Empfehlung Web

Der Mord an den Juden von Jedwabne

Am 10.07.1941 ereignete sich in der polnischen Stadt Jedwabne ein Pogrom an den jüdischen Einwohner/innen. 1949 und 1953 wurden zwölf polnische Einwohner wegen dieses Verbrechens verurteilt, bald jedoch wieder aus der Haft entlassen. Nach 1960 errichtete die Stadt einen Gedenkstein für die "von der Gestapo und den Gendarmen Hitlers verbrannten 1.600 jüdischen Bürger".

Der polnisch-amerikanische Soziologe Jan Tomasz Gross deckte in seinem Buch "Nachbarn. Der Mord an den Juden von Jedwabne" im Jahre 2000 diese „Vereindeutigung“ der Geschichte auf. In seinem Buch beschreibt er den Massenmord an der jüdischen Bevölkerung der Kleinstadt Jedwabne, der – unter Zustimmung, mit Erlaubnis oder auf Anstiftung der deutschen Besatzer hin – von polnischer Hand begangen wurde. Die Reaktion war Schock, Scham, Wut und aggressive Selbstverteidigung. Verschiedene polnische Historiker stellten den wissenschaftlichen Wert des Buchs in Frage. Gross habe vor der Veröffentlichung keine ausreichenden Recherchen, insbesondere im Bezug auf deutsche und sowjetische Quellen, angestellt. In Frage stehe, ob nicht doch ein deutsches Einsatzkommando in Jedwabne anwesend war und den Mord ausgeführt hatte.

Ein weiterer Grund für die intensive Diskussion war die These, dass es sich bei den Ereignissen vom 10. Juli 1941 nicht um einen Einzelfall gehandelt hätte. Vielmehr sei in der gesamten Gesellschaft Polens eine antijüdische Grundhaltung auszumachen gewesen. Darüber hinaus behauptete Gross, dass mehrere Generationen von Historikern die Ereignisse von Jedwabne bewusst zu verstecken oder zu verschweigen versucht hätten. Seine Aussagen stützte Gross auf den Augenzeugen und überlebenden Juden Szmul Wasersztajn, auf Akten der Prozesse in &#321,om&#380,a zwischen 1949 und 1953, auf das 1980 veröffentliche Memobuch der Juden aus Jedwabne sowie auf eine 1998 von Agnieszka Arnold gedrehte Dokumentation von Gesprächen mit Einwohnern aus Jedwabne.

Die „Jedwabne-Debatte“ war eine der größten öffentlichen Debatten in Polen seit dem Jahre 1989. Eine Bilanz zu ziehen fällt schwer, obwohl die Debatte nach der Gedenkfeier am 10. Juli 2001 fast zum Erliegen gekommen ist. Unter der Adresse http://www.dpg-brandenburg.de/text/inhalt23.htm finden Sie die in deutscher Übersetzung vorliegenden Beiträge aus polnischen Tageszeitungen. Die Publikation „Thou shalt not kill. Poles on Jedwabne.“ versammelt ins Englische übersetzte Beiträge polnischer Zeitungen und kann unter http://free.ngo.pl/wiez/jedwabne/main.html eingesehen werden.

 

Kommentar hinzufügen

CAPTCHA
Diese Frage dient der Spam-Vermeidung.
Image CAPTCHA
Enter the characters shown in the image.