Zwangsarbeit 1939-1945. Zeitzeugen-Interviews für den Unterricht – DVD und Lehrerheft
In Zusammenarbeit der Bundeszentrale für politische Bildung mit dem Center für Digitale Systeme (CeDiS) - E-Learning, E-Research, Multimedia der Freien Universität Berlin entstand im Jahr 2010 die DVD-Edition "Zwangsarbeit 1939-1945. Erinnerungen und Geschichte. Zeitzeugen-Interviews für den Unterricht". Basierend auf den knapp 600 Interviews der Online-Archivs „Zwangsarbeit 1939-1945“ bietet das Paket rund um die Themen Zwangsarbeit, Entschädigung und Oral History auch ein Lehrer/innenheft zur Unterrichtsvorbereitung, das Aufgabenvorschläge für alle Schularten ab der 9. Klasse enthält. Die Bildungsmaterialien bieten die Möglichkeit eines fundierten historischen Überblicks für die Mittelstufe, der für die Oberstufe durch Fragestellungen zur Erinnerungskultur – wie beispielsweise der Entschädigung und Anerkennung – vertieft werden kann. Die Materialien sind in drei kompetenz- und methodenorientierte Anwendungsstufen geteilt. Sie sind für den lehrerzentrierten Regelunterricht im Klassenverband ("Basis"-Modul), die intensive, interaktive Bearbeitung im Computerraum ("Projekt"-Modul, unterstützt durch Lernsoftware) oder für die individuelle Prüfungsvorbereitung ("Präsentations"-Modul, Abitur und mittlerer Schulabschluss) optimiert.
Die Doppel-DVD
Die Video-DVD umfasst fünf biographische Kurzfilme von je etwa 25 Minuten Länge. In den Sequenzen berichten die ehemaligen Zwangsarbeiter/innen über ihre Verschleppung, von ihren Erfahrungen während der Zwangsarbeit, dem Verhalten der Deutschen und von ihrer Zeit nach der Befreiung. Mit dem versuchten Querschnitt sind exemplarisch sehr unterschiedliche Biographien nachvollzogen und zur didaktischen Anwendung aufbereitet worden:
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Reinhard Florian, Verfolgung und Sklavenarbeit eines deutschen Sinto
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Helena Bohle-Szacki, eine deutsch-jüdische Polin in KZ und Emigration
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Claudio Sommaruga, Zwangsarbeit und Verweigerung eines italienischen Militärinternierten
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Sinaida Iwanowna Baschlai, eine so genannte Ostarbeiterin aus der Ukraine in einem Privathaushalt und in der Rüstungsindustrie
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Victor Laville, ein französischer Zwangsarbeiter, der nach seiner Flucht erfolgreich untertauchen konnte.
Zusätzlich können Bilder sowie zwei Hintergrundfilme genutzt werden. Die vertiefenden Videos beschäftigen sich zum einen mit dem Zeitzeugen-Archiv „Zwangsarbeit 1939-1945“ selbst und führen in dessen Umfang und Funktionen ein. Der zweite Film von Alexander von Plato und Loretta Walz aus dem Jahr 2009 beleuchtet die Thematik „Zwangsarbeit und Entschädigung“ (20Min.). In einer dazugehörigen Aufgabe werden die jugendlichen Adressat/innen aufgefordert, die Debatte und ihren Ausgang zu bewerten.
Die Lernsoftware-DVD bietet unterstützend zu den bereits genannten Filmen, umfangreiche, kompetenzorientierte Aufgabenvorschläge, die nach kurzer Einführung in die intuitive, benutzer/innenfreundliche Oberfläche direkt im Arbeitsfenster der Software bearbeitet, gedruckt und exportiert werden können. Bei der Vermittlung und selbstständigen Bearbeitung der Aufgaben aus dem Projekt-Modul und für das Präsentations-Modul helfen über 150 anschauliche Zusatzmaterialien von Transkripten, privaten Bildern, historischen Dokumenten, Infotexten bis hin zu Methodentipps. Daneben können eine Zeitleiste sowie animierte Karten zu den Leidensstationen der fünf Zwangsarbeiter/innen, zur Verdeutlichung der Strukturen der NS-Zwangsarbeit sowie zu den Entschädigungszahlungen an Staaten (vor und nach 1990) und an Einzelpersonen (2001-2007) herangezogen werden.
Das Lehrerheft
Das von Cord Pagenstecher und Angela Martin verfasste Heft für Lehrkräfte unterstützt die didaktische Anwendung der DVD-Edition mit Informationstexten, Aufgabenvorschlägen und kopierfähigen Arbeitsblättern. Das Heft wartet mit allgemeinen Informationen zum Umgang mit Zeitzeugen-Interviews, Einsatzszenarien sowie Anregungen für einen einfachen Einstieg in den Unterricht auf und verhilft den Bildner/innen zum nötigen und ergänzenden Kontextwissen. So findet sich auch im Lehrerheft ein Text zur Entschädigung der Zwangsarbeiter/innen.
Die zentrale Quellenbasis der fünf biographischen Kurzfilme kann jederzeit nach Anmeldung durch die unzähligen weiteren Interviews mit Zwangsarbeiter/innen auf der Website des Online-Archivs ergänzt werden. Einige Zusatzmaterialien der Lernsoftware-DVD werden neben weiteren digitalen Bildungsbausteinen und einer äußerst umfangreichen Linkliste im Bildungsbereich des Zwangsarbeit-Archivs bereitgestellt.
Fazit
Die DVD eignet sich aufgrund der gewählten Schicksale hervorragend für die Darstellung der unterschiedlichen Umgangsformen, Ausbeutungsbedingungen und Handlungsoptionen innerhalb des nationalsozialistischen Zwangsarbeitssystems. In Kombination mit dem Hintergrundmaterial und dem Lehrerheft lassen sich multimediale, mit Arbeitsempfehlungen versehene und für verschiedene Jahrgangsstufen optimierbare Unterrichteinheiten zum Thema selbst zusammenstellen. Auch wenn sich das Material vorrangig an 14- bis 18jährige Schüler/innen richtet, ist es auch für die außerschulische Bildungsarbeit eine äußerst hilfreiche Zusammenstellung. Insbesondere das Interview mit Claudio Sommaruga, der Film "Zwangsarbeit und Entschädigung", die interaktive Karte zu den Entschädigungszahlungen und ein einführender Text im Lehrerheft greifen die Frage nach Anerkennung und Entschädigung auf.
Die Bundeszentrale für politische Bildung vertreibt sowohl die Doppel-DVD (7€) als auch das Lehrerheft (3€).
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- 12 Nov 2014 - 08:54