Dokumentiert wird die Geschichte von drei Widerstandsgruppen, in denen jüdische und nicht-jüdische Männer, Frauen und vor allem Jugendliche mitwirkten, die in verschiedener Form Widerstand im weiteren Sinne leisteten. Gezeigt werden die Gruppen um Herbert Baum, die Gemeinschaft für Frieden und Aufbau und die Gruppe Chug Chaluzi.
Die Gruppe um Herbert Baum erscheint als Vernetzung mehrerer politisch organisierter Freundeskreise, deren Wurzeln in den Bünden der jüdischen Jugendbewegung und im kommunistischen Jugendverband (KJVD) lagen. Die meisten der jungen Männer und Frauen waren Mitglieder der 1938 zerschlagenen vorwiegend sozialistischen oder zionistischen jüdischen Jugendbünde. Die Gruppe leistete Schulungsarbeit, erstellte Flugschriften und suchte Kontakt zu anderen Widerstandskreisen.
Weniger bekannt als die Baum-Gruppe ist die Widerstandsgruppe "Gemeinschaft für Frieden und Aufbau", eine in Luckenwalde operierende Gruppe, deren Mitglieder vorwiegend aus mittelständischen Verhältnissen stammten. Sie bildete sich im September 1943 und wurde durch aktive Beteiligung untergetauchter Juden mitgetragen. Widerstandsaktivitäten waren das Verstecken und die Unterstützung illegal lebender Juden, Beschaffung falscher Papiere und das Versenden von Kettenbriefen mit dem Aufruf zu "passivem und aktivem Widerstand".
Die dritte Gruppe gründete der bereits versteckt lebende Lehrer Jizchak Schwersenz im Februar 1943. In der Tradition der zionistischen (chaluzischen) Jugendbewegung nannte sie sich "Chug Chaluzi" (Pionierkreis). Ziel der Jugendgruppe war es, Fluchtwege ins Ausland zu suchen oder die Befreiung durch die alliierten Armeen in der Illegalität zu erwarten. Den Juden von Chug Caluzi lag vor allem daran, durch Tarnung im Berliner Untergrund das Leben der Kinder und Jugendlichen zu retten.
Die Ausstellung besteht aus drei Teilen. Auf mehreren Tafeln in verschiedenen Formaten wird die Geschichte der drei Gruppen erzählt, außerdem steht interessierten Besucher/innen ein "Archiv" zur Verfügung. In Fotoalben, Akten der Verfolgungsbehörden, Interviews mit Zeitzeug(inn)en und einem Video erfahren Besucher/innen Einzelheiten der Lebensgeschichten. Den dritten Teil bildet eine Auswahl von Sondergesetzen und Verordnungen für die deutschen Juden 1933-1945.
Begleitend zur Ausstellung entstand das Buch: Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion, Berlin 1939-1945.
Die Ausstellung wandert seit 1993. Bisher war sie in mehr als fünfzehn Städten zu sehen, zuletzt im Dokumentationszentrum Prora.
Institutionen oder Projektgruppen, die in ihrer Stadt die Ausstellung zeigen möchten, finden auf der Website erste Hinweise über Inhalt und Umfang der Wanderausstellung. Das Ausleihen der Ausstellung kostet zwischen € 1000 und € 2000, da ein umfangreiches Begleitprogramm organisiert werden kann. Sie kann über Bodo Mrozek von der "Informationsstelle Jugend unterm Hakenkreuz e.V. " ausgeliehen werden.
Bodo [dot] Mrozek [at] fu-berlin [dot] de
Zur Website der Ausstellung Juden im Widerstand