Beitrags-Autor: Ingolf Seidel Sie müssen angemeldet sein, um das Benutzerprofil zu sehen |
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In Zusammenarbeit mit der Jugendbildungsstätte Ludwigstein entstand 2012 das Modul „History Caching – Mit dem GPS in die Vergangenheit“, seitdem buchen Schulklassen – aller Schulformen – und Jugendgruppen das Modul regelmäßig. Das neue Modul soll neue Wege in der historisch-politischen Bildungsarbeit beschreiten, sowie neue Wege bei der Wissensvermittlung gehen.
Unterhalb der Jugendburg Ludwigstein, nahe Witzenhausen, liegt die Kriegsgräberstätte Ludwigstein, die 1961 vom damaligen hessischen Ministerpräsident Georg August Zinn eingeweiht wurde. Auf der Kriegsgräberstätte sind 294 Menschen aus verschiedenen Nationen mit unterschiedlichen Schicksalen bestattet, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg starben. Auf der Kriegsgräberstätte befinden sich die Gräber von deutschen Soldaten, Zivilisten und SS-Angehörigen, die Mehrzahl der dort Bestatteten waren jedoch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene.
Die Kriegstoten wurden aus den umliegenden Landkreisen umgebettet. Die Zusammenbettung der unterschiedlichen Kriegstoten und Opfer des Nationalsozialismus erfordert eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Aus diesem Grund wurde die Kriegsgräberstätte Ludwigstein in das Forschungsprojekt des Landesverbandes Hessen zur historischen Aufarbeitung von ausgewählten Kriegsgräberstätten miteinbezogen. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden acht Schicksale der dort Bestatten recherchiert. Die Ergebnisse wurden 2008 in Form kleiner Tafeln an den entsprechenden Gräbern und einer Informationstafel der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Diese Informationsform ermöglicht eine exemplarische Darstellung von verschiedenen Aspekten des NS-Systems und des Zweiten Weltkriegs.
Inhaltlich beruht das erlebnispädagogische Modul auf den Ergebnissen des Landesverbandes zur Kriegsgräberstätte. Die Biographien von Ama Ismailow, Kurt Denda, Basil Bielzobodow, Michael Pieger, Wilhelm Fritz, einem unbekannten Kriegstoten, und Nadja Plucknikowa bilden die Basis – jedes Leben bzw. jedes Schicksal verdeutlicht Aspekte des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges: Zwangsarbeit, Wehrmacht und Wehrmachtsjustiz, NS-Ideologie werden so multiperspektivisch angesprochen.
Als Methode bietet Geocaching den Jugendlichen die Möglichkeit spielerisch in das Thema bzw. Modul einzusteigen. Neben der thematischen Fokussierung werden durch die eigenständige Gruppenarbeit die Kommunikation der Jugendlichen untereinander gefördert und die sozialen Kompetenzen gestärkt.
Ein weiterer Schwerpunkt des Geocachings ist die Verbindung von Bewegung, Natur und neuen Medien – durch diese Verbindung treten die jungen Menschen aus ihrem alltäglichen Erfahrungshorizont heraus. Die erlebnispädagogischen und spielerischen Elemente wecken die Neugierde und ermöglichen, dass sich die Jugendlichen auf das Thema des Moduls einlassen.
Das Modul „History Caching – Mit dem GPS in die Vergangenheit“ besteht aus zwei Teilen.
Im ersten Teil suchen die Jugendlichen – auf dem Gelände der Jugendburg Ludwigstein – eigenständig in Gruppen nach den Caches. Im zweiten Teil schließt sich die Arbeit auf der Kriegsgräberstätte Ludwigstein an: die Biographien werden gemeinsam aufgearbeitet und reflektiert.
Mit Hilfe von GPS-Geräten suchen die Jugendlichen in Gruppen auf dem Gelände der Jugendburg Ludwigstein nach sechs versteckten Caches (wobei jedes Cache eine Biographie darstellt). Kopien von Originaldokumenten in den Caches geben den Namen, das Geburts- und Todesdatum der Person wieder. Hinzu kommen Exponate, die in Zusammenhang mit der Person stehen. Die Teilnehmenden notieren sich Namen, die Daten, um dann eine Verbindung zwischen der Person und dem Exponat herstellen. Dabei können die jungen Menschen auch Vermutungen anstellen.
Nachdem alle Gruppen die sechs Caches gefunden haben, schließt sich der zweite Teil des Moduls an: die Spurensuche auf der Kriegsgräberstätte. Ziel der Spurensuche ist es, den Jugendlichen die Biographien der sechs Personen zu vermitteln, exemplarisch verschiedene Aspekte des Nationalsozialismus anzusprechen, die Geschichte der Kriegsgräberstätte und einen Einblick in die Erinnerungskultur zu geben.
Die Spurensuche auf der Kriegsgräberstätte wird den Bedürfnissen, dem Vorwissen und Bildungsniveau, sowie dem Alter der Teilnehmenden angepasst, so dass dieses Modul für alle Schularten und heterogene Gruppen für Jugendliche ab 14 Jahren zugänglich ist.
„History Caching – Mit dem GPS in die Vergangenheit“ kann von März bis Oktober jeden Dienstag und Mittwoch direkt über den Kreisverband Kassel (kreisverband [dot] kassel [at] volksbund [dot] de) oder über die Jugendburg Ludwigstein (info [at] burgludwigstein [dot] de) gebucht werden.
Das Modul ist leider nicht barrierefrei.