Interview mit Dr. Gabriele Knapp - Diplom-Pädagogin und Musiktherapeutin, Berlin
Das Interview wurde im Rahmen des Seminars "Bildzeugnisse und Musik" der Seminarreihe "Bildungsarbeit mit Zeugnissen" der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" geführt (Juli 2009). Schwerpunkt des Seminars in Frankfurt am Main bildeten die methodischen Zugänge zu Zeichnungen und Musik von NS-Verfolgten bei der Zwangsarbeit
und mussten Zwangsarbeit leisten. Ende 1938 Zwangsarbeit für
"Asoziale" und arbeitslose Juden. Im Krieg wurden KZ-Häftlinge
und zwangsrekrutierte Zivilarbeiter aus den besetzten Ländern, vor
allem aus Osteuropa, zur Arbeit in der deutschen Industrie,
Landwirtschaft sowie der Bau- und Rüstungswirtschaft gezwungen und in
mehr als 30.000 Lagern unter brutalen Bedingungen ("Vernichtung
durch Arbeit") ausgebeutet. Die Anklage im Nürnberger Prozess ging
von einer Gesamtzahl von 12 Millionen Zwangsarbeitern aus." href="http://lernen-aus-der-geschichte.de/../../../../../../glossary/term/713">i, in den Konzentrationslagern, den Ghettos und selbst in den Vernichtungslagern.
Von Lisa Just und Ingolf Seidel
Lieder als musikalische Quellen (Länge 0.55)
Knapp plädiert für die Verwendung des Begriffs der musikalischen Quellen, statt musikalischer Zeugnisse. Der Zeugnischarakter der Lieder, im Sinne von Zeugnis ablegen für die Nachwelt, ist nur ein Bestandteil dieser Form des Ausdrucks. Die Lieder müssen kontextualisiert und analysiert werden wie andere Quellenarten auch.
Zur Funktion von Musik (Länge 1.57)
Knapp unterscheidet zwischen der Produktion und der Rezeption von Musik in den Lagern. Nach diesen beiden Kategorien richtet sich die Funktion der Musik für den Einzelnen. Die Produktion von Musik hatte sehr individuelle, psychohygienische Funktionen, während die Rezeption davon abgekoppelt war. Das Singen oder Musizieren im Lager war oft ein gemeinschaftlicher Prozess.
Geschichte erfahrbar machen mit Musik (Länge 1.31)
Knapp versteht die Musik als gleichwertiges Medium der Geschichtsvermittlung und nicht als Mittel um Interesse oder Emotionen zu wecken. Musikalische Zeugnisse sind gut geeignet, um historische Situationen zu beleuchten. Die gezielte Kombination von musikalischen Quellen, Zeichnungen und Textquellen hält Knapp für sehr geeignet.
Schwierigkeiten des Lernens mit Musik (Länge 2.15)
Die Suche nach Originalquellen in Archiven ist zeitaufwendig, wobei inzwischen auf Liederbücher zurückgegriffen werden kann. Hinzu kommt, dass die Musik heutigen Jugendlichen oft fremd erscheint und ohne Vorbereitung keinen Zugang zur Geschichte vermittelt.
Die Gefahren eines emotionalisierten Zugangs mit Musik (Länge 1.12)
Knapp warnt davor, Musik als unkontrolliertes Mittel einzusetzen, um Emotionen zu wecken.