.

Ein wesentliches Gremium für einen Wettbewerb ist die Jury. Im Geschichtswettbewerb sind mehrere Landesjurys und nachfolgend eine Bundesjury für die Bewertung der Beiträge zuständig. Jury-Mitglieder haben Katharina Trittel berichtet, nach welchen Kriterien die Prämierung erfolgt, welche Aspekte ihnen die größte Freude bereiten, welche Potenziale sie in Schüler:innenforschung sehen und vor welche Herausforderungen ihre Tätigkeit sie stellt.

Wer steht bei der Körber-Stiftung hinter dem Geschichtswettbewerb? Wie wird er intern organisiert und wie gelingt es, thematisch, methodisch und in seinen Formaten am Puls der Zeit und für die Teilnehmenden interessant zu bleiben? Die LaG-Redaktion hat bei der Programm-Managerin des Geschichtswettbewerbs, Kirsten Pörschke, nachgefragt.

Nicht nur im Geschichtswettbewerb wird geforscht, es wird auch über ihn geforscht. Johanna Glandorf, Lukas Greven, Moritz Heitmann, Johannes Schmitz und Wanda Schürenberg stellen in Kurzinterviews ihre Dissertationsprojekte vor, die sich mit unterschiedlichen Facetten von Schüler:innenforschung befassen. Sie beleuchten den Wettbewerb damit nicht als Plattform, sondern als Gegenstand geschichtsdidaktischer Forschung.

Wir freuen uns, dass aus dem Austausch auf dem Historikertag eine gemeinsame LaG-Ausgabe entstanden ist, und bedanken uns sehr herzlich bei denen, die mit ihren Beiträgen diese Gesamtschau mit all ihren unterschiedlichen Blickwinkeln ermöglicht haben. Außerdem bedanken wir uns ebenso herzlich bei der Körber-Stiftung für die Zusammenarbeit.

Das nächste LaG-Magazin soll am 29. Mai erscheinen. Es beschäftigt sich anhand der Ausstellung „Gemeinsam sind wir unerträglich!“ mit der unabhängigen Frauenbewegung in der DDR und darüber hinaus. Zudem werden didaktische Strategien und Herausforderungen bei der Konzeption einer Wanderausstellung diskutiert.

Wir wünschen Ihnen eine interessante, vielleicht ja sogar zu eigenen lokalen Nachforschungen anregende Lektüre!

Ihre LaG-Redaktion