Zwei Ausstellungen auf der Webseite der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur beschäftigen sich mit Recht und Ungerechtigkeit in der DDR mit einem internationalen als auch einem ausschließlich auf die DDR bezogenen Schwerpunkt.
Die am 15. November 2013 erscheinende Online-Ausstellung „Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme. Streiflichter auf die Geschichte Europas im 20. Jahrhundert“ von Andreas Wirsching und Petra Weber beleuchtet das Europa des 20. Jahrhunderts. Für dieses Jahrhundert wird eine Zuspitzung extremer Zustände und Begebenheiten historischen Ausmaßes konstatiert: Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Stalin, DDR, Wende, Osterweiterung der EU. Die DDR wird dabei in einer Kontinuität deutscher Geschichte verstanden. Damit werden die einzelnen Eckdaten in einen Zusammenhang gestellt - der Zweite zum Ersten Weltkrieg ebenso wie die Entwicklung hin zum realsozialistischen Staat.
Die Ausstellung, welche vom Institut für Zeitgeschichte in München und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur herausgegeben wird lässt auf eine interessante und hilfreiche Handreichung auch für Pädagog/innen und Lehrer/innen hoffen, die damit in ihrem Unterricht arbeiten können. Was bereits vorab kritisch anzumerken ist, ist jedoch die Aneinanderreihung als „extrem“ bezeichneter Ereignisse, die schon in der Ankündigung in einer dramatischen Erzählweise dargeboten werden. Damit verschwimmt der Gehalt der einzelnen historischen Etappen, zumal „Linksradikalismus“ als Phänomen in Deutschland ohne weitere Erläuterung neben „Antisemitismus, Rassismus und Verschwörungstheorien“ aufgezählt wird und so falschen Gleichsetzungen Vorschub geleistet wird .
Die Ausstellung wird vor allen Dingen zur Illustration für Schüler/innen hilfreich sein und um die DDR in einen größeren historischen Kontext zu stellen. Weiterführende Lektüre ist jedoch zu empfehlen. „Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme“ kann vor dem 15.11.2013 für 35,00 € bestellt werden, danach für 50 €. Ab Januar 2014 können Begleitmaterialien heruntergeladen werden.
Aus einer Zusammenarbeit des Stern und der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur entstand die Online-Ausstellung „Die heile Welt der Diktatur? Herrschaft und Alltag in der DDR“ mit Fotos von Harald Schmitt und Texten von Stefan Wolle. Sie verschreibt sich selbst einer politisch-bildnerischen Aufklärung, die eine differenzierte Perspektive auf die DDR ermöglichen möchte. Leider verbleibt die Ausstellung insgesamt recht tendenziös, was sich in der Einleitung in zwei Sätzen verdichtet: „Damals gingen Hunderttausende in der DDR auf die Straße, um gegen die Diktatur der SED, für Reisefreiheit und bessere Lebensverhältnisse zu demonstrieren. Heute wird der Alltag in der DDR häufig verklärt.“ Für eine andere Perspektive bietet es sich an, in der vorliegenden Ausgabe unseres Magazins den Artikel von Wolfgang Wippermann zu lesen.
Nichtsdestotrotz kann der Einsatz der Ausstellung für die pädagogische Arbeit sinnvoll sein. Nach einer Lektüre entsprechender Texte, die unterschiedliche Stimmen aus der DDR-Bevölkerung zu Wort kommen lassen und sich mit diesen Lebenserfahrungen auseinandersetzen, kann die aufwendig bebilderte und anschaulich beschriebene Ausstellung etwa in Sekundarstufe II als Medium selbst untersucht werden und Schüler/innen dazu animieren, selbst eine Ausstellung zu entwerfen. Der in der vorliegenden Ausgabe unseres Magazins besprochene Unterrichtsentwurf von Britta Wehen gibt hilfreiche Anregungen zur kritischen Arbeit mit historischen Quellen für Schüler/innen.