Am 19. Juli 1936 in Barcelona rückten aufständische Truppen in die Innenstadt vor. Anhänger_innen der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT stellten sich ihnen entgegen und entschieden die Kämpfe für sich. Nun gingen die Proletarier_innen zur Gegenoffensive über.
In den Städten übernahmen die Belegschaften die Kontrolle über die Fabriken und wandelten sie in Kollektivbetriebe um. Barcelona war fortan bis hin zu den Straßenbahnen und Restaurants libertär (= freiheitlich) organisiert: Die Arbeiter_innen und Angestellten eines Kollektivbetriebs bestimmten basisdemokratisch ein Komitee, das die Geschäftsführung ausübte.
Federica Montseny, Spanische Anarchistin,
1936-1937 Gesundheitsministerin
Foto: Unbekannt, Quelle: Wikipedia
Dieses Vorgehen entsprach den antiautoritären Vorstellungen der Anarchosyndikalist_innen. Sie kämpften für die klassenlose Gesellschaft, die sie 'libertären Kommunismus' nannten. Auch linke Sozialist_innen beteiligten sich an dem revolutionären Prozess und gründeten Kollektive.
Die Gründe für die revolutionären Ereignisse lagen in der extremen Benachteiligung der Land- und Fabrikarbeiter_innen in der spanischen Gesellschaft. Das Agrarland gehörte einigen wenigen Besitzenden. Die Arbeiter_innen mussten sehr viel und hart zu sehr schlechten Bedingungen arbeiten. Viele von ihnen waren mangelernährt und konnten kaum lesen und schreiben.
Die autoritäre Monarchie hatte die Proletarier_innen von politischer Teilhabe ausgeschlossen. Die Zweite Republik (ab 1931) hatte nicht den erhofften Durchbruch gebracht. Vor allem blieb die Agrarreform stecken, die den verarmten Landarbeiter_innen Land verschaffen sollte.
In den ländlichen Gebieten enteigneten die Revolutionär_innen daher im Sommer 1936 Ländereien des Großgrundbesitzes. Gemeinschaftlich bewirtschafteten die Kollektivist_innen das Land. Manche Landkommune zahlte einen Einheitslohn, andere schafften das Geld sogar ganz ab.
Die CNT errichtete keine Diktatur des Proletariats oder einer Partei, wie es die Bolschewist_innen in Russland getan hatten. Stattdessen arbeiteten die Anarchosyndikalist_innen mit den übrigen Kräften der Volksfront zusammen. Diese Zusammenarbeit führte sogar dazu, dass manche von ihnen Minister_innen wurden. Dabei hatte der Anarchismus den Staat doch abschaffen wollen.
Die Revolution hatte viele Gegner_innen: den Kriegsfeind natürlich, aber auch die westlichen Demokratien. In der Volksfront zählten auch die Republikaner_innen und die gemäßigten Sozialdemokrat_innen dazu.
Flagge der CNT-FAI, Quelle: Wikipedia
Zum stärksten Gegner der libertären Revolution im republikanischen Lager entwickelte sich jedoch die spanische Kommunistische Partei. Die Kommunist_innen wollten keine anarchistische Revolution. Außerdem versuchten sie zu dieser Zeit, gemeinsam mit Großbritannien und Frankreich eine internationale Front gegen das nationalsozialistische Deutschland aufzubauen.
Wegen der Nichteinmischungspolitik der Westmächte war die Sowjetunion der einzig nennenswerte Waffenlieferant der Republik und konnte so erheblichen Einfluss auf die Politik der republikanischen Zone ausüben. Die Kommunist_innen drängten die Revolution Schritt für Schritt zurück und griffen dabei auch auf Entführungen, Folter und Morde zurück. Schließlich zerstörten die franquistischen Sieger_innen die Kollektivbetriebe.
Literatur
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Walther L. Bernecker, Anarchismus und Bürgerkrieg. Zur Geschichte der Sozialen Revolution in Spanien 1936-1939, Heidelberg 2006.
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Alexandre Froidevaux, Die libertäre Revolution (1936-1939), in: ders. (Hg.), 80 Jahre danach - Der Spanische Bürgerkrieg 1936-1939, Berlin 2016, S. 13-17.
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Heleno Saña, Die libertäre Revolution. Die Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg, Hamburg 2001.