Filmvorführung: „Der Balkon – Wehrmachtsverbrechen in Griechenland“ 43’
23. April, um 17:30
In Deutschland wurde die Okkupation und die deutsche Kriegsschuld gegenüber Griechenland lange verdrängt. Entsprechend sind bei uns die verübten Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung sowie die Zerstörung und Beraubung des Landes noch immer weitgehend unbekannt.
Der Verein Respekt für Griechenland e.V. möchte die bestehende Erinnerungslücke verringern. Als Beitrag hierzu zeigen wir in Zusammenarbeit mit der „Topographie des Terror“ die für die Bildungsarbeit vom Regisseur Chrysanthos Konstantinides erstellte Version des Films
„Der Balkon – Wehrmachtsverbrechen in Griechenland“ 43’
Lyngiades, ein Dorf in Nord-Griechenland, wird wegen seiner wunderbaren Aussicht der „Balkon“ genannt. Doch die Idylle war Schauplatz eines Massakers, das hierzulande noch kaum bekannt ist. Am 3. Oktober 1943 ermordeten die deutschen Besatzer zweiundachtzig Dorfbewohner, überwiegend Kinder, Frauen, alte Leute, und zerstörten fast alle Häuser. Dies war eine sogenannte Sühnemaßnahme für einen Regi- mentskommandeur der Gebirgsjäger, Josef Salminger, der wenige Tage zuvor durch eine Straßensperre der Partisanen zu Tode gekommen war. Ihr Dorf haben die Nachkommen der Opfer nach und nach aus eigener Kraft wieder aufgebaut. Aufbauhilfe aus Deutschland haben sie zu keiner Zeit erhalten. Kein deutscher Soldat wurde für die Verbrechen in Lyngiades bestraft.
Dieser Film schließt eine Lücke, die das Schweigen deutscher Soldaten über ihre Taten im 2. Weltkrieg hinterlassen hat. Der Filmemacher Chrysanthos Konstantinides lässt die Opfer und deren Nachfahren die Geschichte eines deutschen Wehrmachtsmassakers in Griechenland erzählen. Ihr Leiden steht exemplarisch für die Geschichte von 122 griechischen Märtyrerdörfern, wie seit 1998 herausgehobene Opfergemeinden bezeichnet werden, in denen während der Jahre der deutschen Besatzung zwischen 1941 und 1944 schwere Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung verübt wurden.
Der Regisseur des Dokumentarfilms stammt aus Lyngiades. Über das Massaker recherchierte vor drei Jahrzehnten der Rechtshistoriker Christoph Schminck-Gustavus. Jetzt führt er durch den Film. In diesem hören die Nachgeborenen, oft erstmalig, Erinnerungen von Überlebenden. Es sind Dokumente der Trauer vor dem Hintergrund eines kollektiven Traumas. Und es sind Einblicke in die unterlassene Aufarbeitung in Deutschland und die verweigerte Wiedergutmachung.
Wer keine Zeit hat, den Film so früh zu sehen, kann ihn sich auch schon vorher auf der Seite der Mediathek der Bundeszentrale für Poltische Bildung anschauen: https://www.bpb.de/mediathek/video/515302/der-balkon-wehrmachtsverbrechen-in-griechenland/
Anschließend um 19.00 Uhr gibt es Vorträge und eine Diskussion: Vergessene Kriegsverbrechen von Wehrmacht und SS in Griechenland. Späte Aufklärung über die Massaker an der Zivilbevölkerung und aktuelle Unterstützung zerstörter Dörfer.
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Berlin Kreuzberg