Kreative und innovative Methoden. Geschichtsunterricht einmal anders.
Paul Matthies
Die Aufgabe von Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrern ist es, die Ansprüche der Geschichtswissenschaft und der Gesellschaft in ein Arrangement zu übersetzen, das Schülerinnen und Schülern ermöglicht, historisch zu lernen. Diese gesellschaftlichen Ansprüche können z.B. in Rahmenlehrplänen festgeschrieben sein, durch die Fachdidaktik kommuniziert werden, aber auch als ungeschriebene Erwartungen vieler verschiedener Gruppen „im Raum schweben“.
Mit dem vorliegenden Band möchte Birgit Wenzel sowohl angehenden als auch routinierten Lehrkräften eine Unterstützung bei dieser anspruchsvollen Aufgabe geben. Durch die von ihr vorgestellten innovativen und kreativen Methoden sollen neue und ungewöhnliche Zugänge zur Geschichte ermöglicht werden. Die Autorin kann dabei auf einen breiten Erfahrungsschatz, den sie als Lehrerin, Seminarleiterin, Fortbildnerin, Rahmenlehrplanautorin und Hochschullehrerin erwerben konnte, zurückgreifen.
In einer kurzen Einführung (S. 6-17) beschreibt Birgit Wenzel den zu Grunde gelegten Methodenbegriff und stellt die Bedeutsamkeit einer Methodenvielfalt im Unterricht heraus.
Im nächsten Abschnitt (S. 18-21) gibt sie einen tabellarischen Überblick über die in diesem Buch vorgestellten Methoden, aus dem der Leser wichtige Entscheidungskriterien (Sozialform, Dauer, Aufwand, didaktische Funktion und geeignete Themen) entnehmen kann. Diese Darstellungsform eignet sich hervorragend, um sich in kurzer Zeit anhand der beschriebenen Kriterien einen Überblick über die vorgestellten Methoden zu verschaffen.
Es folgt ein Kapitel, in dem die Autorin die Struktur der Methodenbeschreibungen darstellt (S. 22-27). An dieser Stelle wird bereits ein wesentliches Qualitätsmerkmal des Buches deutlich: Alle Methoden werden nach einem einheitlichem Schema vorgestellt, mit Beispielen ergänzt und sowohl deren Chancen und Stärken als auch deren Risiken und Schwächen erläutert. Die Darstellung jeder Methode gliedert sich in folgende Bereiche:
- Erläuterung des Namens der Methode
- Ziel der Methode
- Beschreibung und Durchführung
- Hinweise (z.B. Tipps zur Unterstützung, Verfahrenshinweise u.ä.)
- Vorbereitung
- Benötigtes Material
- Zu Grunde liegende Sozialform
- Dauer
- Geeignete Themen
- Beispiele
- Chancen und Stärken
- Risiken und Schwächen
- Aktivitätsanteile (jeweils der Lernenden und Lehrenden)
- Motivationspotential
- Kompetenzbezug
- Fachdidaktische Prinzipien
- Möglichkeiten der Weiterarbeit
- Variationsmöglichkeiten
- Weitere Informationen (Literaturhinweise, Internetlinks etc.)
Zu jedem dieser Punkte erläutert Birgit Wenzel in ihrer Strukturbeschreibung, was den Leser hierunter erwartet. Insbesondere stellt die Autorin unter den Punkten Kompetenzbezug und Fachdidaktische Prinzipien kurz, aber sehr präzise dar, wie sie die Kompetenzen bzw. Prinzipien versteht und wie sie diese in ihren Methodenbeschreibungen verwendet.
Im nun folgenden Hauptteil (S. 28-223) werden nach dem zuvor erläuterten Muster 32, wenn auch nicht durchweg neue, jedoch ideenreiche Methoden für den Geschichtsunterricht vorgestellt. Die Methoden sind nicht nur an sich innovativ und kreativ, sondern von der Autorin so gewählt, dass sie, vor allem wenn sie einander ergänzend eingesetzt werden, bei Schülerinnen und Schülern Kreativität freisetzen und neue Zugänge zu Geschichte ermöglichen. Birgit Wenzel gelingt es durch kurze und präzise Erklärungen die dargestellten Methoden dem Leser nahe zu bringen und jede Methode nach dem oben genannten Modus hilfreich für die Praxis zu durchdenken.
Mit der Analyse der einzelnen Methoden im Bezug auf ihre Kompetenzbezüge und die jeweils angewendeten fachdidaktischen Prinzipien können geeignete Methoden für den eigenen Unterrichtsentwurf gezielt ausgewählt werden, was eine enorme Arbeitserleichterung darstellt. Für Lehrerinnen und Lehrer in der Ausbildung stellt dies einen unschätzbaren Vorteil beim Verfassen und Begründen ihrer Unterrichtsentwürfe dar. Nicht zuletzt durch die Beispiele, die jede Methode erläutern, gelingt es der Autorin, die Methoden anschaulich darzustellen und Lust zum Ausprobieren zu wecken.
Zahlreiche Vorschläge zur Weiterarbeit und Variation unterstreichen noch einmal den starken Praxisbezug der Methodenvorschläge.
Das vorliegende Buch erweist sich durch Aufbau und Inhalt als Schatztruhe für die Planung des eigenen (Geschichts-)Unterrichts. Äußerst gelungen scheint dabei sowohl der Brückenschlag zwischen der Theorie der Methodenvielfalt und den Ansprüchen der Praxis als auch der starke Kompetenzbezug in der Vorstellung der Methoden. Birgit Wenzel hat damit den Anspruch, einen Band „für die Praxis angehender, aber auch routinierter Lehrerinnen und Lehrer“ - so der herausgebende Wochenschau-Verlag - zu schreiben, voll erfüllt und ein Buch vorgelegt, dass nicht nur im Geschichtsunterricht wertvolle Dienste leisten wird.
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- 13 Feb 2012 - 15:19