Empfehlung Unterrichtsmaterial

"Vertraute Fremde. Nachbarn in der Geschichte"

Unterrichtseinstiege in das forschende Lernen

Franz Jungbluth ist Programm Manager im Bereich Bildung der Körber-Stiftung und dort unter anderem für die Geschäftsstelle des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten tätig.

Von Franz Jungbluth

Seit zwölf Jahren bietet die Körber-Stiftung Arbeits- und Unterrichtsmaterialien zum jeweiligen Rahmenthema des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten an. So gibt es auch zur Ausschreibung "Vertraute Fremde. Nachbarn in der Geschichte" einen Reader mit Unterrichtseinstiegen zum kostenlosen Download auf der Webseite der Körber-Stiftung.

Tutorenbegleitung und Unterrichtseinstiege im Geschichtswettbewerb

Zwar sind Eigeninitiative und forschendes Lernen der Schülerinnen und Schüler Grundpfeiler des Wettbewerbes. Die Begleitung durch Lehrkräfte als Tutoren ist dennoch ausdrücklich erwünscht. Sie helfen mit ihrem Fachwissen dabei, Fragestellungen realistisch einzugrenzen. Sie fungieren als "Türöffner", wenn offizielle Stellen oder gewünschte Gesprächspartner Anfragen der Jugendlichen skeptisch gegenüberstehen. Und sie führen motivierende und strukturierende Gespräche, wenn der Projektarbeit die Luft auszugehen droht.

Die Unterrichtseinstiege bieten elf didaktisch aufbereitete Themenbeispiele zu Nachbarn in der Geschichte, die sich anhand verschiedener Quellentypen in einer Unterrichtsstunde vertiefen lassen. Dass hieraus Inspiration für eigene Wettbewerbsprojekte entsteht, ist durchaus beabsichtigt. Fertige Projektideen kann und will der Reader hingegen nicht liefern. Das Material soll einen Zugang zu möglichen Fragestellungen vermitteln und genügend Potenzial für Diskussionen bieten, die über die Unterrichtsstunde hinausweisen. Im Fokus stehen daher solche Themen, die sich relativ problemlos auf die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen übertragen lassen. Die Bearbeitungsvorschläge sind so zugeschnitten, dass in der Stunde immer wieder auf den Kern des Wettbewerbsthemas verwiesen wird.

Themenauswahl und Aufbau

Anknüpfungspunkte aus dem Nahbereich gibt es viele, etwa den Werksiedlungsbau während der Industrialisierung, die zunächst verbotene und dann verdrängte Nachbarschaft beim Einsatz polnischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter oder die Gestaltung der Nachbarschaft durch Vereine und Bürgerinitiativen. Bei der Suche nach Themen, die Schülerinnen und Schülern sowohl genügend Material vor Ort als auch Freiräume und Motivation für ein halbjähriges Geschichtsprojekt bieten, ist dies ein großer Vorteil. Bei der Entwicklung ihrer Projekte werden Schülerinnen und Schüler – und ihre Tutoren – jedoch darauf achten müssen, sich nicht in der Chronik "ihres" Vereins oder Unternehmens, in der Bau- oder Sozialgeschichte "ihres" Stadtteils zu verlieren. Nachbarn sind immer konkret benennbare Akteure und Nachbarschaftsgeschichte ist daher immer eine Beziehungsgeschichte.

Neben einer Auffächerung des Themenspektrums und Vorschlägen für interessante Fragestellungen bieten die Unterrichtseinstiege auch Hintergrundinformationen zur Quellenbasis, die so vielgestaltig ist wie das Thema Nachbarn selbst. Hochglanzbroschüren eines Großunternehmens, Flugblätter eines alternativen Nachbarschaftszentrums oder Gemeinderatsprotokolle über Schwierigkeiten einer grenzüberschreitenden Nachbarschaft werden nicht nur als Material für einzelne Unterrichtseinheiten herangezogen. In den Begleittexten finden Lehrkräfte auch Hinweise darauf, wo sich ähnliche Quellen in ihrer Umgebung finden lassen, was sie – in ihrer typischen Ausprägung – leisten können und was nicht, und auf welche "Haken und Ösen" des Materials die Schülerinnen und Schüler im Laufe ihrer Projekte stoßen könnten.

 

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