Nicht zuletzt die oft planmäßige Bekämpfung der Zivilbevölkerung lässt Menschenrechte im Krieg besonders häufig auf der Strecke bleiben. Tod, Vertreibung, Flucht und Traumatisierung sind die Folge. Zum besseren Verständnis solcher Zusammenhänge hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. im Rahmen seines Schwerpunktjahres „Krieg und Menschenrechte“ ein Bildungspaket erstellt, das sich diesem Thema von verschiedenen Seiten nähert. Das Paket besteht aus einer 16-teiligen Posterausstellung sowie einer pädagogischen Handreichung, die zusammen als Printversion bestellbar sind.
Die pädagogische Broschüre enthält in drei Kapiteln einführende Texte und Arbeitsaufträge zu den Themen „Menschenrechte und Völkerrechte“, „Menschenrechtsverletzungen“ sowie „Kriegsgräberstätten“. Zielgruppe sind Schüler_innen ab der neunten Klasse, für die außerschulische Bildungsarbeit Jugendliche ab etwa 14 Jahren. Die historische Perspektive auf die Thematik soll es den Lernenden ermöglichen, aktuelle Prozesse besser zu verstehen und sich an ihnen zu beteiligen. Die didaktischen Leitlinien der Handreichung sind in Anlehnung an den Beutelsbacher Konsens Multiperspektivität, Kontroversität und Gegenwartsbezug.
Kapitel Eins zeichnet zunächst die Entwicklung des Völkerrechts im 19. und 20. Jahrhundert sowie der Menschenrechtsverträge nach dem Zweiten Weltkrieg nach. Die dazugehörenden Aufgaben sind sowohl für Gruppen- und Partnerarbeit als auch für die Diskussion im Plenum konzipiert. Ziel ist es etwa, den Unterschied zwischen Völker- und Menschenrechten hervorzuheben und zum Nachdenken über Aspekte von Menschenwürde zu animieren.
Die weiteren Abschnitte dieses Kapitels widmen sich insbesondere der Behandlung von Kriegsgefangenen in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Als Grundlage machen sich die Schüler_innen, teils anhand der Originaltexte, mit dem Genfer Abkommen über die Behandlung von Kriegsgefangenen, mit den Genfer Konventionen sowie mit dem Kriegsvölkerrecht vertraut. Eine vielfältige Quellenauswahl regt dazu an, sich aus verschiedenen Perspektiven mit Kriegsverbrechen der Wehrmacht, der Behandlung von Kriegsgefangenen und dem Thema Zwangsarbeit auseinanderzusetzen.
Das zweite Kapitel greift insbesondere die juristische Verfolgung von Kriegsverbrechen auf. Anhand eingehender Beispiele wie dem Bergen-Belsen-Prozess 1945 oder der Verfolgung von Kriegsverbrechern aus dem ehemaligen Jugoslawien werden die Lernenden damit vertraut gemacht, was unter dem Begriff „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ zu verstehen ist und über welche Möglichkeiten der Verfolgung und Bestrafung Kriegsverbrechertribunale verfügen. Die Verfolgung von NS-Verbrechern in der DDR fügt dem Kapitel eine weitere interessante Perspektive hinzu.
Der abschließende Block der Handreichung widmet sich Kriegsgräberstätten als „Orte des Lernens und des Nachdenkens über den Wert menschlichen Lebens“ (S. 36). Dabei vermittelt er die gesetzlichen Grundlagen solcher Erinnerungsorte und greift Besonderheiten wie die Grabmäler für den „Unbekannten Soldaten“ oder die Unterscheidung diverser Opfergruppen auf. Als Quellen dienen hier unter anderem Briefe an die Thüringische Landeszeitung, in denen Leser_innen kontrovers die Bestattung von Wehrmachtssoldaten und SS-Mitgliedern auf dem Weimarer Hauptfriedhof kommentieren.
Die zum Bildungspaket gehörende Posterausstellung beleuchtet Zusammenhänge zwischen Krieg und Menschenrechten vorwiegend anhand von Biografien. Sowohl historische als auch zeitgenössische Persönlichkeiten werden hier vorgestellt und ihre Opferrolle beziehungsweise ihre Bedeutung für die Entwicklung und Einhaltung von Menschenrechten nachvollziehbar gemacht. Darüber hinaus sind auch themenbezogene Texttafeln enthalten, etwa zu Kriegsverbrechen wie dem Einsatz chemischer Waffen oder sexueller Gewalt.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge veröffentlicht zu Beginn seines Schwerpunktjahres „Krieg und Menschenrechte“ ein Paket, das sowohl Lehrer_innen als auch außerschulischen Akteuren der historisch-politischen Bildung umfassendes Anschauungs-, Hintergrund- und Quellenmaterial an die Hand gibt. Die Grundlagentexte sind kompakt und verständlich gehalten, während eine ausgewogene Themen- und Quellenauswahl Multiperspektivität und Kontroversität gewährleistet. Damit können sowohl die Posterausstellung als auch die pädagogische Handreichung zu einem modernen Geschichtsunterricht mit Gegenwartsbezug beitragen.
Das Bildungspaket „Krieg und Menschenrechte“ ist über schule [at] volksbund [dot] de bestellbar.