Das Magazin la resistenza beschäftigt sich in seiner zweiten Ausgabe unter anderem mit Kriegsgefangenen aus Italien sowie der Deportation italienischer Zivilist/innen in das Deutsche Reich. Anhand von ausführlichen Zitaten aus Zeitzeugeninterviews sowie historischem Bildmaterial werden subjektive Erfahrungsberichte in den analytischen Rahmen der Zeitschrift gesetzt.
Noch 1939 waren die als „Arbeitsbrüder“ bezeichneten italienischen Arbeiter/innen im Deutschen Reich von deutscher wie italienischer offizieller Seite gefeierter Beweis für die deutsch-italienische Freundschaft. Mit der Absetzung Mussolinis änderte sich die Situation dieser Arbeiter/innen jedoch radikal. Tausende weiterer Italinier/innen wurden nach Deutschland verschleppt und mussten dort fortan in deutschen Arbeitskommandos Zwangsarbeit verrichten. Nachdem Hitler verordnete, sie nicht mehr als Kriegsgefangene zu bezeichnen, kam es zur faktischen Ermordung zahlreicher Gefangener, die ab diesem Zeitpunkt stark unterversorgt waren. Fern von der Genfer Konvention waren sie dabei nicht bloß der Willkür der jeweiligen deutschen Aufsehern unterworfen, sondern wurden auch von der deutschen Zivilbevölkerung größtenteils schlecht behandelt – bis hin zu körperlichen Übergriffen. Die italienischen Zivilist/innen wurden, wie der Zeitzeuge Roberto Torelli berichtet, bereits vor der Umbenennung der Kriegsgefangenen, stets schlechter behandelt als die Soldaten.
Torelli wurde bei seinem Abtransport zur Ausbeutung der italienischen Bevölkerung gezwungen. Nachdem er zum Plündern von Vieh angewiesen war, wurde er selbst in einem Viehwaggon bei katastrophaler Versorgung fast drei Wochen ins Deutsche Reich abtransportiert. Auf dem Transport sägte er ein Loch in den Boden, wollte sich aus dem Zug auf die Gleise flüchten, doch sah kurz vor Vollendung ein, dass dies einem Selbstmord gleichkäme. Von da an arbeitete er in einer mittelfränkischen Munitionsfabrik für die Nationalsozialisten. Ein Foto von ihm heute sowie eine von seinem früheren Pass als historisches Material ergänzt seine persönliche Schilderung.
Der italienische Oppositionelle und Kriegsgefangene Carlo Porta erzählt auf den folgenden Seiten von seiner Gefangenschaft und ebenfalls, wie er nach Deutschland abtransportiert wurde. Dort musste er unter schrecklichen hygienischen Bedingungen in einer Ziegelfabrik, später einer Batteriefabrik Zwangsarbeit verrichten. Erst 1945 kam er frei, als US-Amerikaner das Lager befreiten.
Beide Erzählungen beinhalten die Weigerung der Zwangsarbeiter, ein Schriftstück zu unterschreiben: Die Nationalsozialisten sagten ihnen, sie sollen unterschreiben, um nach Italien ausgesandt zu werden. Doch weigerten sich die italienischen Gefangenen, da sie eine Verlagerung an die Ostfront befürchteten. In beiden Fällen wurde dies als Widerstand verstanden, die einzige Möglichkeit, noch einen Rest Souveränität zu bewahren.
Durch den Einsatz von Zeitzeugeninterviews wird ein nachvollziehbarer Einblick in die Geschichte der nationalsozialistischen Zwangsarbeit und dem Umgang mit italienischen Kriegsgefangenen gegeben. Eingebettet in die durchaus analytische Zeitschrift la resistenza bietet sich auf den Seiten 22 bis 24 insbesondere für Pädagog/innen und Lehrer/innen ein optimaler fachlicher Einstieg in das Thema. Auszüge aus den Erzählungen der Zeitzeugen sowie die mitgelieferten Fotografien können dabei direkt im Unterricht angewandt werden.
Literaturverweis: la resistenza – Beiträge zu Faschismus, deutscher Besatzung und dem Widerstand in Italien. Ausgabe Nummer 2. Nürnberg 2003. S. 22-24. Online-Version.