Er wollte ein „Museum ohne Ausgang“ schaffen, einen Ort, an dem das Leben und das Werk des Künstlers Felix Nussbaum einen Platz findet, „verräumlicht“ wird. Das Felix-Nussbaum-Haus, entworfen und umgesetzt durch den Architekten Daniel Libeskind, bekannt für seine eindrucksvollen Arbeiten wie dem Jüdischen Museum in Berlin, wurde 1998 eröffnet. Es befindet sich in Osnabrück, der Geburtsstadt des jüdischen Künstlers, der 1944, wenige Monate vor Kriegsende nach Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet wurde.
Nussbaum, 1904 in einer bürgerlichen, dem Reformjudentum zugehörigen Familie geboren, entwickelte schon früh seine Liebe zur Kunst. Sein Vater Philipp Nussbaum, Kaufmann und selbst leidenschaftlicher Maler, förderte das Talent seines Sohnes und bestärkte ihn in dem Wunsch Malerei zu studieren. 1922 ging Nussbaum dafür nach Hamburg, wo er an der Kunstgewerbeschule ein Studium aufnahm. Ein Jahr später wechselte er jedoch in die Kunstmetropole Berlin, wo er 1928 zum Meisterschüler des impressionistischen Malers und Illustrators Hans Meid wurde. Dort lernte er 1927 auch seine Lebensgefährtin und spätere Ehefrau Felka Platek kennen. Platek, selbst Jüdin, war Anfang der 1920er Jahre aus Warschau nach Berlin gekommen, um Kunst zu studieren. Als emanzipierte und selbstbewusste Malerin verkörperte sie im Berlin dieser Zeit die Freiräume und Möglichkeiten der jungen Weimarer Republik.
Als am 30. Januar 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung im Deutschen Reich begann, befanden sich Nussbaum und Platek gerade in Rom, wo Nussbaum als Studiengast in der berühmten „Villa Massimo“ weilte. Beide, Platek und Nussbaum, sollten nie nach Deutschland zurückkehren. Aus ihrem italienischen Exil reisten sie weiter nach Frankreich und von dort 1937 nach Belgien. Angesichts der drohenden Verfolgung entschied sich Nussbaum, der 1930 seine ablehnende Haltung in Bezug auf die Ehe in seinen „Illustrationen eines Hochzeitsgedichtes“ verdeutlicht hatte, noch im selben Jahr für eine Heirat, nachdem Platek aufenthaltsrechtliche Probleme mit den belgischem Behörden bekommen hatte. Ein befreundeter Kunsthändler bot den beiden an, sie in seiner Brüsseler Wohnung zu verstecken. Dort lebten sie, bis sie im Juni 1944 deportiert, in das Sammellager Mechelen verbracht und von dort mit einem der letzten Transporte nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Felka Platek wurde direkt nach ihrer Ankunft am 2. August 1944 in den Gaskammern von Birkenau ermordet. Felix Nussbaum wurde zunächst, anders als lange Zeit angenommen, als arbeitsfähig eingestuft und in die Lagerstruktur aufgenommen. Das Datum und die Umstände seines Todes sind bis heute nicht bekannt, er erlebte jedoch die Befreiung des Lagers nicht.
Das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück verfügt heute mit mehr als zweihundert Werken über die größte Sammlung der Bilder Felix Nussbaums. Zahlreiche Bilder, die Nussbaum noch während seiner Studienjahre in Berlin fertiggestellt hatte, wurden – ebenso wie viele Arbeiten Felka Plateks – bei einem Brand in Nussbaums Berliner Atelier 1932 zerstört. Ein Großteil der heute als sein Hauptwerk bezeichneten Arbeiten schuf Nussbaum daher in der Zeit seines Exils, bis kurz vor seiner Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. In den Bildern verarbeitete er seine individuellen Verfolgungs- und Fluchterfahrungen ebenso wie die allgemeine weltpolitische Situation. Das Malen war für ihn im belgischen Versteck nicht nur Mittel, um seiner desparaten Situation Ausdruck zu verleihen, sondern auch eine Möglichkeit, Widerstand zu leisten und politisch zu agieren. In seinem „Selbstbildnis mit Judenpass“, 1943 entstanden und eines seiner letzten Bilder, sieht man dementsprechend einen selbstbewussten Mann, der auf provozierende und anklagende Weise dem Betrachter zeigt, dass er der Verfolgung durch die Nationalsozialisten nicht entkommen kann.
Das Felix-Nussbaum-Haus, Teil des Kulturgeschichtlichen Museums Osnabrück, zeigt neben den gesammelten Werken von Felix Nussbaum und Felka Platek regelmäßig themenspezifische Sonderausstellungen. Verschiedene Publikationen und Bände geben einen zusätzlichen Einblick in das Leben und Arbeiten des Künstlers. Außerdem bietet der museumspädagogische Dienst verschiedene Führungen und Exkursionen an, die Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu dem Thema ermöglichen. Dabei beschränken sich die Angebote nicht allein auf die im Museum ausgestellten Werke. Es besteht auch die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Stadtführung an die Orte der nationalsozialistischen Gewalt und Verfolgung in Osnabrück zu begeben. Für Multiplikator/innen stehen außerdem vielseitige Unterrichtsmaterialien zu Verfügung, die sich für einen Besuch im Felix-Nussbaum-Haus sowie der Vor- und Nachbereitung eines solchen eignen. Dabei ermöglichen verschiedene Methoden und Aufgaben ein individuelles und altersgerechtes Einfühlen in die Bilderwelt Nussbaums.