Sie waren in ihrer Kindheit Fremde in ihrer Welt. Die für beide lebensbedrohlich war. Nach sechzig Kahren begegneten sie sich und begannen ein Gespräch, indem sie von jenen Zeiten erzählten und sie gemeinsam anschauten und ihnen nachspürten.
In diesem ungewöhnlichen Dialog des Erinnerns fragten sie “Verständnis suchend nach Todes Sinn und Lebens Wert”. In „Ich reiche dir meine Hand" entfaltet sich zwischen den Autorinnen Rahel R. Mann und Hilka Koch ein außergewöhnlicher literarischer Dialog über die deutsche Vergangenheit. In Gedichten und Gedanken reichen sich jüdische und deutsche Kultur die Hände, und es wird ein Stück Zeitgeschichte wiederbelebt, das sich in den Einzelschicksalen spiegelt.
Die beiden Frauen haben die Schrecken des Zweiten Weltkrieges und das Verbrechen des Holocaust auf ganz unterschiedliche Weise erlebt, und doch verbindet sie ein tiefes Verständnis für die Vergangenheit der anderen. Von der Akzeptanz, dem Dialog der Kulturen und der Bewältigung der deutschen Vergangenheit in Form von sowohl subjektiver als auch kollektiver Erinnerungsarbeit handelt diese Gedichtsammlung.
Die Sprache transportiert verborgene Erinnerungen und Gefühle und ist zugleich die Verknüpfung zwischen dem Gestern und dem Heute. Damit ist sie ein Erfahrungsschatz für die des 21. Jahrhunderts für eine hoffentlich sichere und friedliche Zukunft.
Rahel R. Mann, Kind jüdischer Eltern, wurde 1937 in Berlin geboren. Nach dem Krieg studierte sie in ihrer Geburtsstadt. Danach arbeitete sie als Lehrerin, Medizinerin und Psychotherapeutin in Berlin und Braunschweig. Heute lebt sie in Israel und Berlin. Ihre Lyrik bezieht sich unter anderem auf ihre Erfahrungen als von Nachbarn „verstecktes" Kind, das so in einem Keller in Berlin den Nationalsozialismus überlebte. Der Vater wurde im Internierungslager Gurs in Südfrankreich erschossen. Die Mutter überlebte das KZ Sachsenhausen, kehrte jedoch schwerkrank aus der Haft zurück und starb an Tbc durch einen Blutsturz.
Hilka Koch wurde 1938 in Oldenburg als Kind ostfriesisch-schwäbischer Eltern geboren. Nach dem Abitur studierte sie Geschichte, Pädagogik und Politologie. Sie arbeitete als Lehrerin in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Ab 1980 kamen journalistische Tätigkeiten und ein vielfältiges soziales Engagement wie beispielsweise die Mitarbeit bei Terre des Hommes hinzu. Hilka Koch veröffentlichte zwei Bücher und zahlreiche Anthologiebeiträge. 1998 präsentierte sie ihre erste Fotoausstellung. Sie wirkte zudem an mehreren schriftstellerischen Projekten mit, u. a. war sie an der Gründung der Oldenburger Autorengruppe Wortstatt beteiligt, deren Mitglied sie bis heute ist.