Dokumentation der Veranstaltungsreihe „Celluloid Curtain“ – Spionagefilme aus der Ära des Kalten Krieges
Die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) veranstaltete gemeinsam mit dem Zeughauskino in Berlin und dem Goethe-Institut London vom 1. bis 22. Juni 2011 eine internationale Filmreihe mit Spionagefilmen, die zwischen 1960 und 1974 auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs entstanden. Das elfteilige Filmprogramm wurde von Oliver Baumgarten und Nikolaj Nikitin kuratiert. Die in der Filmreihe „Celluloid Curtain“ gezeigten Agentenfilme entstanden in Bulgarien, der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Demokratischen Republik, Frankreich, Großbritannien, Polen, Rumänien, Spanien, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei und Ungarn. Alle Filme sind ideologisch geprägt und daher für die sozialgeschichtliche Forschung erkenntnisreich. Zum einen führten in die Filmaufführungen Film- und Kulturwissenschaftler ein, zum anderen gab es begleitend eine Podiumsveranstaltung und ein filmpädagogisch aufbereitetes Schulprogramm.
Dokumentation der BpB
Auf der Internetseite der BpB befinden sich eine umfangreiche Dokumentation der Veranstaltungsreihe und weitere Materialien zu der Thematik. In einem neunminütigen Video leiten die beiden Kuratoren in die einzelnen Filme ein und begründen ihre Auswahl. Die genretypische einsame Heldenfigur ist eine Gemeinsamkeit der Agentenfilme in Ost und West. Der Agent ist immer auf sich allein gestellt ist, muss stark sein und kann damit den Zuschauenden als Identifikationsfigur dienen. Das Genre funktionierte unabhängig von der jeweiligen Ideologie in beiden Systemen gleich.
Außerdem gibt es in der Zusammenstellung vier Experteninterviews mit Oliver Baumgarten, Dr. Christoph Classen, Prof. Dr. Konrad Jarausch und Dr. Andreas von Bülow, die den Forschungsstand zu dieser Thematik erläutern. Christoph Classen hat zudem einen Artikel zum Thema „Kalter Krieg im Kino: Zur Konjunktur des Agentenfilms in den 1960er-Jahren und ihren Voraussetzungen“ verfasst, der neben dem Artikel von Eva Horn zu „Die Wahrheit der Fiktion: Spionagefilme und politische Wirklichkeit“ als Hintergrundinformation dienen kann.
Die Filme
Die elf ausgewählten Filme werden von verschiedenen Autorinnen und Autoren einzeln vorgestellt und analysiert. Besonders hervorzuheben sind dabei einer der ersten Spionagefilme „For Eyes Only – Streng Geheim“, der in der DDR produziert wurde. Aus dem Vorwurf, Westdeutschland hege Angriffspläne gegen die DDR und dem daraus legitimierten Mauerbau entwickelte der Regisseur János Veiczi einen stark ideologisierten Film. Neben eher unbekannten Filmen aus Osteuropa befindet sich in der Filmreihe auch der populäre Klassiker „Der Spion, der aus der Kälte kam“, der 1965 in Großbritannien produziert wurde. Dieser Film hat zwar eine klar westliche Positionierung, betrachtet aber im Gegensatz zu den Bond-Filmen die Welt nicht in Schwarz-Weiß, also Gut und Böse, sondern stuft sie in Grautönen ab. Dem Spion wird das Heldenhafte entzogen, in dem seine Tätigkeiten als ein schmutziges Geschäft mit Sabotage und Machtspielen dargestellt werden. Die Irritation des Publikums, das ein differenziertes Bild im Spionagefilm bis dahin nicht gewohnt war, machte den Film zu einem Klassiker. Weitere ausgewählte Filme in der Reihe waren unter anderem: „Die 1000 Augen des Doktor Mabuse“, „There is Nothing Finer then Bad Weather“ und „Die gestohlene Bombe“.
Filmpädagogisches Material für Schulaufführungen
Zu den Filmen „For Eyes Only – Streng Geheim“ und „Die gestohlene Bombe“ wurden Materialien, bestehend aus jeweils einem Handout für Schüler/innen, Anregungen für den Unterricht, einem Arbeitsblatt sowie Zusatzdokumenten aus verschiedenen historischen Quellen für Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren entwickelt. Das Handout zu der 1961 in Rumänien gedrehten Agentenkomödie „Die gestohlene Bombe“ gibt Hintergrundinformationen zum Inhalt, dem Thema, aber auch Hilfestellungen bei der Filmanalyse. So werden einzelne Figuren und Figurengruppen detailliert vorgestellt. Dieser Film vermittelt den Kontext des atomaren Wettrüstens mit komödiantischen Slapstickelementen im Genre des Agentenfilms. Die Aufgaben des Arbeitsblattes beinhalten die Analyse und Reflexion der Figurengestaltung, die Schülerinnen und Schüler sollen sich aber auch in die Rolle des Regisseurs versetzen und die Figurenkonzeption beschreiben. In einer Gruppenübung kann ein alternatives Ende entwickelt werden. Neben der Analyse der Gestaltung des Films und der Musik werden in die Aufgaben auch Quellendokumente eingebunden, die in einer Diskussion gemeinsam mit dem Film ausgewertet werden sollen. Das Arbeitsblatt wird mit weiteren Anregungen für den Unterricht ergänzt, die neben schriftlichen Übungen auch theatralische Möglichkeiten bieten.
Fazit
Die Dokumentation der Veranstaltungsreihe „Celluloid Curtain“ bietet umfangreiche Informationen zur Thematik der Agentenfilme im Kalten Krieg in Form von Artikeln und Videos, aber auch Analysen zu einzelnen Filmen. Zudem bietet das pädagogische Material die Möglichkeit die Filme im Schulunterricht nach ihrem sozialgeschichtlichen Kontext zu untersuchen sowie darüber hinaus die Gestaltungselemente der ausgewählten Filme zu analysieren und eigene Ideen zu den Filmmotiven zu entwickeln.
Die Materialien können auf der Internetseite als PDF abgerufen werden.
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- 18 Apr 2012 - 06:23