In seiner Handreichung „Gegen das Vergessen“ stellt der Landesverband Bayern des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Möglichkeiten vor, Bildungsarbeit auf Kriegsgräberstätten zu betreiben. Es werden Bildungsstätten des Volksbundes und Ziele für schulische Exkursionen vorgeschlagen. Darüber hinaus wird ein umfangreicher historischer Überblick gegeben und über die pädagogische wie weltanschauliche Haltung des Vereins berichtet.
Der Volksbund präsentiert sich in der Broschüre als weltoffen und tolerant. Sein Ziel in der pädagogischen Arbeit ist es, den Wert des Friedens zu vermitteln und Jugendlichen zu ermöglichen, die Unsinnigkeit von Krieg zu verstehen. In einer historisch chronologischen Darstellung wird auf die Entstehungsgeschichte der Kriegsgräberfürsorge seit 1870 eingegangen.
Seinen gesellschaftspolitischen und friedenspädagogischen Bildungsauftrag verwirklicht der Volksbund durch die intensive Arbeit mit Jugendlichen, die sich in unterschiedlichen Begegnungsstätten kennenlernen können und sich gemeinsam mit der Geschichte auseinandersetzen. Es finden sich zahlreiche Beschreibungen zu Gedenkorten in Deutschland, die vom Volksbund betreut und gepflegt werden, mitsamt Hinweisen zu möglichen Tagungshäusern, in denen etwa Schulklassen untergebracht werden können. Die pädagogische Arbeit vor Ort zeichnet sich dadurch aus, dass sie schulische Aufklärung ebenso beinhaltet wie die pädagogische Betreuung von Gruppen und einen Praxisbezug zur Thematik, etwa in ihrer traditionellen Form der Grabpflege, bei der Jugendliche mitarbeiten können.
Insbesondere wird betont, dass interkulturelle Kompetenzen vermittelt werden sollen. Das bedeutet einerseits, sich mit Konzepten von Anders- und Fremdsein auseinanderzusetzen und zu verstehen, inwiefern diese zwischenmenschliche Beziehungen beeinflussen. Andererseits können im Rahmen des Programms des Volksbundes aber auch ganz konkret internationale Begegnungen erlebt werden. So etwa in der Kriegsgräberstätte St.-Etiennes-à-Arnes, die deutsch-französisch betrieben wird. Mehr zu den internationalen Begegnungen können Sie in dem Text von Konstantin Dittrich „Bildungspotentiale und Herausforderungen internationaler Jugendarbeit mit Kriegsgräbern“ lesen.
Die Handreichung bietet einen umfangreichen Überblick zu verschiedenen Bildungsangeboten des Volksbundes. Neben den angeführten Ausflugs- und Exkursionsmöglichkeiten werden auch Lehrerfortbildungen angeboten, bei der weitere Informationen und Medienangebote für Lehrer/innen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem gibt es zahlreiche Landesverbände und Jugendarbeitskreise, in denen Schüler/innen aktiv werden können.
Die Zeit des Nationalsozialismus muss in der historischen Darstellung dieser Handreichung allerdings mit eigenen Ergänzungen bedacht werden: Der Volksbund wird hier als Leidträger und teils sogar widerständige Institution dargestellt, wodurch eine kritische historische Reflexion bei Gebrauch des Textes notwendig wird. Die Führung des Volksbundes unterwarf sich etwa bereitwillig der nationalsozialistischen Gleichschaltung, wie es selbstkritisch auf der Webseite des Bundesverbandes heißt, und ein Teil der Mitglieder waren bereits vor 1933 überzeugte Nationalsozialisten.