"Das Politische wird persönlich" - Familiengeschichte(n)
Untersucht wurden Bedeutung und Auswirkungen der Erfahrungen von Verfolgung und Exil während der NS-Herrschaft, die den Töchtern, Nichten und Enkelinnen bewusst und unbewusst weitergegeben wurden und ihr Leben prägten. Beide Bände dokumentieren eindrucksvoll die Folgen politischer und rassistischer Ausgrenzung und, wie politische Verhältnisse auf das private, persönliche Leben wirken können.
Von Hanna Papanek, der der zweiten Band zu ihrem 80. Geburtstag gewidmet wurde, stammt das Motto „Das Politische wird persönlich“ - „Menschen auf Grund ihrer Überzeugungen ins Exil zu treiben und sie ihrer Staatsbürgerschaft zu berauben", schrieb sie in ihrer Familiengeschichte (dokumentiert im Band 1, S. 168) „gehört zu den Verbrechen, die Regierungen an ihren eigenen Staatsbürgern verüben. Ja, bestimmt weniger tödlich als Internierung und Völkermord, aber Schritte in dieselbe Richtung.“
Beide Bände ergänzen nicht nur, sondern bieten, auch wenn jede Geschichte und Präsentationsform anders ist, eine Grundlage zur differenzierteren Erschließung der inzwischen zahlreich vorliegenden autobiografischen, dokumentarischen und fiktionalen Familiengeschichten der zweiten und dritten Generation über Exil-Erfahrungen der Eltern, Großeltern oder nahen Verwandten. Sie regen darüber hinaus neue theoretische und methodische Ansätze in der Biografie- und Frauenexilforschung an, jenseits tradierter Forschungspfade.
Da Verfolgung und Exil weiterhin Erfahrungen vieler Frauen sind, die sich aus anderen Ländern und Kulturen nach Europa geflüchtet haben, sind die Reflexionen und Ergebnisse der historischen Exilforschung geeignet, auch Annäherung und Empathie für die Exilerfahrungen der Gegenwart und ihre familiären Folgen zu fördern.
Familiengeschichte(n), Band I
- Welche Bedeutung haben die Erfahrungen von Verfolgung und Exil erlangt, die an Töchter, Nichten und Enkelinnen weitergegeben wurden?
- Hat dieses "Erbe" die jeweilige Biographie belastet oder auch bereichert?
- Inwieweit wurde es zum Ausgangspunkt künstlerischer Auseinandersetzung in Romanen, Autobiographien, Objektkunst und Filmen?
In den Beiträgen dieses Bandes wird deutlich, wie die "Familiengeschichte(n)" in den nachfolgenden Generationen in einer lebenslangen Disposition zu bestimmten Thematiken ihren Ausdruck fand(en). Der Band dokumentiert zudem die Arbeit der AG "Frauen im Exil" in der Gesellschaft für Exilforschung seit 1991.
Familiengeschichte(n), Band 2
"Das Politische wird persönlich" - unter diesem Motto widmet sich dieser Band der Frage, wie die Verhältnisse der NS-Zeit in die familiären Beziehungen hineinwirken und selbst die Nachgeborenen von den Folgen der rassistisch oder politisch bedingten Ausgrenzung betroffen sind: Die Beiträge geben Einblicke in Lebensgeschichten der Töchtergenerationen, vor allem deren Auseinandersetzung mit der Mutter oder den Eltern.
Als Panorama ganz unterschiedlicher persönlicher Erfahrungen und Lebensgeschichten, als Nebeneinander von historischen Quellen und fiktionalen Texten sowie Reflexion über theoretische und methodische Ansätze findet die Aufarbeitung der Familiengeschichte(n), Band 1, hier ihre Fortsetzung.
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- 24 Dez 2009 - 01:19