Auf halber Strecke zwischen Dresden und Leipzig, unweit der Stadt Riesa, befindet sich die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain. Auf dem Gelände, das heute die Gedenkstätte beherbergt, befand sich zwischen 1941 und 1945 ein Kriegsgefangenenlager, in dem hauptsächlich sowjetische Gefangene interniert waren.
Bereits im Vorfeld des „Unternehmens Barbarossa“ eingerichtet, trafen im Juli 1941 die ersten etwa 2.000 Rotarmisten in Zeithain ein. Das Lager bestand zu diesem Zeitpunkt lediglich aus einem abgesteckten und umzäunten Gelände. Die Unterkünfte der Wachmannschaften, Schlafbaracken für die Gefangenen und andere infrastrukturelle Einrichtungen wurden im Laufe der folgenden Monate von den arbeitsfähigen Gefangenen gebaut. Aufgrund der katastrophalen hygienischen Bedingungen und der äußerst mangelhaften Versorgung der Internierten, breiteten sich schnell Krankheiten und Seuchen im Lager aus. Nach einer aufgrund von Fleckfieber verhängten, mehrmonatigen Quarantäne des Lagers im Winter 1941/42, während der die Lagerinsassen vollkommen sich selbst überlassen waren, lebten von den vormals 10.677 Gefangenen noch weniger als 4.000. Insgesamt starben in Zeithain etwa 25.000 bis 30.000 sowjetische Kriegsgefangene und circa 9.000 Internierte anderer Nationalitäten.
Nachdem das Lager mitsamt dem Lagerpersonal und einem Großteil der Gefangenen im September 1942 nach Loewen in Belgien verlegt wurde, diente das Gelände in Zeithain als Kriegsgefangenenlazarett und Zweiglager des Stalag IV B Mühlberg. Die aus dem gesamten Wehrkreis eintreffenden kranken oder verwundeten Gefangenen hatten aufgrund der unzureichenden medizinischen Versorgung praktisch keine Chance auf Heilung.
Nach der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 trafen im Lager Zeithain mehrere Transporte mit italienischen Kriegsgefangenen ein. Sie waren in einem gesonderten Lagerteil untergebracht und besaßen ein eigenes Lazarett. Wenngleich die italienischen Gefangenen eine weitaus bessere Behandlung als die sowjetischen Internierten genossen, breitete sich auch unter ihnen aufgrund unzureichender Versorgung Tuberkulose und Unterernährung aus. Im Anschluss an den Warschauer Aufstand gelangten außerdem etwa 1.400 polnische Kämpfer und Kämpferinnen der Armia Krajowa in das Lager Zeithain. Den Ärzten und Krankenschwestern, die mit dem Transport eingetroffen waren, gelang es, ein Lazarett einzurichten, welches bemerkenswert hohen medizinischen und hygienischen Standards entsprach. Die polnischen Gefangenen genossen – im Gegensatz zu den sowjetischen und italienischen – eine Behandlung, die sich weitgehend nach den völkerrechtlichen Schutzbestimmungen richtete. Neben den genannten Nationalitäten befanden sich im Laufe seines Bestehens außerdem einige französische, serbische und britische Gefangene im Lager.
Bereits im Jahr 1949 wurde durch die sowjetische Militäradministration in Sachsen eine Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Lagers eingerichtet. Das Gedenken konzentrierte sich hier allerdings auf die sowjetischen Gefangenen, die Internierten anderer Nationalitäten waren nicht Teil der örtlichen Erinnerungskultur. Durch die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) wurde Ende der 1970er-Jahre ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, deren Ziel es war, die Geschichte des Lagers aufzuarbeiten. Im Rahmen des Projektes entstand auch die Idee einer Dauerausstellung, die im Jahr 1985 eröffnet werden konnte. 1997 gründete sich schließlich der Förderverein „Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain e. V.“ und im Jahr 2002 wurde die Trägerschaft an die Stiftung Sächsische Gedenkstätten übergeben. Im Zuge dessen wurden verschiedene neue Gebäude und Ausstellungen – unter anderem eine ehemalige Lagerbaracke und eine neue Dauerausstellung – in das Gedenkstättenkonzept aufgenommen.
Heute bietet die Gedenkstätte ein umfangreiches und vielfältiges pädagogisches Angebot. Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit bilden die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Zeithain 1941-1945, die Auseinandersetzung mit der NS-Außenpolitik im Osten und der NS-Rassenideologie sowie die Erinnerungskultur nach 1945 bis heute. Das multimediale Angebot ist sowohl thematisch als auch methodisch auf verschiedene Zielgruppen zugeschnitten und kann individuell abgestimmt werden. Neben klassischen Führungen auf dem Gelände bietet die Gedenkstätte außerdem Projekttage für Schulklassen zu verschiedenen Themen an. Außerdem besteht die Möglichkeit, in einem archäologischen Workcamp unter der Leitung einer erfahrenen Bauarchäologin Ausgrabungen auf dem Gelände durchzuführen. Die pädagogischen Angebote der Gedenkstätte werden für Schüler/innen ab Klassenstufe 9 empfohlen. Die Führungen und Schülerprojekte sind kostenfrei. Die Gruppengröße sollte 25 bis 30 Personen nicht überschreiten. Auf der Webseite finden sich Formulare, mit denen man sich für Führungen oder Projekttage anmelden kann.
Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain
Zum Ehrenhain 1
01619 Zeithain
Tel.: 0 35 25 / 76 03 92
Fax: 0 35 25 / 51 04 69
E-Mail: ehrenhain [dot] zeithain [at] stsg [dot] smwk [dot] sachsen [dot] de
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Freitag: 10:00-14:00 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 10:00-16:00 Uhr