Marina Ginestà, Barcelona 1936; © EFE, Fotograf Hans Gutmann
Das Bild gilt als Ikone des Spanischen Bürgerkriegs.
Marina Ginestà Coloma wurde am 29. Januar 1919 im französischen Toulouse als Kind einer aus Spanien emigrierten Arbeiterfamilie geboren. Beide Elternteile waren Schneider und politisch aktiv. Nach ihrer Rückkehr nach Spanien 1928 und insbesondere während des Bürgerkrieges intensivierte sich das gewerkschaftliche und kommunistische Engagement der Eltern, u.a. indem sich ihre Mutter für die Frauenrechte engagierte und für die kommunistische Partei kandidierte.
Marina und ihr Bruder waren Mitglied der Jugendorgansisation der Partit Comunista de Catalunya (PCC), später trat sie dem Vereinigten Sozialistischen Jugendverband Kataloniens (JSUC) bei, die kommunistische und sozialistische Jugendorganisationen Kataloniens vereinigte.
Aufgrund ihrer ausgezeichneten Französischkenntnisse wurde Marina Ginestà als Dolmetscherin eingesetzt, u.a. für die Volksolympiade in Barcelona, die jedoch am 19. Juli 1936 durch den Aufstand eines Teils der Garnison Barcelona zum Scheitern verurteilt war. Marina und ihr Bruder verloren an diesem Tag einen engen Freund im Barrikadenkampf. Nach der Kapitulation am selben Tag beschlagnahmte die JSUC das besetzte Hotel Colón an der Plaça de Catalunya und kurz darauf richtete sich dort die Zentrale der Sozialistischen Einheitspartei Kataloniens (PSUC) ein. Vor diesem Gebäude entstand das berühmte Foto von der 17-jährigen Marina Ginestà, die in der Parteizentrale als Schreibkraft arbeitete.
Der sowjetische Korrespondent der Zeitung „Prawda“, Michail Kolzow (rechts mit Baskenmütze), trifft Buenaventura Durruti (mit Brille). Links im Bild Marina Jinesta [sic!] und Manuel Trueba Mirones, Kommandeur der katalanischen Kolonne der PSUC „Barrio-Trueba“. Bujaralo,14. August 1936, Blogspot Durruti (23.05.2016).
Sie übernahm den Auftrag, den fließend Französisch sprechenden Korrespondenten der sowjetischen Zeitung „Prawda“, Michail Kolzow, zu dolmetschen, u.a. für das Interview mit dem Anarchistenführer Buenaventura Durruti in Bujaraloz. Der kurz darauf nach Moskau zurückbeorderte Kolzow beschrieb Ginestà in seinem veröffentlichten spanischen Tagebuch als lebendiges Beispiel der gelungenen Emanzipation spanischer Frauen.
Marina Ginestà arbeitete als Journalistin und 1938 als Redakteurin für die kommunistische Zeitschrift Verdad in Valencia, und sie schildert in einem Interview ihre damaligen Überzeugungen:
„Die Jugend, der Wunsch, zu siegen, die Losungen… ich nahm das alles sehr ernst. Ich glaubte, wenn wir Widerstand leisteten, würden wir siegen. Wir hatten das Gefühl, unsere Seite sei im Recht und dass wir schließlich den Krieg gewinnen würden, wir hätten uns nie vorgestellt, dass wir unser Leben im Ausland beschließen würden […] Die Enttäuschung über die Niederlage, die Erinnerung an die zurückgebliebenen Genossen, viele von ihnen standrechtlich erschossen, vermischte sich damals mit dem Traum, die europäischen Demokratien würden im beginnenden Zweiten Weltkrieg den Faschismus besiegen.“
Am Ende des Spanischen Bürgerkriegs befand sich Marina Ginestà in Alicante, wurde zunächst in einem spanischen Konzentrationslager inhaftiert, kam dann jedoch wieder frei und floh mit ihrem damaligen Freund über die Grenze nach Frankreich. Unterwegs in den Pyrenäen scheiterte ihr Versuch, Hilfe für den verletzten Freund zu holen; er starb. Sie gelangte schließlich, ebenfalls verletzt, nach Montpellier, wo sie ihre Eltern in französischen Internierungslagern entdeckte.
Ihre Flucht führte sie über die Dominikanische Republik nach Venezuela, von wo sie 1949 schließlich als alleinstehende Mutter mit ihrem Sohn nach Frankreich zurückkehrte. Vom Kommunismus hatte sie sich enttäuscht abgewandt. Es folgte 1951 die Heirat mit einem belgischen Diplomaten, mit dem sie eine Tochter bekam und mit dem sie an verschiedenen Orten lebte, darunter in den 1970er Jahren auch in Barcelona. Dort begann sie ihr Debüt als Autorin von preisgekrönten Romanen in katalanischer Sprache.
Die letzten 40 Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Paris. Marina Ginestà starb am 6. Januar 2014 im Alter von 94 Jahren.
Literatur
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Público/Agencias, Muere Marina Ginestà, la sonrisa que plantó cara al fascismo. [Marina Ginestà verstorben, das Lächeln, das dem Faschismus die Stirn bot], in: Público, 6. Januar 2014 (23.05.2016).
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Artikel über Marina Ginestà auf Wikipedia (23.05.2016)
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http://durrutisangreanarkista.blogspot.de (23.05.2016).
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Video auf rtve.es mit ihr als ältere Frau und dem berühmten Bild als 17-Jährige (1:17 Min., in spanischer Sprache) (23.05.2016).