Der spätere Bundeskanzler Willy Brandt wurde am 18. Dezember 1913 in Lübeck unter dem Namen Herbert Ernst Karl Frahm geboren. Die Mutter Marta Frahm nannte bei der Eintragung auf dem Standesamt den Namen des Kindsvaters nicht. Willy Brandt lernte seinen leiblichen Vater nie kennen, obwohl ihm später, 1947, dessen Name bekannt war.
Bereits 1925 wurde Brandt Mitglied in einer Kindergruppe der Falken, vermutlich beeinflusst durch seinen sozialdemokratischen Stiefgroßvater Ludwig Frahm, zu dem er ein enges Verhältnis hatte. 1929 trat Brandt der Gruppe Karl Marx der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) bei. Ein Jahr später wurde er Mitglied der SPD.
Die Tolerierungspolitik gegenüber der Präsidialdiktatur der Regierung Brüning führte zur Entfremdung Brandts von der SPD. Er trat in der Folge der linkssozialistischen Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) bei.
Infolge der Machtübertragung an die NSDAP erhielt Brandt den Auftrag, im norwegischen Oslo eine Zelle der SAPD aufzubauen und emigrierte über Dänemark nach Norwegen. In dieser Zeit nahm er auch den Namen Willy Brandt an, den er fortan beibehalten sollte.
1937 war Brandt für unterschiedliche norwegische Zeitungen als Berichterstatter in Spanien. Dort unterstützte er den Kampf der POUM, ein linkssozialistischer Bündnispartner der SAPD, gegen die Franquisten. Einer Verhaftung durch die kommunistische PCE, welche die POUM als trotzkistisch brandmarkte, entging Willy Brand, indem er Spanien am 16. Juni Richtung Oslo verließ.
1940 erhielt Brandt in Schweden, wohin er vor der deutschen Besatzung Norwegens geflohen war, die norwegische Staatsbürgerschaft, nachdem er am 5. September 1938 vom NS-Regime ausgebürgert worden war.
Im Jahr 1945 kehrte Willy Brandt nach Deutschland zurück. Er arbeitete als Korrespondent für skandinavische Zeitungen und berichtete vom Nürnberger Kriegsverbrechertribunal.
Im Nachkriegsdeutschland begann Brandts politische Karriere, indem er 1949 Berliner Abgeordneter für die SPD im ersten Deutschen Bundestag wurde. 1957 wurde er Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses und schließlich am 3. Oktober 1959 zum regierenden Bürgermeister von Berlin gewählt. Dieses Amt hatte er nach zwei Wiederwahlen bis 1966 inne. Anschließend trat er in die Bundesregierung ein.
Von 1969 bis 1972 war er Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. 1976 bis 1992 hatte er die Stellung des Präsidenten der sozialistischen Internationale inne.
Willy Brandt starb 1992 im Alter von 79 Jahren in Bonn.