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Die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg – Chance und Herausforderung im deutsch-russischen Jugend- und Schüleraustausch

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Beitrags-Autor: Ingolf Seidel

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Meike Köhler ist Referentin für schulischen Austausch und Sprachförderung bei der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch.

Von Meike Köhler

„70 Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs: Jugendaustausch – Verständigung – gemeinsame Zukunft“ – unter diesem Motto stehen die ersten Themenjahre im deutsch-russischen Jugendaustausch 2015/2016. Mit ihrer Initiative rufen die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch und das Nationale Koordinierungsbüro für den Jugendaustausch mit der Bundesrepublik Deutschland dazu auf, bei deutsch-russischen Jugend- und Schülerbegegnungen die Auseinandersetzung mit der Erinnerung an den 2. Weltkrieg ins Zentrum zu rücken. Die Themenjahre stehen unter Schirmherrschaft der Bundesjugendministerin Manuela Schwesig und des Bildungsministers der Russischen Föderation Dmitrij Liwanow.

Für die beteiligten Akteure sind die Themenjahre Herausforderung und Chance zugleich. Schließlich spielt der Zweite Weltkrieg in den Erinnerungskulturen beider Länder eine herausragende Rolle und dient in beiden Fällen der Selbstvergewisserung des Staates. Zugleich blicken beide Länder aus unterschiedlichen Perspektiven auf das Kriegsende. In Russland wird der Sieg über das faschistische Deutschland gefeiert und wird - vor allem vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise - zur Quelle eines Nationalstolzes. Zugleich vergegenwärtigt die Zahl von 26,6 Mio. Kriegsopfern in der ehemaligen Sowjetunion, welches Leid mit dem Sieg über die Nationalsozialisten verbunden war. In Deutschland gilt die Erinnerung vor allem der Opfer des Faschismus. Die Gewissheit, sich mit der eigenen Schuld auseinandergesetzt zu haben, spielt dabei für das Selbstverständnis Deutschlands eine zentrale Rolle. Gerade vor diesem Hintergrund sind die Initiatoren der Themenjahre überzeugt: ein Dialog über die unterschiedlichen Erinnerungen an die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts gerade zwischen Deutschland und Russland trägt dazu bei, einander zu verstehen und an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten.

Das Interesse an den Themenjahren ist entsprechend groß: über 70 Vertreterinnen und Vertreter schulischer und außerschulischer Organisationen aus Deutschland und Russland beteiligten sich am Auftakt, der vom 4. bis zum 8. Juni in Moskau stattfand. Dabei wurde deutlich: der Wille zu Begegnung und Auseinandersetzung mit der Erinnerung ist auf beiden Seiten vorhanden. Doch dafür braucht es Mut und vor allem auch Professionalität im Umgang mit dem Thema. Denn der Wunsch nach einem konfliktfreien Miteinander lässt Projektleiterinnen und Projektleiter im deutsch-russischen Austausch häufig davor zurückschrecken, widerstreitende Interpretationen von Geschichte zum Gegenstand einer Begegnung zu machen. Dass Konflikte nicht Hindernis, sondern Ausgangspunkt und Ressource einer Begegnung sein können – dieses Verständnis gilt es im deutsch-russischen Jugendaustausch noch zu entwickeln. Die Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch und das Nationale Koordinierungsbüro der Russischen Föderation unterstützen die Akteure dabei mit entsprechenden Fachveranstaltungen, die vor allem die Zusammenarbeit zwischen deutschen und russischen Partnern aber auch dem Erfahrungsaustausch unterschiedlicher Akteure und ihrer Vernetzung dienen sollen.

Weitere Informationen zu den Themenjahren bietet die Homepage der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch.

 

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