Rechtsextremismus ist keine Randerscheinung in der Gesellschaft, sondern lässt sich in verschiedenen alltäglichen Situationen wiederfinden und Einstellungsmuster wie Rassismus, Homophobie und Antisemitismus sind auch in der sogenannten Mitte der Gesellschaft vorhanden. Die Strukturen der rechtsextremen Gruppen erweitern sich stetig. Doch ebenso entwickeln sich breite lokale, regionale und überregionale Bündnisse gegen Rechtsextremismus, Gewalt, Rassismus und Antisemitismus. Die einzelnen Initiativen haben meist einen starken Fokus auf die Aufklärungsarbeit und Rechtsextremismusprävention. Einige von ihnen verbinden ihre Tätigkeiten der Demokratiepädagogik gegen rechts auch mit Erinnerungsarbeit an die nationalsozialistischen Verbrechen. Die politischen Entscheidungsträger betonen oftmals die Wichtigkeit all dieser Akteure und Organisationen, beschließen aber auch Kürzungen in der Finanzierung. Vor allem drei an dieser Stelle vorgestellte Projekte basieren auf Vereinsarbeit und sind daher auf Projektgelder angewiesen. Bei verschiedenen Initiativen, wie dem apabiz, gestaltet sich die Finanzierung durch die sogenannte „Extremismusklausel“ in Förderprogrammen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sehr schwierig, da sie aus prinzipiellen Erwägungen keine Förderung in den derart ausgerichteten Bundesprogrammen beantragen und weitgehend auf Spenden und Fördermitglieder angewiesen sind. Im Folgenden wird Ihnen eine kleine Auswahl an Akteuren und ihre konkrete Arbeit vorgestellt.
Amadeu Antonio Stiftung
Seit 1998 setzt sich die Amadeu Antonio Stiftung für eine demokratische Zivilgesellschaft ein, die sich gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus engagiert. In diesem Rahmen haben sie über 530 Projekte, vor allem lokale Initiativen in den Bereichen Jugend und Schule, Opferschutz und Opferhilfe, alternative Jugendkultur und Kommunale Netzwerke unterstützt. Ihre wichtigste Aufgabe sieht die Stiftung darin, „Projekte über eine finanzielle Unterstützung hinaus zu ermutigen, ihre Eigeninitiative vor Ort zu stärken und sie zu vernetzen.“ Sie wollen zudem auf die Gefahren von Rechtsextremismus und Rassismus aufmerksam machen und die Problematik dauerhaft im öffentlichen Diskurs verankern. Zu den von der Amadeu Antonio Stiftung unterstützen Projekten gehören das Zentrum Demokratische Kultur (ZDK) und das ProgrammEXIT für Aussteiger aus der rechtsextremen Szene. Im Internet positioniert sich die Stiftung auf verschiedenen Plattformen gegen Rechtsextremismus: Mut gegen rechte Gewalt, Netz gegen Nazis, no-nazi.net, Aktiv im Netz gegen Nazis: Generation 50+ und möchte damit auch kleine Initiativen zu eigenen Projekten ermutigen. Über die Arbeit der Stiftung informiert ein kurzer Film auf der Internetseite. Daneben bietet die Stiftung auch Fortbildungen für Pädagog/innen zum Thema Antisemitismus, lokale Spurensuche und Erinnerungskulturen.
Gegen Vergessen-Für Demokratie e.V.
Der Fokus des Vereins liegt auf der Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen und der Aufklärungsarbeit zum Unrecht der SED-Diktatur. Mit seiner Arbeit fördert der Verein zivilgesellschaftliches Engagement, sowie die Auseinandersetzung mit politischer Teilhabe und dem politischen Extremismus. Zu diesem Zweck berät und unterstützt der Verein mit einem kleinen Förderetat lokale und regionale Initiativen zur Geschichtsaufarbeitung, aber auch Projekte gegen politischen Extremismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung von Minderheiten. Die Arbeit des Vereins stützt sich auf drei Bereiche. Zum einen auf den Bereich „Praktische Geschichtsvermittlung in der Einwanderungsgesellschaft“, in dem ein Praxishandbuch mit neuen thematischen und methodischen Ansätzen zur persönlichen Bezugnahme auf die deutsche Vergangenheit, zum Beispiel durch Einbindung von Migrationsgeschichte entwickelt wird. Zum anderen werden im Portal „Sie tun Gutes! Wir reden drüber“ Initiativen präsentiert, die sich aktiv für ein demokratisches Zusammenleben engagieren. Projekte können sich in dem Portal vernetzen und austauschen. Neben diesen beiden Schwerpunkten bietet der Verein „Gegen Vergessen-Für Demokratie“ auch eine „Online Beratung gegen Rechtsextremismus“ an. Besonders Personen, die anonym Hilfe suchen, weil sie in ihrem alltäglichen Umfeld mit Rechtsextremismus konfrontiert werden, unterstützt diese Beratungsform. Neben den drei Schwerpunktfeldern organisiert der Verein Veranstaltungen und Fortbildungen, zum Beispiel „Antidiskriminierungsarbeit in der Schule. Ein Fortbildungsprojekt für Pädagoginnen und Pädagogen“. Eine Broschüre zu dem Fortbildungsangebot kann auf der Internetseite heruntergeladen werden.
Apabiz - Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin e.V.
Der Trägerverein entwickelt und bietet verschiedene Materialien zur Aufklärungsarbeit über Rechtsextremismus an. Der Fokus der Arbeit liegt auf dem umfangreichen Archiv und unterschiedlichen Bildungsangeboten. Dabei arbeitet der Verein mit verschiedenen Initiativen und Bildungsträgern, wie zum Beispiel „Schule OHNE Rassismus - Schule MIT Courage Berlin“, „LISUM Berlin-Brandenburg“ und dem „Lobbi e.V. Mecklenburg Vorpommern“, zusammen. Das Archiv besteht zum größten Teil aus Primärquellen, also rechtsextremen und rassistischen Publikationen und CDs und einer umfangreichen Pressesammlung. Für die Bildungsarbeit bietet das Apabiz einen ReferentInnen-Katalog an. In diesem werden über 50 Bildungsangebote bzw. Vorträge empfohlen, die zum Teil von Mitarbeitenden des Apabiz oder auch kooperierenden Bildungsträgern durchgeführt werden. Die im Katalog enthaltenen Angebote zielen auf die Vermittlung und Vertiefung von aktuellen Strömungen im Rechtsextremismus, Workshops und Seminare gegen rechts und Vorträge zu Mädchen und Frauen in rechten Gruppierungen. Daneben werden auch Veranstaltungen zum Thema Antisemitismus und dem pädagogischen Umgang damit vorgeschlagen. Der ReferentInnen-Katalog kann auf der Internetseite des Apabiz heruntergeladen werden. Neben der Vermittlung von Referent/ innen können dort auch Handreichungen, zum Beispiel eine Argumentationshilfe gegen die "Schulhof-CD" der NPD, weitere Materialien zum Thema „Rechtsrock“ und eine Publikation zur NPD heruntergeladen werden.
Aktion Zivilcourage
Die Aktion Zivilcourage hat sich als Antwort auf die hohen Kommunalwahl-Ergebnisse rechtsextremer Parteien 1997 im damaligen Landkreis Sächsische Schweiz und einer zunehmenden Gewaltbereitschaft vor allem unter jungen Menschen gegründet. Als überparteiliches Bündnis setzt sich der Verein für die Stärkung von Demokratie, Zivilcourage und Toleranz ein und kämpft gegen Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Gewalt. Die Arbeit konzentriert sich auf den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Neben Bildungs- und Begegnungsangeboten, Projekten zur Erinnerung und Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen und vielfältigen Kulturveranstaltungen bietet Aktion Zivilcourage auch Beratungen für Menschen an, die sich verstärkt für ein demokratisches Miteinander einsetzen wollen. Multiplikator/innen können sich so über den Umgang mit Rechtsextremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit informieren und beraten lassen. Außerdem werden vereinzelt Weiterbildungen in diesem Bereich organisiert.
MOBIT Mobile Beratung in Thüringen. Für Demokratie – gegen Rechtsextremismus.
Die Initiative MOBIT unterstützt kommunale Akteure bei der Analyse von rechtsextremen Strukturen vor Ort und bei der diesbezüglichen Auseinandersetzung. Dabei agieren sie meist auf Anfrage dieser Partner/innen und unterstützen diese im lokalen Umfeld bei der Beschäftigung mit verschiedenen Formen von Rechtsextremismus und Rassismus. Ziel dieser Arbeit ist es Handlungsstrategien mit den Aktiven vor Ort zu entwickeln und Projekte anzustoßen. Welche konkreten Initiativen daraus entstehen, ist immer abhängig von der spezifischen lokalen Situation. Daher ist die Palette der Angebote von MOBIT vielfältig. Neben der Beratung, Unterstützung und Vernetzung von lokalen Aktionsbündnissen, bietet MOBIT auch eine Fortbildung zur Wahrnehmung und Deutung rechtsextremer Erscheinungsformen, Symbolen und Musik und die Vermittlung erprobter Praxisprojekte und Methoden an. Ihre Arbeit konzentriert sich dabei auf Kommunen in Thüringen. Das Angebot MOBIT wird neben Thüringen auch in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen durchgeführt. Eine Vorstellung der mobilen Beratungsteams für Demokratieentwicklung und gegen Rechtsextremismus befindet sich auf der Internetseite.
An dieser Stelle wurden exemplarisch fünf Institutionen vorgestellt. Einen Überblick über weitere Initiativen gegen Rechtsextremismus bietet ein Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung, welches auch eine Datenbank zur Recherche von verschiedenen Organisationen beinhaltet.
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- 14 Mär 2012 - 07:55