Magazin vom 29. April 2015 (04/2015)

Kunst und Geschichte. Künstlerische Auseinandersetzungen mit Nationalsozialismus und Holocaust

Liebe Leserinnen und Leser,

wir begrüßen Sie zur aktuellen Ausgabe des LaG-Magazins. Das titelgebende Thema „Kunst und Geschichte“ behandeln wir, bis auf Ausnahmen, in Bezug auf den Nationalsozialismus und bildende Kunst. Dementsprechend steht die Auseinandersetzung mit Zeichnungen und Bildern, die von Opfern und Verfolgten, häufig in den Lagern unter unmenschlichen Umständen, angefertigt wurden, im Fokus dieser Ausgabe. Neben Zwangsarbeiten im Rahmen von Auftragskunst durch die SS, entstanden in den nationalsozialistischen Lagern, aber auch in Verstecken unter den widrigsten Umständen Bilder, die als Überlebensmittel zur Selbstbehauptung der Häftlinge beitrugen und die zudem das Lagergeschehen dokumentierten. Das Spektrum künstlerischer Auseinandersetzungsformen mit Geschichte ist nicht auf den Nationalsozialismus und auf Arbeiten von ehemaligen Häftlingen beschränkt. So gehören moderne Formen wie die Graphic Novel in das Themenfeld, weshalb zwei Vorstellungen dieser Kunstgattung in der Ausgabe zu finden sind.

Eine Klammer zu unserem Magazin „Den Holocaust erzählen“ bildet der Text von Dirk Rupnow, der das Thema Literatur aufgreift und darauf hinweist, dass Fakten und Fiktion in der Erinnerungskultur eng miteinander verknüpft sind, sodass die Grenzziehungen nicht klar vollzogen werden können.

Eine Krise der Kunstgeschichte, im Sinne der Interpretation der Bilder über den Holocaust, macht Jürgen Kaumkötter aus. Sie zeige sich darin, dass die Bilder auf Illustrationen der Geschichte reduziert werden und die Interpretationshoheit bei den großen Museen wie beispielsweise Yad Vashem, dem Deutschen Historischen Museum oder den Holocaust Museen in den USA läge.

Mit Auftragskunst in den nationalsozialistischen Lagern, die Häftlinge für die SS ausführen mussten, setzt sich Kathrin Schäfer auseinander. Sie geht auf die besondere Stellung der betroffenen Häftlinge im Lager ebenso ein, wie auf die Funktion, die diese Kunstproduktion für SS-Männer haben konnte.

Mit Zeichnungen und Bildern, die Häftlinge in Konzentrations- und Vernichtungslagern aus Gründen der Selbstbehauptung oder aus dokumentarischen Motiven angefertigt haben, befasst sich der Essay von Jörn Wendland.

Am Beispiel des Denkmals der ermordeten Juden Europas geht Sebastian Weinert auf den Zusammenhang von Kunst und Inklusion, bzw. Barrierefreiheit ein und fordert ein  Bewusstsein hierfür bei Künstler/innen ein, die in die Gestaltung von Erinnerungsorten einbezogen sind.

Die beeindruckende Graphic Novel „Irmina“, in der Fragen um Mittäterschaft und Integrität eine zentrale Rolle spielen, stellt unsere Kollegin Constanze Jaiser vor.

Wir wünschen Ihnen eine ertragreiche Lektüre mit dem vorliegenden LaG-Magazin.

Die nächste Ausgabe erscheint am 27. Mai unter dem Titel „Flucht und Migration im Vorfeld und während des Zweiten Weltkrieges“.

Ihre LaG-Redaktion

Beiträge

Zur Diskussion

Dirk Rupnow greift das Thema Literatur auf und weist darauf hin, dass Fakten und Fiktion in der Erinnerungskultur eng miteinander verknüpft sind, sodass die Grenzziehungen nicht klar vollzogen werden können.

Mehr
Zur Diskussion

Jürgen Kaumkötter konstatiert eine Krise der Kunstgeschichte, im Sinne der Hoheit über Interpretation der Bilder über den Holocaust, macht  aus. Sie zeige sich darin, dass die Bilder auf Illustrationen der Geschichte reduziert werden und die Interpretationshoheit bei den großen Museen wie beispielsweise Yad Vashem, dem Deutschen Historischen Museum oder den Holocaust Museen in den USA läge.

Mehr
Zur Diskussion

Mit Auftragskunst in den nationalsozialistischen Lagern, die Häftlinge für die SS ausführen musste, setzt sich Kathrin Schäfer auseinander. Sie geht auf die besondere Stellung der betroffenen Häftlinge im Lager ebenso ein, wie auf die Funktion, die diese Kunstproduktion für SS-Männer haben konnte. 

Mehr
Zur Diskussion

Mit Zeichnungen und Bildern, die Häftlinge in Konzentrations- und Vernichtungslagern aus Gründen der Selbstbehauptung oder aus dokumentarischen Motiven angefertigt haben, befasst sich Jörn Wendland.

Mehr
Zur Diskussion

Am Beispiel des Denkmals der ermordeten Juden Europas geht Sebastian Weinert auf den Zusammenhang von Kunst und Inklusion, bzw. Barrierefreiheit ein und fordert ein Bewusstsein hierfür bei Künstler/innen ein, die in die Gestaltung von Erinnerungsorten einbezogen sind.

Mehr
Empfehlung Unterrichtsmaterial

Das Portal Lehrer Online stellt Arbeitsblätter zum Thema „Kunst im Nationalsozialismus: Kunst im Staatsdienst“ zur Verfügung. Sinnvoll ergänzt werden kann das Angebot mit der bildbasierten Forschungsplattform Große Deutsche Kunstausstellungen (GDK).

Mehr
Lernort

Das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück zeigt in einer Sammlung von mehr als zweihundert Arbeiten das Werk des jüdischen Künstlers, der 1094 in der Stadt geboren und 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet wurde.

Mehr
Empfehlung Fachdidaktik

Die Projektmappe von Dr. Constanze Jaiser und Jacob David Pampuch beschäftigt sich mit einem Schmuggelfund aus dem Konzentrationslager Ravensbrück, der 1975 in einem Waldstück in Brandenburg gefunden wurde. In verschiedenen Modulen können sich Jugendliche auf multiperspektivische Weise der Geschichte des Fundes nähern und dabei Fragen der Menschenrechtsbildung erörtern.

Mehr
Empfehlung Fachbuch

Jürgen Kaumkötter wendet sich in seiner reich illustrierten Monographie »Der Tod hat nicht das letzte Wort« gegen die These der Unversöhnlichkeit der Begriffe Holocaust und Kunst.

Mehr
Empfehlung Comic

Familienbiographische Bezüge und gut recherchierte historische Ereignisse – die neue Geschichte von Barbara Yelin passt in ihrer Mischung gut zu den Debatten um „authentische Zeugnisse“ und sorgt für eine neue Diskussion von deutschem Mitläufertum im Nationalsozialismus.

Mehr
Empfehlung Comic

Die Graphic Novel "Das falsche Geschlecht erzählt die Geschichte eines französischen Deserteurs im Ersten Weltkrieg, der aus Not in eine Frauenrolle schlüpft, die schließlich seine Identität wird.

Mehr