Lebensgeschichten und Lernorte der DDR im Unterricht in der Zeitschrift Theo-Web für Religionspädagogik
Die Online-Zeitschrift Theo-Web bietet theoretische Texte zu aktueller Religionspädagogik. Die Artikel beinhalten teilweise konkrete Hinweise und Vorschläge für Unterrichtseinheiten, sind aber vor allen Dingen als theoretische, theologische Texte zu verstehen und entsprechend zu lesen. Auffallend ist, dass Lernorte als ein zentraler Bezugspunkt der dargestellten Religionspädagogik ausgewiesen werden.
Lebensgeschichten und Lernorte
In seinem ausführlichen Artikel „Schulische und außerschulische Lernorte zum Thema 'Kirche in der DDR'“ erörtert der Marburger evangelische Theologe David Käbisch die Möglichkeit und Bedeutung des Einbezugs von Lernorten in die Bildungsarbeit mit Schüler/innen. Als Lernorte sind dabei Gemeinde, Familie und andere Begegnungsstätten zu verstehen, in welchen Religiösität gelebt, vermittelt und erfahren wird. Zu diesen Lernorten gehören dann automatisch auch Lebensgeschichten, die auch im Unterricht erfahrbar gemacht werden können.
Käbisch reflektiert auf theoretischer Ebene ein mögliches Vorgehen im Religionsunterricht, das Kirche als außerschulischen Lernort begreift und Lebensgeschichten aktiv mit einbezieht. Zunächst sollen die Schüler/innen auf ihren eigenen Bezug zur Geschichte der DDR sensibilisiert werden. Dazu gehören eigene politische Verortungen, Wissen und Vorannahmen zur DDR sowie ein gemeinsames Erarbeiten grundsätzlicher Informationen.
Darauf aufbauend können Lebensrealitäten beleuchtet werden. Hierzu wird unter anderem der Film „Good bye, Lenin!“ aus dem Jahr 2003 vorgeschlagen. Außerdem wird hervorgehoben, dass in den Bundesländern der ehemaligen DDR durchaus zumindest teilweise auch Bezüge der Schüler/innen zu den eigenen Eltern und Großeltern hergestellt werden können. Damit wird die Familie als Lernort verstanden.
Durch das Lernen über die Geschichte der DDR wird auch eine politische Gewissensbildung hergestellt, so Käbisch. Er beruft sich dabei auf eine Studie von Monika Deutz-Schroeder und Klaus Schröder, die Folgendes festhalten: Je mehr Bildung Schüler/innen über die DDR erhalten, desto negativer ist ihre moralische Beurteilung des realsozialistischen Staates. Wenngleich Käbisch selbst hinzufügt, dass diese Studie nicht durch andere vergleichbare Studien verifiziert werden kann, so ist es ihm insgesamt ein großes Anliegen, Bildung immer auch als politische Bildung zu verstehen. Entsprechend bedeutsam ist demnach der Einbezug von Lebensgeschichten, Lernorten und Erfahrungswerten in die religionsspezifische Bildungsarbeit zur DDR.
Käbischs Artikel eignet sich insbesondere für Religionslehrer/innen, um ihr eigenes Vorgehen im Untericht zu reflektieren. Insbesondere, wer an einer Einbettung des Themas DDR und Kirche in den eigenen Unterricht interessiert ist, bekommt hier eine Fülle von Anregungen und kritischen Reflexionen.
Informationen
Die Zeitschrift für Religionspädagogik Theo-Web ist online verfügbar und enthält darüber hinaus eine Schriftenreihe von religionspädagogischen Dissertationen und anderen Veröffentlichungen, die unregelmäßig erscheinen.
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- 15 Mai 2013 - 01:35