Liebe Leser*innen,
wir begrüßen Sie zur aktuellen Ausgabe des LaG-Magazins. Es ist für die Redaktion nicht möglich die übliche kurze Einleitung zu schreiben, ohne auf die Morde an neun Menschen mit einer Migrationsgeschichte durch einen Rechtsterroristen einzugehen.
Ermordet wurden Ferhat Ünvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar El Hashemi, Mercedes Kierpacz, Vili Viorel Păun, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov und Fatih Saraçoğlu in und vor zwei Shishabars. Sie hinterlassen Kinder, Freund*innen und Angehörige. Im Anschluss an die rassistischen Taten, die mit Verschwörungsdenken einher gingen, tötete der Rechtsterrorist seine Mutter und sich selbst. Es waren nicht die ersten rechtsterroristischen Morde und es werden leider wohl nicht die letzten sein. Es waren Taten mit einer Ansage. Der Mörder hatte bereits vor mehr als einer Woche mehrere entsprechende Erklärungen auf seiner Webseite veröffentlicht. Der Generalbundesanwalt hat bestätigt, dass bereits ein auf den 6. November datiertes Schreiben des Täters bei der Bundesanwaltschaft einging, in dem er sich rassistisch äußerte. Das Schreiben stimmt zu großen Teilen mit dem Bekennerschreiben überein. Ermittlungen wurden deshalb nicht aufgenommen. Der Täter behielt so seine Waffenbesitzkarte und seine Schusswaffen, die er als registrierter Sportschütze besaß. Wir werden erinnert an das systematische Versagen der Strafverfolgungsbehörden und des Inlandsgeheimdienstes Verfassungsschutz.
Den institutionellen Rassismus in Behörden klagen Betroffene seit Jahren an. Geändert hat sich wenig. Den Hintergrund für eine solche Tat bilden auch der thüringische Tabubruch des Herrn Kemmerich, der sich mit den Stimmen von AfD und CDU hat zum Ministerpräsidenten wählen lassen, um, geleitet von der sogenannten Extremismus- oder Hufeisentheorie, einen eher pragmatisch sozialdemokratisch ausgerichteten Regierungschef der Linkspartei zu verhindern. Versagt hat aber auch eine Dominanzgesellschaft, die hoch gespalten ist und sich bisher dem seit Jahrzehnten zu vermerkenden Rechtsdrift nur ungenügend entgegengestellt hat. Es ist mehr als höchste Zeit eine Solidarität von unten mit Migrant*innen, Juden*Jüdinnen und allen zu entwickeln, die nicht in das rechte Weltbild passen.
Zu der vor Ihnen liegenden Ausgabe. Sie befasst sich mit Comics und Graphic Novels als Medium des historischen Lernens. Längst haben gezeichnete Bildgeschichten ihren Außenseiterstatus verloren. Eine Graphic Novel wie „Maus“ von Art Spiegelman hat sich bereits zu einem Klassiker des Genres entwickelt. Bereits in einem frühen LaG-Magazin haben wir das Thema aufgegriffen.
In die aktuelle Ausgabe des LaG-Magazins führen Sarah Steidl und Frida Teichert ein. Sie geben einen Überblick zur Geschichte und den Eigentümlichkeiten von Comics. Dabei gehen die Autorinnen auf die Thematisierung der Shoah sowie von Migrationserfahrungen ein.
Marie Basalla und Vasco Kretschmann stellen im Anschluss den deutsch-französischen Comic-Wettbewerb vor, der in Deutschland durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ausgerichtet wird.
Markus Brunner hat für das Magazin eine Sammelrezension über Comics aus dem Wiener Bahoe Books Verlag verfasst. Interessant ist aus unserer Perspektive dabei die breite Themenpalette der Bände, die Kolonialismus, Partisan*innengeschichten rund um den Spanischen Bürgerkrieg und sozialdemokratischen, antifaschistischen Kämpfen gegen den austrofaschistischen Ständestaat 1934 aufgreifen.
Wir möchten uns bei den externen Autor*innen für Ihre Beiträge herzlich bedanken.
Das nächste LaG-Magazin erscheint am 25. März 2020. Es wird Beiträge zur Veranstaltungsreihe „Unangepasst – Repressionserfahrungen von Frauen in der DDR“ dokumentieren.
Ihre LaG-Redaktion