Die Geschichte und die Mediensprache des Spanischen Bürgerkrieges kann am Beispiel des legendären Dokumentarfilms „The Spanish Earth“ studiert werden. Der niederländische Regisseur Joris Ivens drehte ihn im Jahr 1937 mit einem Kommentar des amerikanischen Schriftstellers Ernest Hemingway.
DVD-Cover des Films, Joris Ivens Archive
Auf der Bildebene finden sich zahlreiche Besonderheiten, die eine neue Kriegsberichterstattung auszeichnete. Der Film zeigt exemplarisch die Anfänge eines Genres, das im besten Falle ein menschenrechtliches Engagement darstellt, im schlechtesten Fall jedoch zu einer „Eventisierung“ führen kann, wie wir sie in der heutigen medialisierten Welt täglich erleben. Der Bildsprache korrespondiert eine Tonebene, die im Film aus katalanischer Musik, Kampfgeräuschen sowie einem Erzähltext besteht, den Ernest Hemingway schrieb und selbst einsprach.
„Erster Medienkrieg der Geschichte“
Der Spanische Bürgerkrieg wird mitunter als erster Medienkrieg der Geschichte bezeichnet, was mit den unterschiedlichsten propagandistischen Absichten, aber eben auch schon mit der schieren Anzahl von Fotos und Filmen und den neuen technischen Möglichkeiten in Verbindung gebracht wird. Erstmals in der Dokumentarfotografie standen leichte Kameras von Leica oder Ernamox zur Verfügung. Moderne lichtempfindliche Filme ermöglichten scharfe Bilder auch für Kriegshandlungen in Bewegung. Aufgrund der verbesserten Reproduktionstechniken räumten bekannte Fotomagazine wie die französischen Illustrierten Vu und Régards, das amerikanische Magazin Life oder die deutsche Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ) mehr Platz für die erschütternden Bilder des Krieges ein. Es entstand das Genre der Fotoreportage. Die Technik der subjektiven Kameraarbeit, oft unter Einsatz des eigenen Lebens und der Fokus auf individuelle und alltägliche Aspekte des Krieges machten Schule und werden bis heute vor allem mit dem Namen Robert Capa verbunden, der das Motto prägte: „Wenn das Foto nicht gut genug war, warst Du nicht nah genug.“
Auch in dem hier vorgeschlagenen Film zeigt sich die Hinwendung zu den einzelnen Akteuren des Krieges. Die Kamera folgt der Perspektive des Beteiligten und wird zu einem scheinbar authentischen Teil der Kampfhandlung, ja, in gewisser Weise zur Waffe selbst. Dass hier eine agitatorische, appellierende Solidaritätsbekundung einhergeht mit der Gefahr einer ästhetisierenden Entpolitisierung des Krieges, ist die Kehrseite der Medialisierung des Krieges, die auch bei vielen anderen Filmen und Fotografien aus dieser Zeit festzustellen ist. Chaos und Gewalt, Verwundungen, Blut und Tod sind bis heute keine beliebten Motive in der Kriegsberichterstattung, insbesondere, wenn es den Akteur_innen darum geht, den Kampf für eine gerechte Sache, das Revolutionäre und die Opferbereitschaft hervorzuheben.
Literatur
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Gerhard Paul, Bilder des Krieges – Krieg der Bilder. Die Visualisierung des modernen Krieges, Paderborn 2004.
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Entstehungsgeschichte des Films „The Spanish Earth“