Stimme: Constanze Jaiser
Musik: Jacob David Pampuch
Kinderspiel in Madrid (1937)
Maria, sitzt auf dem Stein,
Maria, bist Du allein?
Komm doch in meinen Garten zu mir!
Wo ist die Tür?
Ach, such sie dir!
Die Kinder singen und springen im Kreis.
Sie freuen sich ihres heitren Geschreis.
Maria sitzt auf dem Stein allein.
Sie kann nicht mit tanzen, sie hat nur ein Bein.
Ihr ganzes Beinchen hüpft mit im Schritt,
Da hüpft auch das halbe Beinchen mit.
Der kleine Pedro geht tastend im Kreis.
Er langt nach Gesichtern, behutsam und leis.
Er tastet mit offenen Augen umher,
Denn Pedro hat keine Augen mehr.
Maria, sitzt auf dem Stein,
Maria, bist Du allein?
Komm doch in meinen Garten zu mir!
Wo ist die Tür?
Ach, such sie dir!
Und wie es zu dunkeln begonnen hat,
Da heult und donnert es über der Stadt.
Der Kinder Augen sind schreckensgroß.
Sie lassen die heißen Händchen los.
Maria zittert auf einem Bein.
Der blinde Pedro wird blass und klein.
Doch als der letzte Donner verscholl,
War wieder die Straße von Kindern voll.
Und wo auch der Tod seinen Hammer schwingt,
Das unbesiegbare Leben singt:
Maria, sitzt auf dem Stein,
Maria, bist Du allein?
Komm doch in meinen Garten zu mir!
Wo ist die Tür?
Ach, such sie dir!
Das Gedicht „Kinderspiel in Madrid“ von Erich Weinert weist in drastischer Sprache auf die Situation der Zivilbevölkerung und insbesondere der Kinder. Mehr über deren Zeichnungen und deren Schicksal findet sich hier.
Literatur
- Erich Weinert, Camaradas. Ein Spanienbuch, Berlin 1956, S. 40.
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