Am 3. November 1914 wurde Kurt Julius Goldstein in Scharnhorst, das heute zu Dortmund gehört, geboren. Sein Vater, ein Ladenbesitzer, starb 1919 an den Folgen seiner Kriegsverletzungen aus dem Ersten Weltkrieg.
Am Gymnasium musste Goldstein erfahren, was Antisemitismus bedeutet: Ein Oberstudienrat weigerte sich mit den Worten „Prolet, Schuft“, den Jugendlichen zu unterrichten. Der Lehrer war einer der ersten Nazis vor Ort.
Kurt Goldstein, 26. Mai 2005
Goldstein trat, politisiert durch derlei Erlebnisse, dem linken deutsch-jüdischen Wanderbund „Kameraden“ bei und schloss sich 1928 dem „Kommunistischen Jugendverband Deutschlands“ an. Mit dem 16. Lebensjahr trat er der KPD bei. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten war er als Jude und Kommunist gleich doppelt gefährdet und floh aus Deutschland. Er wurde Mitglied der „Hechalutz“, einer sozialistisch-zionistischen Organisation. Dort wurde er auf einer sogenannten Hachschara-Lehrfarm in Luxemburg auf die Auswanderung nach Palästina vorbereitet; zu dieser Zeit ein illegales Unterfangen. Während dieser Vorbereitung lernte Kurt Goldstein auch seine spätere Lebensgefährtin kennen. Zwischen Juni 1935 und Mitte 1936 lebte er in Palästina.
Goldstein gehörte zu den 300 Freiwilligen, die von Palästina aus in den Spanischen Bürgerkrieg zogen. Deren Schicksale schildert exemplarisch der Film „300 Juden gegen Franco“, in dem auch Kurt Goldstein zur Rede kommt.
Goldstein war an vielen Schlachten des Krieges beteiligt. Im Rahmen der franquistischen Offensive wurde er in Seguro los Baños am Bein verwundet. Während er sich im Militärlazarett von Vich von seiner Verletzung erholte, wurde er zum örtlichen Politkommissar ernannt. Goldstein nahm an der letztlich gescheiterten Ebro-Offensive der republikanischen Truppen teil und war anschließend mit der Auflösung der Internationalen Brigaden aufgrund eines Beschlusses des Völkerbundes konfrontiert. Eine mögliche Repatriierung nach Deutschland kam für einen jüdischen Kommunisten nicht infrage. Daher blieb Goldstein zunächst in Spanien.
Er wurde im Februar 1939 in das Internierungslager Gurs in Frankreich deportiert. Nachdem Goldstein sich freiwillig zur französischen Armee gemeldet hatte, erhielt er das Angebot, in der Fremdenlegion zu dienen. Dies lehnte er ab, da er nicht Mitglied einer imperialistischen Armee werden wollte. So kam er nach Le Vernet, bis man im Juli 1942 die jüdischen Internierten in das Durchgangslager Drancy verschleppte. Mit einem der ersten Transporte wurde er nach Auschwitz deportiert und kam in das Nebenlager Jawischowitz. Dort leistete er Zwangsarbeit in der Kohlengrube. Mit dem Vorrücken der Roten Armee begann die Evakuierung von Auschwitz. Die noch gehfähigen Häftlinge wurden auf sogenannte Todesmärsche geschickt. Über eine Etappe im Konzentrationslager Groß-Rosen kam Kurt Goldstein nach Buchenwald. Nur fünfhundert von dreitausend Häftlingen, mit denen er losgegangen war, hatten den Marsch überlebt.
Nach dem militärischen Sieg der Alliierten über das nationalsozialistische Deutschland engagierte sich Goldstein für den Wiederaufbau der KPD. Bis 1957 war er Sekretär der Landesleitung der „Freien Deutschen Jugend“ in Thüringen. Anschließend wurde er erst stellvertretender Chefredakteur des Ost-Berliner „Deutschlandsenders“ und nach der Umbenennung in „Stimme der DDR“ dessen Intendant. Bis zu seinem Tod am 24. September 2007 war Goldstein im „Internationalen Auschwitz Komitee“ dessen Ehrenpräsident sowie Ehrenvorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN/BdA). Zudem wurde er 1996 spanischer Ehrenbürger. Im Mai 2005 wurde Kurt Goldstein das „Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen.
Literatur
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Arno Lustiger, Schalom Libertad! Juden im Spanischen Bürgerkrieg. Frankfurt am Main, 1989.
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Peter Nowak, Das Leben des Kurt Goldstein. Jüdische Allgemeine online, 13.02.2014 (21.04.2016).
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Kurt Julius Goldstein, Jüdische Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Westfalen, (21.04.2016).