Im Spanischen Bürgerkrieg waren Weltanschauungen aufeinandergeprallt. Es verwundert daher nicht, dass der Umgang mit dem Bürgerkrieg in den beiden deutschen Staaten im Kontext des Kalten Krieges höchst unterschiedlich war.
Dabei war der Spanische Bürgerkrieg nicht einfach irgendein historisches Ereignis ohne große Bedeutung für Deutschland. Denn auf beiden Seiten hatten Deutsche gekämpft: freiwillige Aktivist_innen auf Seiten der Republik, Soldaten der nationalsozialistischen Wehrmacht im franquistischen Lager.
Die frühe Bundesrepublik Deutschland war geprägt vom Antikommunismus und von den fortgesetzten Karrieren ehemaliger Nationalsozialist_innen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Jounalist_innen und Historiker_innen äußerten Verständnis für die spanische Rechte und ihren Kampf gegen den Kommunismus und die Revolution. Konservative leugneten auch gerne die Schuld der deutschen Luftwaffe an der Zerstörung der baskischen Stadt Guernica im Frühjahr 1937.
In den 1950er Jahren erhielten Angehörige der Legion Condor und anderer Waffengattungen der Wehrmacht in der BRD großzügige Renten. Linke Kriegsfreiwillige waren dagegen als Kommunist_innen verdächtig und wurden häufig noch mit dem Naziwort „Rotspanier“ bezeichnet. Sie hatten es schwer, Rentenansprüche geltend zu machen, selbst wenn sie aufgrund von Verwundungen körperliche Schäden davongetragen hatten. Manche von ihnen zogen daher in die DDR, insbesondere nach dem Verbot der KPD im Jahr 1956.
Denkmal für deutsche Spanienkämpfer in Berlin-Friedrichshain,
Foto: Dr. Minx, Quelle: Wikipedia
Die Deutsche Demokratische Republik nahm für sich in Anspruch, nach den ungeheuren Verbrechen des „Dritten Reiches“ und des von ihm verursachten Weltkrieges ein neues Deutschland aufzubauen. Von Beginn an sollte der Antifaschismus die Existenz des ostdeutschen Staates legitimieren. Die Internationalen Brigaden, die in Spanien gegen den Faschismus gekämpft hatten, galten als historische Vorkämpfer_innen dieses Antifaschismus.
In Zeitungsartikeln, Geschichtsbüchern und Reden priesen die Autor_innen den „proletarischen Internationalismus“ der Interbrigadist_innen und ihren Kampf für die spanische Republik. Die Kollektivierungen in der republikanischen Zone und die Rolle der Anarchist_innen blieben dagegen meist ausgeblendet.
Einige so genannte Spanienkämpfer wie Wilhelm Zaisser, Kurt Hager oder Erich Mielke machten Karriere im Partei- und Staatsapparat. Tote Spanienkämpfer_innen stilisierte die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands zu antifaschistischen Held_innen, allen voran Hans Beimler. Beimler war als wichtiger KPD-Kader im Dezember 1936 bei der Verteidigung Madrids von einer Kugel tödlich getroffen worden. Die DDR machte Hans Beimler zur Personifizierung des mutigen proletarischen Kämpfers. Straßen, Armeeeinheiten und Schulen trugen seinen Namen. Die nach ihm benannte Medaille war die höchste Auszeichnung für Interbrigadist_innen.
In der BRD änderte sich ab den 1960er Jahren mit der Außerparlamentarischen Opposition und der Regierung Willy Brandts das gesellschaftliche Klima auch in Bezug auf den Spanischen Bürgerkrieg. Brandt hatte sich als junger Sozialist selbst für die spanische Republik engagiert.
Die verbreiteten Sympathien für das franquistische Spanien schwanden allmählich. Die bundesdeutsche Gesellschaft hörte auf, die linken Spanienkämpfer auszugrenzen. 1972 wurden sie hinsichtlich ihrer Versorgungsansprüche weitgehend mit den ehemaligen Wehrmachtssoldaten gleichgestellt.
Literatur
- Werner Abel, Antikommunismus und Antifaschismus im Kalten Krieg, in: Alexandre Froidevaux (Hrsg.), 80 Jahre danach - Der Spanische Bürgerkrieg. 1936-1939, Berlin 2016, S. 22-27.
- Michael Uhl, Mythos Spanien. Das Erbe der internationalen Brigaden in der DDR, Bonn 2004.