Jüdisches Brandenburg in Geschichte und Gegenwart
Inhalt des Buches
Im Jahr 2007 beging die Mark Brandenburg ihr 850-jähriges Bestehen. Nur wenige der heutigen Bürger des Landes Brandenburg werden wissen, welchen Anteil die jüdischen Bewohner der Mark an deren wechselvoller Geschichte hatten. In dreizehn ortsbezogenen Kapiteln und siebzehn Essays zu vertiefenden Einzelthemen schildern die Autorinnen und Autoren, viele von ihnen seit Jahren teils neben ihren Hauptberufen engagierte Erforscher brandenburgischer Orts- und Regionalgeschichte, die Entwicklung der jüdische Geschichte Brandenburgs im Kontext der allgemeinen Landesgeschichte und die Entstehung ausgewählter Synagogengemeinden vom 13. Jahrhundert bis in die Zeit nach 1933.
Da das jüdische Leben in Brandenburg in der NS-Zeit fast vollständig ausgelöscht wurde, lebten nach 1945 nur noch vereinzelt Juden im Land. Wer in der DDR-Zeit an jüdischem Leben in Brandenburg teilnehmen oder etwas davon kennen lernen wollte, musste sich an die Gemeinden in den größeren Städten wie Berlin oder Dresden wenden. Im Land Brandenburg bestanden bei seiner Gründung als neuem Bundesland keine jüdischen Gemeindestrukturen mehr.
Für das Buchprojekt musste geklärt werden, in welchen Grenzen die Geschichte Brandenburgs behandelt werden sollte. Der Band beschränkt sich auf die Grenzen des neuen Bundeslandes und ausgewählte Orte in denen es jüdische Gemeinden gab. Geplant ist aber ein weitergehendes Forschungsprojekt, das die in Anbetracht der unterschiedlichen territorialen Ausdehnung des Landes im Laufe seiner Geschichte noch nicht dargestellte jüdische Geschichte Brandenburgs umfassen wird.
In den 17 Essaykapitel werden im Querschnitt zur Chronologie der Ortskapitel übergreifende Themen behandelt und vertieft, die die Vielfalt und Bedeutung des Lebens und Wirkens der Juden im Brandenburgischen belegen: z. B. hebräischer Buchdruck in Frankfurt an der Oder, Moses Mendelssohns Weg von Dessau nach Berlin, die kurfürstliche Zulassung jüdischer Studenten an der Universität Viadrina in Frankfurt, jüdische Unternehmer in Potsdam, Fürsorge für geistig und körperlich behinderte Juden in der Provinz Brandenburg oder Theodor Fontanes Haltung zu den Juden.
Die Essaykapitel widmen sich auch dem Wirken von Persönlichkeiten wie Kurt Tucholsky (Rheinsberg), Rudolf Mosse (Schenkendorf) oder Ernst von Mendelssohn-Bartholdy (Börnicke). Aber auch auf den Umgang mit den Überresten der jüdischen Geschichte in der DDR-Zeit und auf die Jahre des Neuaufbaus jüdischen Gemeindelebens in Brandenburg ab 1991 gehen die Beiträge des vorliegenden Bandes ein.
Wichtiges Anliegen ist es außerdem zu zeigen, wo und wie an die Geschichte der Juden in Brandenburg heute erinnert wird: durch Gedenkveranstaltungen, Gedenktafeln an Friedhöfen und Orten zerstörter Synagogen, durch Umbenennungen von Straßen und Schulen sowie durch die Verlegung von Stolpersteinen an Wohnorten der Deportierten und Ermordeten und die Sammlung und Aufzeichnung von Zeitzeugenberichten. Nicht zuletzt hat sich das 1992 gegründete Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Geschichte die Erforschung und Bewahrung der jüdischen Geschichte in Brandenburg zur Hauptaufgabe gemacht.
Die Herausgeberin, Dr. Irene Diekmann, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere Geschichte II an der Universität Potsdam und stellv. Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam.
Zur Nutzung des Buches in schulischer und außerschulischer Bildung
Der im April 2008 erschienene beeindruckende, wichtige und auch gewichtige Band Jüdisches Brandenburg - Geschichte und Gegenwart ist das Ergebnis mehrjährigen Forschungsarbeit des Instituts. Alle Beiträge enthalten eine Vielzahl von Fotos, Quellenauszügen, Dokumenten (auch in Faksimileabbildungen!) sowie Karten, weshalb sich das Buch für Unterricht in Schulen besonders eignet.
Hervorzuheben ist die zweispaltige Chronologie der Geschichte Brandenburgs im Anhang, welche der Chronologie der Geschichte der Juden in Brandenburg gegenüber gestellt ist, zudem das Glossar der wichtigsten hebräischen und historischen Begriffe, ein umfangreiches Personen- und Ortsregister sowie der Bildnachweis für die Ortskapitel.
Bei den Einzelbeiträgen sind die jeweiligen Anmerkungen, Quellen- und Literaturnachweise zu finden sind, wodurch der umfangreiche Band übersichtlich und für den Nutzer als Nachschlagewerk sehr gut handhabbar ist. Im Vorwort lobt der brandenburgische Ministerpräsident das Buch als herausragenden Beitrag zur Landesgeschichte. Dem Lob sollte der "Landesvater" Taten folgen lassen, indem er dafür sorgt, dass es in jeder Schulbibliothek im Bundesland zur Hand ist.
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- 21 Nov 2009 - 14:21