Sophie Scholl – Die letzten Tage. Unterrichtsmaterial zum Film
Die Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“ stellt heute eines der bekanntesten Beispiele jugendlichen Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime dar. Ihre Mitglieder – unter ihnen die Geschwister Sophie und Hans. Sie machten durch mehrere Flugblätter auf die Verbrechen der Nationalsozialisten aufmerksam und versuchten damit, das deutsche Volk zu passivem Widerstand zu bewegen. Sie taten dies vor dem Hintergrund, dass sie anfangs selbst von der NS-Ideologie begeistert und aktiv in HJ und BDM tätig waren, da die Nationalsozialisten bündische Elemente in die HJ übernahmen. Die selbst verfassten Schreiben wurden von der Gruppe an tausende Haushalte in München und anderen deutschen Städten gesendet sowie in der Münchner Universität ausgelegt. Bei einer dieser Aktionen wurden Hans und Sophie Scholl verhaftet und nach einigen Tagen gemeinsam mit ihrem Mitstreiter Christoph Probst nach tagelangen Verhören durch die Gestapo zum Tode verurteilt und hingerichtet. Der kurze Schauprozess, der der Abschreckung dienen sollte, und die daraus resultierenden Urteile, machen den Charakter des nationalsozialistischen Regimes und dessen Umgang mit Gesetz und Recht deutlich. Eine Auseinandersetzung mit der Gruppe, ihren Zielen und den daraus resultierenden Konsequenzen bietet sich zur Behandlung im Unterricht auch deshalb an, weil die Protagonist/innen selbst kaum älter als die Schüler/innen heute waren. Dabei gilt es jedoch die Unterschiede von Jugendlichen im NS und in der Demokratie herauszuarbeiten. Anhand der Analyse des Films und der sechs Flugblätter, die die Gruppe im Laufe ihres Wirkens produzierte, kann die grundlegende Kritik am nationalsozialistischen System, aber auch am Handeln bzw. Nicht-Handeln des deutschen Volkes thematisiert werden.
Der Film
Der Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ besteht im Wesentlichen aus drei Teilen: Die erste Sequenz zeigt das Handeln der „Weißen Rose“, die Verschickung der Flugblätter und das Verteilen an der Münchner Universität. Der zweite Teil fokussiert in erster Linie die Verhöre Sophie Scholls durch den Gestapobeamten Mohr und ihre Zeit in einer Zelle des Gestapo-Gefängnisses. Im Schlussteil findet schließlich der Schauprozess gegen die drei inhaftierten Mitglieder der Gruppe und die anschließende Vollstreckung des Todesurteils statt. Im Mittelpunkt des Films steht fortwährend die Figur der Sophie Scholl, an deren Beispiel der Weg von der politischen Aktivität zur Verhaftung und Ermordung durch die Nationalsozialisten nachgezeichnet wird. Die Sequenzen, die die Verhörsituation im Gestapogefängnis darstellen, wurden anhand der Verhörprotokolle und Aussagen des Gestapobeamten Mohr aus dem Jahr 1951 rekonstruiert.
Das Unterrichtsmaterial
Der Cornelsen-Verlag hat zu dem Film, der 2005 erschienen ist, Begleitmaterial für den Unterricht entwickelt, welches eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema erlaubt. Die Schüler/innen haben durch das Material die Möglichkeit, sich die Ziele und die Kritiken der „Weißen Rose“ zu erschließen und anhand der Texte der Flugblätter die verschiedenen Argumentationsmuster nachzuvollziehen. Die gewählten Textpassagen und die ergänzenden Kontextinformationen ermöglichen es den Schüler/innen außerdem, das Wirken der Gruppe in einem breiteren historischen Zusammenhang zu verstehen. Es wird beispielsweise darauf hingewiesen, dass das sechste und letzte Flugblatt im Februar 1943 entstand, zu einem Zeitpunkt, an dem die Aktivist/innen unter dem Eindruck der, aus nationalsozialistischer Sicht, militärischen Katastrophe von Stalingrad standen.
Neben der Erfassung und Bearbeitung der Inhalte regt das Zusatzmaterial außerdem zu einer Analyse und Einordnung der Wirksamkeit der gewählten Protestform an. Mittels verschiedener Textstellen, Perspektiven und Fragen werden die Schüler/innen dazu aufgefordert, sich mit dem Politikverständnis der „Weißen Rose“ und den mit dem Protest verbundenen Gefahren auseinanderzusetzen und eine persönliche Einschätzung der Wirksamkeit der Flugblätter abzugeben. Daran anschließend wird mit der Frage nach der Frömmigkeit und der Bedeutung des Gewissens bei den Protagonist/innen heutige Zivilcourage und andere Beispiele von persönlichem Widerstand reflektiert.
Im letzten Teil des Materials wird schließlich auf die Konzeption und Umsetzung des Filmes eingegangen. Die Schüler/innen werden hier dazu eingeladen, Darstellungsform und Schwerpunktsetzung der Produktion zu analysieren und zu bewerten.
Einsatz im Unterricht
Das Material eignet sich sehr gut, um eine intensive Auseinandersetzung der Schüler/innen mit dem Film und dem Thema „Jugendlicher Widerstand im NS“ anzuregen. Aufgrund des Themas und der komplexen und intellektuell anspruchsvollen Fragestellungen eignet sich das Material allerdings erst für den Einsatz in der Sekundarstufe II.
Das Material kann auf der Webseite des Verlages heruntergeladen werden. Für registrierte Lehrer/innen, Schüler/innen, Dozent/innen und Trainer/innen steht der Download kostenlos bereit. Private Nutzer/innen können das Material zum Preis von 2,10 Euro ebenfalls auf der Seite herunterladen. Auf der Webseite des Films finden sich weitere Informationen und Hinweise zur Bestellung von DVDs. Des Weiteren können Trailer, die Texte der Flugblätter und verschiedene Interviews mit den Darstellern angesehen werden.
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- 12 Jun 2013 - 07:11