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300 Juden gegen Franco

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Beitrags-Autor: Ingolf Seidel

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Von Ingolf Seidel

Die Rolle von Jüdinnen und Juden während des Spanischen Bürgerkriegs in den Jahren 1936- 1939 ist wenig bekannt. Das hängt sicherlich, neben anderen Faktoren, damit zusammen, dass die dominierende Festschreibung von Jüdinnen und Juden in Opferrollen bis heute so stereotyp wie falsch zugleich ist. Insgesamt kämpften, je nach Quelle, 6.000 bis 7.000 Jüdinnen und Juden in den internationalen Brigaden - ein proportional hoher Anteil. Die 56-minütige WDR-Produktion von Eran Torbinger „300 Juden gegen Franco“ greift, entgegen dem Klischee, die Teilnahme jüdischer Freiwilliger in den internationalen Brigaden während des Spanischen Bürgerkriegs auf. Sie illustriert die Rolle der Brigaden, denen sich rund 40.000 Menschen - meist kommunistisch, sozialistisch oder anarchistisch gesinnt -  anschlossen, während die liberalen Demokratien dem aufkommenden Faschismus und dem Nationalsozialismus in Europa wenig entgegenbrachten. Vielmehr setzten diese Staaten auf eine Beschwichtigungspolitik, während Spanien für den NS-Staat, aber auch für Italien unter Mussolini ein ideales Erprobungsfeld für einen künftigen Krieg darstellte.

Im Mittelpunkt der Dokumentation steht, anhand von Zeitzeugengesprächen, Briefen und Berichten, die Geschichte von 300 Juden, in der Mehrzahl junge Männer aus dem damaligen Palästina. Die Mehrzahl von ihnen waren Kommunist/innen, die auf eine Koexistenz mit der arabischen Bevölkerung hofften und daher in mancherlei Hinsicht eher gesellschaftliche Außenseiter/innen waren. Doch auch junge Zionisten wie David Karon verließen Palästina, entgegen dem Großteil der zionistischen Bevölkerungsmehrheit, die sich gegen den Faschismus wandte, aber den Aufbau einer jüdischen Heimstatt prioritär sah.

Eindringlich zeigt der Film, dass die Freiwilligen sehr wohl wussten, was Faschismus und Nationalsozialismus bedeuteten, gerade für sie als Jüdinnen und Juden. Sie begriffen ihren Kampf, über politische Ideale hinaus, als einen für das Leben. Für sie und für viele andere blieb der bittere Umstand, dass das Franco-Regime nach dem verlorenen Krieg der Republik internationale Anerkennung fand, während zig Tausende seiner Gegner fliehen mussten oder ermordet wurden.

Ein Manko der Filmdokumentation stellt ihre weitgehende Anlehnung an das parteikommunistische Narrativ dar. So werden die Rolle der Komintern und der stalinistischen Sowjetunion ausgeblendet und die Schauprozesse gegen Mitglieder der trotzkistischen POUM oder die Politik gegen die Anarchist/innen kommen nicht vor. So wird einer unnötigen Mythologisierung Vorschub geleistet. Für den Einsatz in der Bildungsarbeit besteht an dieser Stelle deutlicher Bedarf an zusätzlichen Informationen. Zur Vertiefung oder zur eigenen Vorbereitung bietet sich hier das Buch von Arno Lustiger „Schalom Libertad. Juden im spanischen Bürgerkrieg“, Berlin (2001) mit zahlreichen Biografien an.

Die Dokumentation kann auf YouTube angesehen werden.  

 

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