Hanns Ludin wird bereits in der Weimarer Republik berühmt, weil er in der Reichswehr für Hitler konspiriert. Nach 1933 steigt er zum SA-Obergruppenführer auf ihm werden der Blutorden und andere hohe Weihen des Nazistaates zuteil. 1941 schickt ihn Hitler als Gesandten in den "Schutzstaat" Slowakei. Als "Bevollmächtigter Minister des Großdeutschen Reiches" soll er dort die Interessen Berlins durchsetzen: vor allem die "Endlösung". Nach dem Krieg wird Hanns Ludin von den Amerikanern an die Tschechoslowakei ausgeliefert. Im Dezember 1947 wird er in Bratislava als Kriegsverbrecher verurteilt und am Strang hingerichtet.
Der Film berichtet über letzten Stationen Hanns Ludins bis zur Vollstreckung des Todesurteils. Er ist ebenso auch die Suche nach der Schuld des Vaters, denn der Film wird zur persönlichen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, mit der Verdrängung in der eigenen Familie, mit Schuld und dem bitteren Erbe, das der Vater seinen Kindern hinterlassen hat. Ludin zeigt, wie Verdrängung funktioniert auch weil die Betroffenen wollen, dass diese funktioniert. Während die Schuld des Vaters sich für Malte aus den erhaltenen Dokumenten erschließt, klammern sich andere Familienmitglieder an die Hoffnung, dass Hanns Ludin zwar die 'Umsiedlung' der Juden organisierte, nicht aber selbst Handlanger bei der Vernichtung vor Ort war und entsprechen in ihrer Haltung eher einem Brief des Vaters, in dem es heißt: „Ich kann mich nicht schuldig bekennen. Ich habe geschwankt, ich habe Irrtümer und Fehler begangen, aber kein Verbrechen!“ Eine Schwester des Filmemachers konstatiert: „Ich habe akzeptiert, dass ich nie 100% Klarheit haben werde.“
Ludin gelingt eine „Täter-Familie“ über 3 Generationen und verschiedene Kontinente hinweg zur gemeinsamen Aufarbeitung ihrer Geschichte zu bewegen. Er sucht zudem auch Opfer als Interviewpartner auf. Hier zeigt insbesondere das Gespräch mit dem Schriftsteller Tuvia Rübner, dass auch Malte Ludin nicht völlig frei ist von familiärer Befangenheit. So vermeidet er direkte Bezüge zwischen seinem Vater und dessen Funktion in der Slowakei sowie der Ermordung herzustellen. In der Konfrontation mit dem „Opferkind“ Rübner wird der reflektierte Regisseur zum emotional involvierten „Täterkind“.
Literaturempfehlungen zur Thematik der familiären Tradierung von Geschichtsbildern:
- Bar-On, Dan: Die Last des Schweigens. Reinbek: Rowohlt 1996
- Moller, Sabine: Vielfache Vergangenheit. Tübingen: Edition Diskord 2003
- Welzer, Harald, u. a.: 'Opa war kein Nazi'. Frankfurt: Fischer 2002
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- 21 Nov 2009 - 15:08