Kriegerdenkmäler als Geschichtsquellen
Das Unterrichtsmaterial, welches vom Fachportal Friedenspädagogik der Berghof Foundation zur Verfügung gestellt wird, bietet die Möglichkeit, Kriegerdenkmäler als Geschichtsquellen im Unterricht nutzbar zu machen. Kriegerdenkmäler, von denen in Deutschland etwa 100.000 zu finden sind, bieten auch einen Einblick in das Geschichtsbewusstsein der Epoche, in der sie entstanden sind. Sie geben daher nicht nur Aufschluss über den jeweiligen Krieg und seine Opfer, sondern lassen auch Rückschlüsse auf die Einordnung der Geschehnisse durch jene zu, die das Denkmal errichten ließen. Aus diesem Grunde bieten sich Kriegerdenkmale auch an, um vorherrschende Denkmuster einer Gesellschaft zu analysieren und kanonisierte Gedenk- und Erinnerungskonzepte zu untersuchen. Bei der Projektarbeit in diesem Themenbereich besteht die Möglichkeit des Einbezugs sowohl von öffentlichen Denkmälern als auch von privaten Grabsteinen oder -platten und Denkmälern, die Teil eines sogenannten „Soldatenfriedhofs“ sind.
Die pädagogische Arbeit mit Kriegerdenkmälern
In der Handreichung wird darauf hingewiesen, dass bei der Darstellung und inhaltlichen Einordnung von Kriegerdenkmälern die Gefahr besteht, dem sinnlosen Tod der gefallenen Soldaten durch Heroisierung und Mystifizierung nachträglich einen Sinn zu geben. Eine fundierte und durchdachte pädagogische Begleitung einer solchen Arbeit ist daher unumgänglich.
Für die Analyse eines solchen Kriegerdenkmals werden aus diesem Grunde verschiedene Orientierungshilfen gegeben. Es wird geraten, zunächst eine historische Einordnung des Objektes vorzunehmen. Sinnvoll scheint hier eine Kategorisierung des Denkmaltyps – also ob es sich beispielsweise um ein Mahnmal oder ein Siegerdenkmal handelt. Außerdem kann das Denkmal auf verschiedene Symbole und Allegorien untersucht und eine Unterscheidung zwischen christlicher und nationaler Symbolik unternommen werden. Eine Analyse der beabsichtigten und der tatsächlichen Wirkung des Denkmals kann Aufschluss über seine gesellschaftliche Einordnung und Bedeutung geben. Schließlich kann anhand von Aufschriften und künstlerischen Aspekten Wissen über künstlerische Formensprache und sprachlichen Ausdruck erlangt werden. Dieses Wissen kann wiederum dafür genutzt werden, um Fragen nach der Intention in Bezug auf Identitätsstiftung und kollektive Verarbeitungs- und Verdrängungsmechanismen nachzugehen.
Vorgehensweise
Anhand verschiedener Unterpunkte und kurz umrissener Arbeitsaufträge wird eine mögliche Vorgehensweise während eines fiktiven Projektes erläutert. Der Autor empfiehlt, zunächst den Wissenstand der Teilnehmer/innen zu klären, um dann mit der Informations- und Materialbeschaffung zu beginnen. Im Anschluss daran kann in Kleingruppen oder einzeln der Ort dokumentiert, die Geschichte nachgezeichnet oder die heutige Bedeutung des Denkmals festgestellt werden.
Methoden und Ideen zur weiteren Auseinandersetzung mit dem Thema
Als Ergänzung zu der praktischen Arbeit an und mit Kriegerdenkmälern werden den Leser/innen zusätzliche Möglichkeiten aufgezeigt, sich innerhalb des Unterrichts intensiver mit dem Thema „Kriegerdenkmäler“ auseinanderzusetzen. Es wird beispielsweise empfohlen, die Jugendlichen selbst ein Denkmal entwerfen zu lassen, verschiedene Gedenkformen zu analysieren und zu vergleichen, Pro- und Kontra- Diskussionen durchzuführen oder sich durch die Recherche im Internet über gesellschaftliche Debatten über Kriegerdenkmäler zu informieren. Zu der Handreichung hinzugefügt wurde außerdem ein Archivblatt, das für die praktische Arbeit genutzt werden kann. Die Schüler/Innen haben damit die Möglichkeit, ein Kriegerdenkmal anhand von verschiedenen Anhaltspunkten und Kategorien zu untersuchen.
Fazit
Das Unterrichtsmaterial ist insgesamt nicht sehr umfangreich. Es ist deshalb in erster Linie dafür geeignet, sich einen Überblick über Ideen und mögliche Methoden zu verschaffen. Um ein Projekt mit dem Thema durchführen zu können, bedarf es allerdings noch einiger ergänzender Arbeit. Es bietet sich jedoch an, die Handreichung als Grundlage zu nutzen, um ein Konzept für ein bestimmtes Kriegerdenkmal aus der eigenen Stadt oder der Region zu entwickeln. Das Material kann auf der Webseite der Berghof Foundation kostenlos als PDF heruntergeladen werden.
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- 17 Mai 2013 - 09:53