Ein Vortrag der Historikerin Gabriele Clemens. Sie befasst sich mit der wechselseitigen Beziehung zwischen der deutschen Frage und der europäischen Integration.

"Bei uns in Frankreich besteht Sorge, was Deutschland tun wird, wenn es sich nun eines Tages wieder erholt hat. Vorbereitungen zu einer Mobilmachung, zu einem Kriege, machen sich immer zuerst fühlbar auf dem Gebiete der Stahlproduktion und dazu ist die Kohle nötig." Das sagte nach den Worten Konrad Adenauers der französische Außenminister Robert Schuman über den Plan, die Kohle- und Stahlproduktion Frankreichs und Deutschlands einer gemeinsamen Behörde zu unterstellen. Diese Idee ging als Schuman-Plan in die Geschichte ein und gilt als ein Grundstein der Europäischen Union.

Es ging um wirtschaftliche, aber auch um politische Perspektiven

Man kann natürlich darüber streiten, ob nun wirtschaftliche oder politische Gründe tatsächlich mehr Gewicht hatten bei der Gründung der Montanunion oder auch darüber, in wie weit diese beiden Gründe überhaupt voneinander zu trennen sind. Das Zitat macht in jedem Fall deutlich: Die Entstehung der Europäischen Union ist untrennbar verknüpft mit der Geschichte Deutschlands, vor allem auch mit einem seiner dunkelsten Kapitel.

Wie die so genannte deutsche Frage mit der Entwicklung der europäischen Integration zusammenhängt, das erläutert heute im Hörsaal die Hamburger Historikerin Gabriele Clemens. Ihren Vortrag hat sie im Dezember 2011 gehalten, und zwar im Rahmen der Akademievorlesungen 2011/2012 der Hamburger Akademie der Wissenschaften mit dem Titel "Deutschland und Europa - Wächst zusammen was zusammen gehört?"

Gabriele Clemens hat seit 1998 den Jean Monnet Lehrstuhl für Europäische Integrationsgeschichte und Europastudien an der Universität Hamburg inne. Zu ihren gegenwärtigen Forschungsschwerpunkten gehören unter anderem die Europäisierung der Außenpolitik in den 1970er Jahren, die Geschichte des Europäischen Integrationsprozesses sowie die Türkei und Europa.

Ein Beitrag von DRadio Wissen vom 27.03.2012.

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