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Dieses gerade erschienene Themenheft regt zum längst überfälligen und notwendigen Nachdenken an über die weitgehende Ausblendung der Kolonialgeschichte in der historisch-politischen Bildung und unterstreicht zugleich die Bedeutung der Kolonialvergangenheit für die Erinnerungskultur und pädagogische Erinnerungsarbeit in der heutigen Migrationsgesellschaft.
Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, der im März 2006 in Frankfurt am Main stattfand, befasste sich in einer Arbeitsgruppe mit dem Thema „Holocaust, Nationalsozialismus und Kolonialismus in der pädagogischen Erinnerungsarbeit einer pluriformen Einwanderungsgesellschaft.“ Die Beiträge von Bodo v. Borries (Univ. Hamburg) „Holocausterziehung und Kolonialismusdebatte“, Viola Georgi (Univ. München) „Geschichtsaneignung in der deutschen Einwanderungsgesellschaft“, Katharina Walgenbach (Univ. Gießen) „Erinnern, entschädigen, wiedergutmachen – Deutsche Kolonialgeschichte als Gegenstand von Erinnerungspädagogik“, und Hasko Zimmer (Univ. Münster) „Erinnerungsarbeit als Kritik am nationalen Gedächtnis“, stehen im Kontext dieses Kongresses sowie einer der zwei Beiträge von Astrid Messerschmidt (TH Darmstadt) zu postkolonialen Lernprozessen mit dem Titel „Wessen Erinnerung?- Postkoloniale Perspektiven für die historisch-politische Bildung.“
Vier weitere Aufsätze von Annegret Ehmann (Berlin) „Ist der Holocaust präzedenzlos? Erinnern und Vergessen – Völkermorde des 20. Jahrhunderts“, Elke Gryglewski (Berlin) „Pädagogische Konzepte für multiethnische Gruppen im Haus der Wannsee-Konferenz“, Astrid Messerschmidt (TH Darmstadt) „Postkoloniale Lernprozesse nach Auschwitz – Rassismus, Antisemitismus und erinnerte Geschichte“, und Kuno Rinke (Bonn) „Wird ein Türke Berlins Oberbürgermeister?- Eindrücke einer Tagung“ gehen auf eine Veranstaltung im Oktober 2005 in Berlin zurück, die die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V., der Kölner Appell gegen Rassismus e.V. und die Bundeszentrale für politische Bildung mit dem Thema: „ Meine Geschichte – unserer Geschichte. Historisch-politische Bildung in der multiethnischen Gesellschaft“ konzipiert hatten. Diese Tagung richtete sich insbesondere praxisorientiert an Lehrer und Mittler der politischen Bildung.
Ein umfangreicher Rezensionsteil von Neuerscheinungen zur „Auseinandersetzung mit Kriegen, Genoziden und staatlichen Gewaltverbrechen im 20. Jh. im internationalen Vergleich“ und zur Migrationsthematik „ Muss Ordnung sein? Zum Denken in Schubladen im Kontext von Migration“ ergänzt die Beiträge. Außerdem stellt Karin von Trotha (Hamburg) in dem Heft ein Projekt mit Kindern und Jugendlichen der Herero in Namibia vor. Jochen Fuchs (HS Magdeburg) gibt einen Blick zurück in das 19. Jahrhundert, als Abraham Lincoln den Vorschlag unterbreitete, die ehemaligen Sklaven in den USA nach Mittelamerika umzusiedeln.
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- 15 Dez 2009 - 16:51