Damir und Marius sind Kollegen. Beide arbeiten gemeinsam in einer Schlosserei. Und hier hören die Gemeinsamkeiten scheinbar schon auf. Marius, übergewichtiger weißer Deutscher, kommandiert seine Mutter herum und verbietet seiner Schwester, mit den „Kanaken“ rumzuhängen, fährt ein aufgemotztes Auto und hat die große Klappe. Damir, Deutschtürke, lebt mit seinen Freunden in einer spartanischen Unterkunft – ihr unregelmäßiges Einkommen auf Grund eines rassistisch strukturierten Arbeitsmarktes lassen ihnen keine andere Wahl. Damir ist bescheiden, zurückhaltend und versucht seine Arbeit ohne Aufheben zu erledigen. Als die beiden, angetrieben von ihrem Chef, vergessen, ein wichtiges Teil zu montieren kommt es zu einer Explosion mit erschreckenden Folgen – Damir findet sich im Körper von Marius, dieser im Körper von Damir wieder. Um nicht ihrer beider Leben zu zerstören sind sie zur Zusammenarbeit gezwungen. Einer übernimmt das Leben des anderen.
Marius in Damirs Körper bekommt den rassistisch motivierten Ausschluss aus Arbeitsverhältnissen zu spüren. Ohne Job muss er sich auf dem Arbeitsamt abfertigen lassen und wird von ehemaligen Kumpeln zusammengeschlagen, die ihn als „Kanaken“ identifizieren. Damir im Körper von Marius erfährt, wie es ist, wenn die Arbeitsleistung nicht mehr nach Hautfarbe sondern nach Qualität bewertet wird und gründet am Ende sogar eine eigene Firma. Und doch wollen beide wieder in ihren eigenen Körper zurück. Happy End?
Was bleibt übrig von unseren Vorurteilen, wenn wir (gezwungenermaßen) die Perspektive der "Anderen" übernehmen? Dieser Frage schafft es der Kurzfilm nachzugehen, ohne moralisierend den erhobenen Zeigefinger zu heben. Reinhard Günzler hat einen kurzweiligen Film zum Thema "Vorurteile" gedreht, der sich gut für die pädagogische Arbeit mit Schüler/innen der Oberstufe oder der Berufsschule eignet. Anhand der Vorurteile der beiden Protagonisten können eigene Stereotypen benannt und diskutiert werden. Beim Thema „strukturelle Ausgrenzung“ eignet sich der Film als Einführung um über den rassistischen Ausschluss oder die Diskriminierung nichtweißer Deutscher auf dem Arbeitsmarkt ins Gespräch zu kommen.
Ein begleitendes Statement zum Film durch die Lehrerin oder den Multiplikator ist an den Stellen notwendig, an denen er Klischees aufgreift, ohne sie im Fortgang zu brechen. Ein Beispiel dafür sind die Rollen der Schwester und Mutter von Marius, die weitesgehend sehr herkömmlichen Geschlechterrollen entsprechen.
Dennoch ist der Film uneingeschränkt zum Einsatz in der pädagogischen Arbeit zu empfehlen, ist er doch quasi ein Auftrag an die Rezipient/innen, die Perspektive von anderen Menschen einzunehmen, egal ob sie sich von ihnen aufgrund ihrer Hautfarbe, des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung unterscheiden. Die damit angesprochene Fähigkeit zur Multiperspektivität ist wiederum eine Grundbedingung für ein von konstruktiver Auseinandersetzung geprägtes Leben in einer Welt voller Verschiedenheiten.
Kontakt:
Die DVD bietet eine deutsche und englische Sprachfassung des Films. Sie kann über folgende Adresse bezogen werden:
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- 15 Dez 2009 - 13:15